Oracle vollbringt das historische Meisterstück

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Nach einer Aufholjagd entschied der Titelverteidiger aus den USA den 34. America's Cup im letzten Rennen gegen Neuseeland für sich.

San Francisco/Wien. Tausende Fans waren zum Kai von San Francisco geströmt, um die Entscheidung im 34. America's Cup mitzuverfolgen. Sie wurden Zeugen eines der spektakulärsten Comebacks in der Sportgeschichte. In der 19. und letzten Wettfahrt der ältesten Segelregatta der Welt feierte Titelverteidiger Oracle gegen Neuseeland den achten Sieg in Folge und entschied die Best-of-17-Serie 9:8 für sich. Die imposante Aufholjagd hat dem Bewerb die längste Regatta in seiner 162-jährigen Geschichte beschert, erstmals seit 1983 hat wieder ein „The winner takes it all“-Rennen entschieden.

An Bord des siegreichen US-Katamarans lagen sich die elf Teammitglieder in den Armen, wenig später kam Besitzer und Software-Milliardär Larry Ellison hinzu. Persönlich gratulierte er Steuermann James Spithill und dessen Kollegen zum zweiten Erfolg seines Bootes nach 2010. In der Pressekonferenz nach der Übergabe der berühmten Silberkanne hob Spithill die außergewöhnliche Leistung seiner Mannschaft hervor. „Allein bist du nichts, aber mit so einem Team, kannst du Großes schaffen. Ich bin stolz auf meine Männer. Sieben Tage lang haben sie in den Lauf eines Gewehres geblickt und nicht einmal mit der Wimper gezuckt“, sagte der Australier.

Auf der Gegenseite war die Enttäuschung allgegenwärtig. „Frustrierend“ nannte Dean Barker seine dritte Niederlage als Steuermann nach 2003 und 2007. „Das ist wirklich schwer zu verstehen. Wir haben eine ganz bittere Pille zu schlucken.“ Denn noch nie war es so knapp.

Goliath schlägt zurück

Noch bis vor einer Woche führte David Neuseeland (Budget ca. 60 Mio. Euro) Goliath Oracle (150 Mio. Euro) regelrecht vor und schien seine Hände bereits an der Trophäe zu haben. Mit dem Sieg in der elften Wettfahrt fuhren die „Kiwis“ gleich acht Matchpunkte gegen den wegen Bootsmanipulationen mit zwei Minuspunkte gestarteten Titelverteidiger heraus.

Statt aufzugeben, stürzte sich Oracle in die Arbeit. Hatten die Amerikaner zuvor schon mit dem vierfachen Olympiasieger Ben Ainslie personelle Verstärkung geholt, konzentrierte sich fortan ein Heer von Konstrukteuren auf den Katamaran.

Jeden Tag lief der AC 72 mit neuem Zertifikat aus, Beleg für unzählige Nachtschichten an Segel und Foiler. Die Erfolgsformel blieb ein Geheimnis, doch auch im letzten Rennen auf dem Kreuzkurs gegen den Wind von der Gefängnisinsel Alcatraz in Richtung Golden Gate Bridge spielte die US-Crew ihren dadurch erzielten Geschwindigkeitsvorteil aus und kam mit 44 Sekunden Vorsprung ins Ziel.

Durch den Triumph hat Oracle mit Mäzen Ellison das Recht, Regeln und Austragungsort der 35. Auflage zu bestimmen. Auch in drei oder vier Jahren dürfte wieder auf Katamaranen vor San Francisco gesegelt werden. Jedoch scheinen die diesjährigen Fehler den US-Tycoon geläutert zu haben. Geringerer Aufwand und Kosten sollen mehr Teams die Teilnahme ermöglichen. In diesem Jahr haben nur drei Boote um die Herausfordererrolle gekämpft.

Ob auch Neuseeland an den Start gehen wird, ist noch ungewiss. Teamchef Grant Dalton kündigte nach der bitteren Niederlage seinen Rückzug an. Die neuseeländische Regierung wiederum denkt daran, die öffentlichen Zuwendungen von rund 20 Millionen Euro einzustellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2013)

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Die US-Amerikaner waren bereits 1:8 zurückgelegen, gewannen gegen die Neuseeländer aber letztlich mit 9:8. Es ist der achte Sieg in Folge.

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