"Wie viele Chancen haben wir schon verspielt?"

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Der Glaziologe Georg Kaser hat als einziger Österreicher am Weltklimabericht mitgearbeitet. Die große Frage sei: Wie geht man mit den Schäden um.

Gut 30 Stunden war Georg Kaser Freitagmittag bereits durchgehend auf den Beinen, die Chance auf baldigen Schlaf schien zu diesem Zeitpunkt dennoch gering. Kein Wunder, denn vor allem österreichische Medien "rissen" sich um den Innsbrucker Glaziologen, der als einziger Österreicher am Weltklimabericht mitgearbeitet hat. Selbst ohne jeglichen Pathos und Populismus fiel sein Resumee nach der Präsentation des IPCC-Abschlussdokuments alles andere als verheißend aus.

Dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird und kein Zufallsprodukt der Natur ist, sei schon länger klar. Es gehe nun, so Kaser, darum festzulegen, wie man mit den bereits bestehenden Schäden umzugehen gedenkt. "Die Frage ist doch: Wie viele Chancen haben wir schon verspielt?"

Ein pragmatischer Warner

Bezüglich des prognostizierten Anstiegs der weltweiten Temperatur um zwei Grad bleibt Kaser ein pragmatischer Warner: "Man kann schon sagen: Es wird schon gehen. Nur muss man die dann auch halten können. Es würde nichts bringen, wenn man zehn Jahre später den Wert auf 2,2 Grad hinaufsetzen müsste. Vieles kann man ohnehin jetzt schon nicht mehr ändern."

Treibhausgase - und da vor allem der "Haupttreiber", das Kohlendioxid (CO2) - seien sehr träge, die blieben lange im System, so Kaser. Der Professor für Meteorologie und Geophysik mit Schwerpunkt Gletscher stellt der Welt subtil die Rute ins Fenster: "Im Augenblick treiben wir die Störung weiter voran."

Kaser ist kein Optimist

Im Wesentlichen zeichnet der Klimabericht kein schönes Bild von der Zukunft des Planeten - sollten jene, die ihn bewohnen, so weitertun wie bisher: Weitere Erwärmung der Ozeane, Abschmelzen der Gletscher (mit Grönland und der Antarktis als "Problemkinder"), Versalzung der salzreichen Gegenden bei gleichzeitiger "Entsalzung" von salzarmen Regionen. Kaser: "Was man punkto Szenarien im letzten Bericht (2007, Anm.) als Obergrenze angenommen hat, ist jetzt zum Teil schon überschritten worden."

(APA)

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