Literatur im März: Die Fundamentalisten und die kurzen Röcke

Ab 10. 3. widmet sich die "Literatur im März" in der Wiener Kunsthalle dem hochaktuellen Thema Islam.

Die Arabische Welt war im Vorjahr Schwerpunktthema bei der Frankfurter Buchmesse. Die Organisation überließ man der Arabischen Liga, die wenig Interesse an einer kritischen Auseinandersetzung zeigte und vor allem regimetreue Literaten einlud. Diesen Fehler will man bei der Lesungsreihe "Literatur im März" vermeiden. "Islam und Abendland - der Ursprung des Westens" heißt das Thema. Eingeladen wurden in erster Linie Autorinnen und Autoren, die beide Welten kennen und gerade deshalb sowohl an der arabischen als auch an der westlichen Welt etwas auszusetzen haben.

Für viele der in Europa lebenden und aus einem arabischen Land gebürtigen Intellektuellen wie Navid Kermani spielt die Religion eine vergleichbare Rolle wie der Katholizismus oder Protestantismus für europäische Literaten. Von dem aus der Türkei stammenden Feridun Zaimoglu sind provokante Thesen zu erwarten. Er will in Wien mit "KanakAttack", einer dritten Türkenbelagerung, aufrütteln.

Kritisch ist auch die 1969 im Iran geborene Marjane Satrapi, die mit 14 nach Wien kam und in ein Nonnenpensionat gesteckt wurde. Für sie ein Wechsel von schiitischen zu katholischen Ayatollahs. Später kam sie nach Frankreich, wo sie ihre Lebensgeschichte in Comics erzählte und damit zum Star wurde. Unter dem Titel "Persepolis" kommen diese Comics in fünf Bänden auf Deutsch heraus. Respektlos zeigt sich Satrapi darin sowohl gegen islamische Gelehrte, die ihr kurze Röcke verbieten wollten, zugleich aber auf ihren Hintern starrten, als auch gegen katholische Fundamentalisten in Tirol, wo sie auch eine Zeit verbrachte.

Sexualität im arabischen Raum ist auch das Thema des Ägypters Miral al-Tahawi in seinem Roman "Die blaue Aubergine" (Unionsverlag), aus dem er gleich nach dem Eröffnungsvortrag von Kermani über "Europa - die Zukunft des Islam" lesen wird. Ein bisschen aus dem Rahmen fällt die Lesung der Deutschen Dorothea Diekmann, die im Herbst vergangenen Jahres ein Buch über "Guant¡namo" (Klett-Cotta Verlag) vorgelegt hat. Sie wird deshalb auf die Rolle der USA im arabischen Raum eingehen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.