Serie „Reden wir über Bildung“

„Die ÖVP lässt die Digital-Uni links liegen“

Rudolf Taschner (ÖVP) und Nina Mathies (VSStÖ) bei ihrem Streitgespräch im Parlament.
Rudolf Taschner (ÖVP) und Nina Mathies (VSStÖ) bei ihrem Streitgespräch im Parlament. Clemens Fabry
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ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner und ÖH-Bundesvorsitzende Nina Mathies über fehlende Gelder für die Unis, deren Performance sowie die Zukunft in Zeiten künstlicher Intelligenz.

Die Presse: Bildung, so hat man aktuell oft den Eindruck, rangiert ganz unten auf der politischen Agenda. Warum?

Rudolf Taschner: Bildung ist ein heikles, ein sensibles, ein kompliziertes Thema. Aber Bundeskanzler Nehammer (Karl, ÖVP, Anm.) hat in seiner Rede für seine Konzepte bis 2030 als Erstes über Bildung gesprochen. Das habe ich sehr gut gefunden. Das war bei seinen Vorgängern nicht immer der Fall, dass Bildung den zentralen Anker darstellt. 

ÖVP-Bildungsminister Polaschek werfen viele vor, dass er nur verwalten und nicht gestalten will. Sie auch?

Taschner: Ich kann sagen, dass die Zusammenarbeit mit dem Bildungsminister gut läuft. Das Wichtigste ist die Reform der Lehramtsausbildung. Da sind wir eigentlich schon auf einem ganz guten Weg. 

Wie sieht das die sozialistische ÖH-Vorsitzende?

Nina Mathies: Ich glaube, man muss sich nicht nur anschauen, was die Leute reden, sondern auch, was dann wirklich passiert. Gerade bei der Lehramtsausbildung warten wir seit langer Zeit. Das Semester hat schon begonnen, und es fehlt noch jede Spur von einem neuen Konzept. Ich teile auch die Ansicht, dass Bildung ganz weit hinten gereiht ist. 

Woran liegt das? 

Mathies: Der Wahlkampf ist schon im Hinterkopf. Maßnahmen in anderen Bereichen sind schneller umgesetzt, worüber sich die Menschen dann ein paar Monate freuen können. Da gerät Bildung in den Hintergrund. Die Probleme, die wir jetzt haben, bestehen über Jahre hinweg. Langfristige strukturelle Veränderungen werden seit Jahren verschoben, weil sie politisch wenig Früchte tragen. Taschner: Na ja, Frau Kollegin, ich meine, wenn es einen Mangel an Lehrkräften gibt, muss man schon schauen, dass er möglichst jetzt aufgehoben wird. Mathies: Den hätte Ihre Bundesregierung auch voraussehen können. Den Mangel kann man statistisch ganz leicht im Auge behalten. Man schaut sich die Geburtenraten an, weiß genau, in sechs, sieben Jahren sind diese Kinder alle in den Volksschulen, wir brauchen dann genau diese Zahl an Lehrpersonen. Vor zehn Jahren wäre das leicht zu lösen gewesen.  Taschner: Demografie ist eine der sichersten Wissenschaften, was Prognosen anbelangt, da haben Sie ganz recht. Aber trotzdem hat es doch einige Erschwernisse gegeben. Corona hat vieles bewirkt. Seither haben viele verstärkt die Idee, Teilzeit zu arbeiten. Das konnte man nicht vorhersagen. 

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