Infektionen

Sieben Dengue-Infektionen: Kampf gegen die Tigermücke am Gardasee

Ein Archivbild aus Guatemala, wo derzeit viele Fälle von Dengue auftreten. Am Gardasee werden nun ebenfalls Pestizide eingesetzt.
Ein Archivbild aus Guatemala, wo derzeit viele Fälle von Dengue auftreten. Am Gardasee werden nun ebenfalls Pestizide eingesetzt.APA / AFP / Johan Ordonez
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Mehrere Menschen erkrankten am Westufer des Gardasees am Dengue-Fieber. Überträger ist die sich in Mitteleuropa rasant ausbreitende Asiatische Tigermücke. Die europäischen Behörden und die UNO sind alarmiert.

Die Tickermücke macht derzeit Schlagzeilen im Norden Italiens - und somit auch hierzulande. Mehrere Menschen haben sich offenbar mit dem Dengue-Fieber infiziert. Zwei Regionen bereiten Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus vor: die Lombardei im Norden und die Hauptstadtregion Latium. Am 18. August wurde der erste Fall einer Infektion mit dem Virus, das bisher in tropischen Gefilden heimisch war, in der Lombardei festgestellt. Das Virus wird nicht von Mensch zu Mensch, sondern via Gelse.

Das Westufer des Gardasees hat sich zu einem „Lombardei-Cluster“ entwickelt, wie die Europäische Gesundheitsbehörde in einem jüngst veröffentlichten Bericht schrieb. Sieben Fälle tauchten dort auf - zwei weitere in Latium. Alle sieben Betroffenen waren zuvor nicht auf Reisen im Tropengebiet. In den betroffenen Gemeinden Manerba und Padenghe wird nun mit Pestiziden gegen die Mücken vorgegangen, heißt es. Zudem sei eine Anti-Mücken-Verordnung erlassen worden, an die sich die Bevölkerung halten soll. Wasseransammlungen in Blumentöpfen oder Wassertonnen sollen vermieden werden. Auch Moskitonetze an Türen und Fenstern sollen vermehrt zum Einsatz kommen.

Warum Dengue nun auch in Mitteleuropa ein Thema ist? Weil sich die Überträger hierzulande rasant ausbreiten. Um eine Aedes-Stechmücke - besser bekannt als Asiatische Tigermücke - heutzutage zu finden, muss man nicht lange bei Anbruch der Dunkelheit warten. Kann man sich durch einen Stich auch hierzulande mit einer Tropenkrankheit anstecken? Dafür müsste das Insekt erst einen mit Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Virus infizierten Reiserückkehrer stechen und sich selbst infizieren, erklärte Hans-Peter Führer vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien der „Presse“ im vergangenen Mai. Angst zu haben, bringe aber ohnehin nichts. Zum Vergleich: Auch die heimische Hausgelse überträgt Tropenkrankheiten: etwa das West-Nil-Virus. Damit leben wir in Österreich aber schon seit 20 Jahren.

Mücken-Ausbreitung ist weltweites Problem

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist allerdings schon wegen der Ausbreitung des Dengue-Virus besorgt. Die Asiatischen Tickermücken verbreiten sich weltweit. Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der jährlichen Fälle verachtfacht, auf geschätzt 4,2 Millionen im vergangenen Jahr, sagte Raman Velayudhan, Leiter der WHO-Abteilung für vernachlässigte Tropenkrankheiten, Ende Juli in Genf.

„Inzwischen ist die Hälfte der Weltbevölkerung einer Dengue-Gefahr ausgesetzt“, sagte er. In der WHO-Europaregion gab es schon lokale Ansteckungen in rund zwei Dutzend Ländern, darunter Spanien und Frankreich - sowie nun Italien. Ein Vorteil von Hitzewellen ist, dass sie den Insekten ordentlich zusetzen. Besonders hohe Temperaturen trockneten Brutstätten der Mücken eher aus und verringerten das Risiko, gestochen zu werden, sagte Velayudhan. Die Mücken brüten in stehendem Wasser.

Gegen Dengue gibt es keine Medikamente, außer solche, die das Fieber senken. Als Symptome gelten hohes Fieber, Gliederschmerzen und Hautausschläge. Es ist ein Impfstoff auf dem Markt, der aber erst nach einer ersten Infektion Schutz bietet, und er ist je nachdem, mit welchem anderen Virus man sich infiziert, mehr oder weniger effektiv, wie Velayudhan sagte. Das Beste sei, sich mit Mückenspray zu schützen, lange Kleidung zu tragen und in der unmittelbaren Wohnumgebung stehendes Wasser zu vermeiden, weil die Mücken darin brüten. Sie stechen übrigens tagsüber, deshalb seien Moskitonetze zum Schlafen gegen diese Mücken nicht wirkungsvoll. (Red./APA)

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