SS-Führer: Argentinien nimmt Priebkes Leiche nicht an

File photo of former German Nazi SS officer Erich Priebke waving to the members of the media as he boards a plane to be extradited to Italy to face a war crimes trial, in Bariloche, southern Argentina
File photo of former German Nazi SS officer Erich Priebke waving to the members of the media as he boards a plane to be extradited to Italy to face a war crimes trial, in Bariloche, southern Argentina(c) Reuters (ENRIQUE MARCARIAN)
  • Drucken

Der Kriegsverbrecher ist im Alter von 100 Jahren verstorben. Er wurde 1998 wegen Massenerschießungen von Zivilisten zu lebenslanger Haft verurteilt.

Argentinien will die sterblichen Überreste des am Freitag in Italien verstorbenen NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke nicht annehmen. "Außenminister Hector Timerman hat den Befehl erlassen, nicht die geringsten Bestrebungen zur Rückführung der Leiche (...) in unser Land hinzunehmen", teilte das Außenministerium in Buenos Aires über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Denn: "Argentinien wird diesen Affront gegen die Menschenwürde nicht akzeptieren."

Jüdische Organisationen im Lande begrüßten die Entscheidung am Samstag. Der 100 Jahre alte einstige SS-Offizier, der als einer der letzten noch lebenden Nazi-Verbrecher galt, war in Rom gestorben und sollte neben seiner Ehefrau in Argentinien beerdigt werden, wie sein Anwalt Paolo Giachini mitteilte.

Massaker in den Ardeatinischen Höhlen

Priebke stand in Giachinis Wohnung unter lockerem Hausarrest, nachdem er 1998 in Italien wegen eines Massakers im März 1944 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Er war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflohen und hatte zeitlebens keine Reue gezeigt.

Bis 1994 hatte Priebke vierzig Jahre lang unbescholten unter seinem echten Namen in einem Badeort in Argentinien gelebt. Dann entdeckte ihn ein nach Nazis recherchierender US-Journalist, und der einstige SS-Offizier wurde nach Italien ausgeliefert. Dort wurde er wegen des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom verurteilt, doch nur ein Jahr später kam er wegen seines angeblich schlechten Gesundheitszustands und hohen Alters wieder aus dem Militärgefängnis frei und in Hausarrest.

Keine Entschuldigung, keine Reue

Am 23. März 1944 hatten italienische Partisanen mit Bomben 32 Männer einer deutschen Polizeieinheit getötet. Nur einen Tag nach dem Anschlag führten SS-Truppen insgesamt 335 ahnungslose Männer in die Höhlen, um sie zu erschießen. Priebke soll als Hauptsturmführer die Namensliste der Opfer geführt haben, unter denen 75 Juden waren. Er gestand außerdem, zwei Gefangene selbst erschossen zu haben.

Eine Entschuldigung oder Reue waren von Priebke nie zu hören gewesen. Er bestand vielmehr darauf, dass er Befehle befolgt habe und die Ermordung der Männer nicht hätte verhindern können. Für umso mehr Aufsehen sorgten in den vergangenen Jahren Bilder des augenscheinlich unbeschwerten Lebens des Kriegsverbrechers in Rom.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

NSKriegsverbrecher Priebke gestorben
Zeitreise

NS-Kriegsverbrecher Priebke gestorben

Der frühere SS-Hauptsturmführer starb im Alter von 100 Jahren. Er wurde 1998 wegen Massenerschießungen von Zivilisten zu lebenslanger Haft verurteilt.
Keine Trauerfeier fuer NSVerbrecher
Zeitreise

Keine Trauerfeier für NS-Verbrecher Priebke

Wegen Zusammenstößen zwischen Rechtsextremisten und Demonstranten wurde die Trauerfeier in Albano nicht zelebriert.
Streit Trauerfeier fuer NSKriegsverbrecher
Zeitreise

Rom: Streit um Trauerfeier für NS-Kriegsverbrecher Priebke

Der Bürgermeister der italienischen Hauptstadt und die Diözese stemmen sich gegen die Trauerzeremonie. Auch Argentinien lehnt eine Beisetzung ab.
NSKriegsverbrecher Priebke gestorben
Zeitreise

NS-Kriegsverbrecher Priebke gestorben

Der frühere SS-Hauptsturmführer starb im Alter von 100 Jahren. Er wurde 1998 wegen Massenerschießungen von Zivilisten zu lebenslanger Haft verurteilt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.