Aktionskünstler David Cerny provoziert wieder: Kurz vor der tschechischen Parlamentswahl zeigt er Präsident Milos Zeman den Mittelfinger.
Der Aktionskünstler DavidCerny, bekannt für seine provokanten Werke, hat kurz vor der
tschechischen Parlamentswahl Mitten in Prag in recht deutliches Urteil zur Politik seines Landes abgegeben. Auf einem Boot auf der Moldau in Prag unterhalb der Burg, dem Amtssitz von Präsident Milos Zeman, platzierte er eine zehn Meter hohe Skulptur: Diese zeigt eine lila Hand mit erhobenem Mittelfinger.
Der Künstler wollte sein Statement nicht weiter kommentieren, da es sich um eine "ausreichend bekannte und auch beredte Geste" handle. Gegenüber den Nachrichten-Portal iDnes.cz war er in einem SMS doch konkreter. "Das ist ein normales Fucking-Zeichen für die kommunistischen besch...enen Bastards auf der (Prager) Burg", schrieb Cerny in Anspielung auf Zeman, den die Kritiker im Wahlkampf als "Spitzenvertreter der vereinigten Linken" bezeichnen.
Cerny gilt als Sympathisant der tschechischen Rechtsparteien. So arbeitete er mit dem früheren Außenminister Karel Schwarzenberg zusammen. Er malte Schwarzenberg einen Irokesenschnitt, als dieser heuer zu Jahresanfang vergeblich bei den Präsidentenwahlen antrat. Vor der Parlamentswahl stilisierte er ihn als James Bond.
Kein Kommentar von Präsident Zeman
Präsident Zeman, der sich zur Zeit zu Besuch in der Ukraine aufhält, wollte den Gegenstand auf der Moldau zunächst nicht kommentieren. "Bisher habe ich es nicht gesehen, sodass ich mich dazu nicht äußern kann", ließ er über seine Sprecherin Hana Burianova mitteilen. Zeman wird vorgeworfen, sich zu stark in die tschechische Politik einzumischen. So versuchte er nach dem Sturz der Mitte-Rechts-Regierung im Juni, dem Parlament ein Kabinett nach seinem Geschmack aufzuzwingen. Experten warnen, dass er nach der Parlamentswahl versuchen wird, ein semi-präsidentielles System zu etablieren.
Cernys Klischee-Landkarte wurde entfernt
Cerny hat schon mehrmals mit Kunstaktionen für Aufsehen gesorgt. Während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2009 schuf er das umstrittene Kunstwerk "Entropa", mit dem er die einzelnen Mitgliedsstaaten anhand von Klischees porträtierte. Die Installation musste aus dem Brüsseler Ratsgebäude entfernt werden, weil sich einige Mitgliedsstaaten beleidigt fühlten - etwa Bulgarien, das als "türkische Toilette" dargestellt wurde. Die Darstellung Österreichs zeigt das Land als grüne Wiese mit vier Kühltürmen.
(APA)