51 Tote bei Demonstrationen in Ägypten

Ein Bild auf Seiten der Anhänger der Militärregierung.
Ein Bild auf Seiten der Anhänger der Militärregierung.(c) EPA
  • Drucken

Regierungsgegner- und Anhänger demonstrierten in mehreren ägyptischen Städten. Das Militär griff ein.

Der Machtkampf zwischen Anhängern der verbotenen Muslimbrüder und der Militär-Regierung in Ägypten ist am Sonntag erneut blutig eskaliert: Laut amtlichen Angaben wurden mindestens 51 Menschen getötet und mehr als 240 weitere verletzt, als Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi und dessen Gegner in Kairo und anderen Städten auf die Straße gingen. Der Einsatz der Sicherheitskräfte richtete sich nach Beobachtungen von Reportern der Nachrichtenagentur AFP in erster Linie gegen Mursi-Anhänger.

Muslimbrüder demonstrierten für Mursi

In Kairo ignorierten Tausende Anhänger der Muslimbrüder Warnungen der Regierung und demonstrierten für Mursi. Sie marschierten in Richtung des Tahrir-Platzes, auf dem sich Regierungsanhänger zum Gedenken an den Jahrestag des Angriffs auf Israel 1973 versammelten. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Muslimbrüder vom Platz fernzuhalten. Die Regierung erklärte, jeder, der während der Gedenkveranstaltung gegen die Armee auf die Straße gehe, werde als Agent feindlicher Mächte und nicht als Demonstrant angesehen. Auch in anderen Städten wie Alexandria, Suez und Aswan kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Mursi-Anhängern und -Gegnern.

Nach Angaben des Innenministeriums starben die meisten Menschen in der Hauptstadt Kairo und in Vororten. 423 Menschen seien festgenommen worden, hieß es weiter. Die Kämpfe brachen aus, als Anhänger und Gegner des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi auf die Straßen gingen. Die meisten Toten hätten Schussverletzungen erlitten, hieß es aus Sicherheitskreisen. Ein Mediziner sagte, die Polizei und das Militär hätten von einer Brücke aus auf Anhänger der Muslimbrüder geschossen.

Keine toten Polizisten

Unter den Toten sei kein Polizist, teilte das Innenministerium mit. Demonstranten hätten das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffnet, so dass diese hätten einschreiten müssen. Die Polizei feuerte in der Umgebung des Kairoer Tahrir-Platzes mit Schrot, Tränengas und Gummigeschossen, später auch Salven aus Schnellfeuerwaffen, um die Anhänger Mursis zurückzudrängen.

Schon vor den Großdemonstrationen in Kairo hatte das Militär zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge aufrollen lassen. Zum 40. Jahrestag des Jom-Kippur-Kriegs mit Israel mobilisierten die verfeindeten politischen Lager ihre Anhänger. Tausende Anhänger der Übergangsregierung versammelten sich auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz, während Kampfflugzeuge über die Hauptstadt flogen, um an den israelisch-arabischen Krieg im Jahr 1973 zu erinnern.

Umgeben von zahlreichen Panzern und gepanzerten Truppenfahrzeugen mussten sich die Besucher an den Eingängen zu dem Platz strengen Kontrollen unterziehen. Viele Demonstranten trugen Porträts von Armeechef Abdel Fattah al-Sisi.

Islamisten vor "Gewalt und Gesetzesverstößen" gewarnt

Auch in anderen Städten postierten sich die Sicherheitskräfte um die wichtigsten Plätze. Innenminister Mohammed Ibrahim hatte die Islamisten am Nachmittag vor "Gewalt und Gesetzesverstößen" gewarnt. Notfalls werde mit aller Härte gegen die Anhänger der Muslimbruderschaft vorgegangen. Bereits am Freitag hatte es in mehreren Städten gewalttätige Auseinandersetzungen mit insgesamt vier Toten gegeben.

Der aus den Reihen der Muslimbrüdern stammende Mursi war am 3. Juli vom Militär entmachtet worden. Am 14. August räumten Polizei und Streitkräfte Protestlager der Muslimbrüder in Kairo mit Gewalt. Anschließend wurde nahezu die gesamte Führungsriege der Muslimbruderschaft verhaftet. Bei tagelangen Ausschreitungen wurden mehr als tausend Menschen getötet. Die Bewegung ist seit knapp zwei Wochen faktisch verboten. Ein Gericht untersagte den Islamisten jedwede Tätigkeit und ordnete die Beschlagnahmung von deren Geldern an.

(APA/AFP/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Militärs und Polizisten sind Angriffen islamischer Extremisten in Ägypten ausgesetzt.
Außenpolitik

Angriffe auf Polizei und Armee in Ägypten: 18 Tote

Zwölf Polizisten kamen bei der Explosion einer Autobombe in Al-Tur ums Leben. Extremisten griffen auch in anderen Städten Polizisten an.
Pro und Kontra Militär

Demonstrationen in Kairo

Protest in Kairo
Außenpolitik

Islamisten rufen zum Showdown

Die Muslimbrüder suchten am Sonntag zum ersten Mal seit der Räumung der Protestlager die große Konfrontation mit der Armee.
Die Polizei und das Militär sind in Alarmbereitschaft. In Ägypten gehen erneut Demonstranten für Ex-Präsidenten Mohamed Mursi auf die Straße.
Außenpolitik

Ägyptens Islamisten rufen zu neuen Protesten auf

Bereits Freitag kamen vier Menschen bei Protestmärschen der Muslimbrüder ums Leben. Am Sonntag will das "Bündnis gegen den Staatsstreich" erneut auf die Straße gehen.
Mohammed Badie, der inhaftierte Führer der Muslimbrüder
Außenpolitik

Ägypten: Prozess gegen Muslimbrüder geplatzt

Die Richter erklärten sich für befangen und legten am Dienstag ihr Mandat "aus Gewissensgründen" nieder. Führende Muslimbrüder bleiben aber in Haft, der Prozess gegen Ex-Präsident Mursi soll plangemäß beginnen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.