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USA liefern Uran-Munition an die Ukraine

Uran-Granaten werden von Abrams-Kampfpanzern abgeschossen.
Uran-Granaten werden von Abrams-Kampfpanzern abgeschossen.AFP / Jonathan Nackstrand
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Die mit Uran gefüllten Granaten, die von Panzern abgeschossen werden, sind umstritten. Die Waffe hat eine hohe Durchschlagskraft.

Die USA wollen erstmals im Zuge ihrer Militärhilfe Uran-Munition an die Ukraine liefern. Die mit abgereichertem Uran gefüllten Granaten sind Teil eines am Mittwoch vom Verteidigungsministerium angekündigten neuen Hilfspakets im Volumen von 175 Millionen Dollar. Die Granaten sollen von Abrams-Panzer verschossen werden. Zudem sollen Panzerabwehrsysteme, Flugnavigationssysteme und Munition für mobile Artillerieraketensysteme (HIMARS) dem ukrainischen Militär übergeben werden.

Der Einsatz von Uran-Munition ist sehr umstritten. Gegner kritisieren Gesundheitsrisiken durch den Kontakt mit radioaktiven Uranstaub. Abgereichertes Uran ist ein Nebenprodukt der Urananreicherung. Durch seine extreme Dichte haben die Geschosse eine sehr hohe Durchschlagskraft. Uranmunition gilt als besonders hart und widerstandsfähig, ist jedoch wegen der Giftigkeit des verwendeten Urans und seiner leichten Radioaktivität auch international umstritten.

Die 175 Millionen Dollar sind Teil von einer Milliarde Dollar umfassenden Hilfen, die US-Außenminister Antony Blinken bei seinem Besuch in Kiew am Mittwoch angekündigt hat. Davon sollen über 665 Millionen Dollar für militärische und zivile Zwecke ausgegeben werden. Mehrere Millionen Dollar sollen in die Luftabwehr investiert werden.

Weniger radioaktiv

Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt, das bei der Anreicherung von Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken oder bei der Herstellung von Atomwaffen entsteht. Es besteht in einem noch höheren Maße als Natururan aus dem nicht gut spaltbaren Uranisotop U-238 und ist damit um 60 Prozent weniger radioaktiv als dieses. Uranmunition ist aufgrund der hohen Dichte des Materials so hart, dass es beim Auftreffen auf ein Ziel seine Form nicht verändert und selbst starke Panzerungen durchdringen kann.

Die Verwendung von Uranmunition oder auch DU-Munition (englisch: depleted uranium) ist nach internationalem Recht zwar nicht verboten. Besondere Sorge bereiten allerdings die langfristigen Auswirkungen des Einsatzes der giftigen und leicht radioaktiven Uranmunition auf Bevölkerung und Umwelt. Sie wurden in der Vergangenheit etwa mit vermehrten Krebserkrankungen, Missbildungen von Neugeborenen oder der Verunreinigung von Erdboden und Grundwasser in Verbindung gebracht. Allerdings ist die diesbezügliche Beweislage nicht ganz eindeutig. Laut der Atomenergieorganisation IAEA kann vor allem die Aufnahme des Uranstaubs über die Atemwege und die Nahrung gefährlich sein und zu Nierenschäden führen.

Einsatz im Kosovo- und Irak-Krieg

In der Vergangenheit wurde Uranmunition unter anderem im Golfkrieg 1991, im Kosovo-Krieg 1999 sowie im Irak-Krieg ab 2003 eingesetzt. Der Kontakt mit abgereichertem Uran ist auch immer wieder als mögliche Ursache für das so genannte „Golfkriegs-Syndrom“ genannt worden. Kriegsveteranen, die damals im Einsatz gewesen waren, berichteten unter anderem von chronischer Müdigkeit, Muskelschmerzen am ganzen Körper (Fibromyalgie), chronischen Magen-Darm-Beschwerden oder Schlaflosigkeit. Eine Studie der Universität Portsmouth 2021 kam allerdings zu dem Schluss, dass abgereichertes Uran als Ursache für das Syndrom „ausgeschlossen werden kann“.

Russland verurteilte in der Nacht auf Donnerstag umgehend die Lieferung von US-Uranmunition an die Ukraine. „Die Entscheidung der US-Regierung, Waffen mit abgereichertem Uran zu liefern, ist ein Zeichen der Unmenschlichkeit“, erklärte die russische Botschaft in Washington über den Kurznachrichtendienst Telegram. „Es ist klar, dass Washington mit seiner Idee, eine ‚strategische Niederlage‘ herbeizuführen, bereit ist, nicht nur bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen, sondern auch ganze Generationen auszulöschen.“ Allerdings hatte Russlands Präsident Wladimir Putin im Juni selbst gesagt, Russland könnte ebenfalls Uranmunition in der Ukraine einsetzen. (APA/Reuters)

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