US-Drohnen: 68-jährige Oma im Gemüsegarten getötet

A U.S. Air Force MQ-1 Predator unmanned aerial vehicle flies near Victorville, California in this USAF handout photo
A U.S. Air Force MQ-1 Predator unmanned aerial vehicle flies near Victorville, California in this USAF handout photoREUTERS
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Ein neuer Bericht wirft den USA vor, mehrfach das Völkerrecht gebrochen zu haben. Den Verantwortlichen müsste der Prozess gemacht werden.

Oktober 2012 im pakistanischen Stammesgebiet Nordwaziristan: Die 68-jährige Mamana Bibi pflückt Okra im Garten ihres Hauses. Plötzlich schlägt eine Rakete ein - abgefeuert von einer US-Drohne. Enkelkinder eilen Mamana Bibi zur Hilfe. Dann schlägt die nächste Rakete ein. Die Großmutter stirbt, mehrere ihrer Angehörigen werden verletzt.

Das Drama in Nordwaziristan wird in einem neuen Bericht von Amnesty International und Human Rights Watch nachgezeichnet. „Bin ich der Nächste?" heißt der Bericht. Die Menschenrechtsorganisationen werfen der US-Regierung darin den Bruch von Völkerrecht vor. „Bei einigen Angriffen kann es sich sogar um Kriegsverbrechen handeln", steht in dem Bericht zu lesen. Und den Verantwortlichen für die Drohnenagriffe müsste der Prozess gemacht werden.Auch im zerrissenen Jemen, der Drehscheibe des Terrornetzwerks al-Qaida, würden zivile Opfer in Kauf genommen. Human Rights Watch untersuchte dort sechs Zwischenfälle, in zwei davon habe es eine „klare Verletzung des Völkerrechts" gegeben. In den weiteren Fällen hätte es sich nicht um legitime militärische Ziele gehandelt oder es sei nicht genug getan worden, um zivile Opfer zu vermeiden.

Barack Obama hatte in diesem Jahr mehr Transparenz mit Blick auf die US-Drohnenangriffe versprochen. Doch der US-Präsident habe nicht Wort gehalten: „Die USA agieren weiter im Geheimen und das ermöglicht es ihnen, außerhalb des Rechts zu handeln. Opfer und Angehörige haben dadurch keine Chance, Gerechtigkeit oder Kompensationen zu erfahren." Nie würden die Verantwortlichen für die Drohnenangriffe mit zivilen Opfern zur Rechenschaft gezogen.

Der Bericht soll am Mittwoch in Washington veröffentlicht werden. Es ist ein heikler Zeitpunkt: Pakistans neuer Premier Nawaz Sharif ist auf US-Besuch. Das Thema Drohnen stehe ganz oben auf der Liste, hieß es in Washington. Sharif verlangte im Wahlkampf ein Ende des Einsatzes der unbemannten Flugkörper im Kampf gegen Extremisten. Er dürfte auch den Dialog mit den pakistanischen Taliban suchen.

US-Drohnenangriffe

Die unter Federführung des US-Geheimdiensts CIA ausgeführten Drohnenangriffe laufen seit dem Jahr 2004, wurden aber unter Obamas Regierung intensiviert. Obama bezeichnete die Angriffe heuer als legal, erließ aber zugleich strengere Richtlinien für den Einsatz der Drohnen.

Drohnen sind unbemannte Flugzeuge, die tagelang in der Luft bleiben können. Sie folgen entweder einem programmierten Kurs oder werden von einer Bodenstation gesteuert, die Tausende Kilometer weg sein kann. Sie dienen nicht nur der Aufklärung, sondern können mit Luft-Boden-Raketen auch Ziele angreifen. Gesteuert werden diese Angriffe von einem Waffensystemoffizier in der Kontrollstation.

Einem UNO-Papier zufolge berichten pakistanische Behörden, dass es in ihrem Land seit 2004 mindestens 330 Drohnenangriffe gegeben habe, die meisten in den Grenzregionen zu Afghanistan. Dabei seien etwa 2200 Menschen getötet und 600 schwer verletzt worden.

(Red.)

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