"Lohndumping": AUA will Jobs in Asien schaffen

Die AUA will Mitarbeiter in Asien rekrutieren
Die AUA will Mitarbeiter in Asien rekrutierenAPA/GEORG HOCHMUTH
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Die Lufthansa-Tochter will im nächsten Jahr 230 Flugbegleiter aufnehmen. Rund 80 sollen in Asien nach lokalen Bedingungen angestellt werden. Der Betriebsrat ist empört.

Wien. War es in den vergangenen Jahren in der Regel der Abbau von Mitarbeitern, der für schlechte Stimmung zwischen dem AUA-Betriebsrat und seinem Management führte, sorgt nun die Schaffung neuer Jobs für einen Konflikt. So sucht die AUA derzeit etwa 230 Flugbegleiter - rund die Hälfte davon soll den natürlichen Abgang von etwa 100 Personen pro Jahr ersetzen. Der Rest ist notwendig, weil die AUA im kommenden Jahr ein neues Langstreckenflugzeug in Betrieb nehmen will. Die 230 Jobs sollen jedoch nur zum Teil in Österreich geschaffen werden. Rund 80 Personen könnten in Bangkok, Delhi oder Peking aufgenommen und nach den lokalen Bedingungen angestellt werden, berichtet das Branchenportal Austrian Aviation Net.

Der Betriebsrat ist wütend

„Damit werden die aktuellen KV-Verhandlungen unterwandert. Das ist billigstes Lohndumping", zeigt sich Betriebsratschef Karl Minhard gegenüber der „Presse" über das Vorgehen des Unternehmens erzürnt. Er sei vor allem darüber verärgert, dass das Management nicht die Wahrheit spreche und als Grund für den Schritt angebe, asiatische Passagiere besser umsorgen zu können. „Auf unseren Flügen nach Bangkok fliegen fast nur Europäer. Da braucht es keine Flugbegleiter, die Thai sprechen. Es geht in Wirklichkeit um die Kosten."

Ein Vorwurf, den AUA-Sprecher Peter Thier nicht unwidersprochen lassen will. „70 Prozent unserer zwölf Millionen Passagiere pro Jahr stammen nicht aus Österreich. Und diese Personen wollen wir auch internationaler ansprechen." Die Kosten würden dabei nicht im Vordergrund stehen, weshalb die AUA auch nicht sagen könne, wie groß die Einsparungen gegenüber österreichischen Flugbegleitern seien.

Zudem sei es in einem global tätigen Unternehmen wie der AUA auch nichts Neues oder Ungewöhnliches, dass Mitarbeiter im Ausland nach ausländischen Regeln angestellt würden. „Von unseren 6000 Mitarbeitern sind 440 nicht in Österreich beschäftigt. 400 davon sind auch nach ausländischen Arbeitsregeln angestellt", so Thier. Großteils handle es sich hierbei um Bodenpersonal, das etwa Check-in-Schalter betreut, sowie um Techniker. Aber auch rund 20 japanische Flugbegleiter seien darunter, die zum Teil nach japanischen Regeln angestellt seien. „Der Grund dafür ist, dass japanische Passagiere meist nicht sehr englischaffin sind. Ähnliches gilt auch für Passagiere aus Thailand oder China", so Thier. Die AUA wolle daher - wie die Lufthansa oder die Swiss - diese Menschen mit einheimischen Flugbegleitern betreuen können.

Für Minhard sind dies jedoch nur vorgeschobene Argumente. In Wirklichkeit handle es sich um einen neuerlichen Anschlag auf die österreichischen Kollektivverträge. Das Thema sorge daher auch unter der Belegschaft für große Aufregung. „Die Leute haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Das Management hat keine Sensibilität", so Minhard. Angesichts der Stimmung seien Spannungen zwischen österreichischen und asiatischen Flugbegleitern nicht ausgeschlossen. „Das ist Sprengstoff an Bord."

"Klima wird aufs Spiel gesetzt"

Ob dies auch negative Auswirkungen auf die zurzeit laufenden Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Unternehmen über einen neuen Kollektivvertrag haben wird, will Minhard nicht sagen. „Wir haben es in den KV-Verhandlungen erreicht, ein gutes Gesprächsklima zu schaffen. Das wird jetzt aufs Spiel gesetzt. Das finde ich dumm."

Nachdem die AUA im Vorjahr den Kollektivvertrag gekündigt und einen Betriebsübergang auf die eigene Tochter Tyrolean vollzogen hatte, sprachen die beiden Konfliktparteien lange Zeit nur vor Gericht miteinander. Seit dem Sommer wurden jedoch wieder Verhandlungen aufgenommen. Forciert wurde das Ganze durch ein erstinstanzliches Urteil, das der Klage des Betriebsrats gegen die Rechtsgültigkeit des Betriebsübergangs Recht gibt. Wie weit die Verhandlungen gediehen sind, will keine der beiden Parteien auf Nachfrage sagen. Nur so viel: „Es geht jetzt langsam ans Fleisch", sagt Minhard.

(jaz)

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