Ted Ligety bleibt weiterhin das Maß der Dinge

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Der beste Riesentorläufer der vergangenen Jahre feierte in Sölden vor 15.000 Zuschauern den Hattrick. Marcel Hirscher wurde wie im Vorjahr Dritter. Aber der Rückstand auf den US-Superstar ist kleiner geworden.

Marcel Hirscher hat es befürchtet und der Gewinner des Gesamtweltcups hat sich nicht getäuscht. Im Riesentorlauf spielt einer in einer eigenen Liga. Das war in der Vergangenheit so und es deutet alles darauf hin, dass das auch in dieser Saison so bleiben wird. Denn Ted Ligety carvt immer noch wie kein anderer, der US-Amerikaner war auch beim Gletscher-Opening am Rettenbachferner nicht zu schlagen. Ligety, 29, feierte damit den Sölden-Hattrick und seinen insgesamt 18. Weltcuperfolg.

Im Vorjahr hat Ted Ligety mit einem Vorsprung von 2,75 Sekunden triumphiert, der Abstand zum Rest der Skiwelt ist aber nun etwas kleiner geworden. Das war auch das Ziel von Marcel Hirscher, wie schon vor einem Jahr als Dritter auf dem Podest. Als Zweiter durfte sich der Franzose Alexis Pinturault feiern lassen.

Keine Selbstverständlichkeit

15.000 Zuschauer kamen bei frühlingshaften Temperaturen ins Ötztal, an Ligetys Sieg gab es aber nichts zu rütteln. Viermal hat er den Riesentorlaufweltcup für sich entschieden, er ist dreifacher Weltmeister von Schladming, war auch schon 2011 Champion in dieser Disziplin. Was dem US-Sportler des Jahres noch fehlt, das ist der Olympiasieg im Riesentorlauf. In der Kombination hat der Ausnahmekönner olympisches Gold bereits daheim.

Ligety beherrscht die Carvingtechnik auf ganz eigene Art und Weise. Dabei war er vor der Materialrevolution einer ihrer schärfsten Kritiker. Die geringere Taillierung aber hat er sich am besten zunutzen gemacht. Als Selbstverständlichkeit betrachtet er das nicht. „Ich war nervös – wie vor jedem Rennen. Man weiß eben nie, wie gut man wirklich ist.“

Marcel Hirscher, der eine nahezu perfekte Fahrt im zweiten Durchgang erwischte, wirkte erleichtert. „Eine Genugtuung, weil ich weiß, da geht noch etwas.“ Das Rennen müsse man als sehr wertvoll einstufen. „Das gibt uns neues Feedback, neue Infos für die kommenden Aufgaben. Der zweite Lauf gibt mir jedenfalls viel Selbstvertrauen. Und der Zeitrückstand? Das ist doch im Vergleich zu zwölf Monaten fast gar nichts mehr...“ Der Salzburger nimmt's also mit Humor und trägt die Ligety-Dominanz mit Fassung.

Bode Miller, der gestern sein Comeback gab, fiel im zweiten Lauf zurück und wurde 19. Eine Steigerung ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Gleiches gilt auch für Philipp Schörghofer (10.) und Evergreen Benjamin Raich (13.).

Nahezu nostalgisch verabschiedet von den Skifans hat sich Rainer Schönfelder. Der 36-Jährige hat vor wenigen Wochen noch damit spekuliert, sich der Qualifikationsmühle für die Winterspiele in Sotschi zu stellen. Jetzt aber macht er Schluss. Nach insgesamt 208 Weltcuprennen, in denen er 22 Podestplätze geschafft hat. Einmal hat der Kärntner den Slalomweltcup gewonnen, bei Weltmeisterschaften hat er zwei Medaillen geholt, ebenso bei Olympia. Dazu kommen zwei WM-Titel bei den Junioren. Aber Schönfelder, der immer wieder mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen hatte, hat in der jüngeren Vergangenheit einfach den Anschluss verloren.

Schönfelder war ein Typ, wie ihn der Weltcup braucht. Eine Art Paradiesvogel, der immer das offen ausgesprochen hat, was er sich dachte. Er hat sich Gedanken über die Zukunft des Skisports gemacht, er war eine gefragte Werbefigur und dabei immer bereit, neue Wege zu gehen. Er hat Kitzbühel gerockt, ist in Wengen nach einer verlorenen Wette nackt ins Tal gewedelt – er war immer für Überraschungen gut.

Als sich der Erfolg nicht mehr einstellen wollte, hat ihn nach der Saison 2010/11 auch der österreichische Skiverband aus dem Kader eliminiert. Aber Schönfelder kämpfte weiter, finanzierte sich die Trainingsaufenthalte im Ausland selbst, an Aufgabe dachte er nie. 2012 hatte er noch einmal ein persönliches Erfolgserlebnis zu feiern: Rang 14 in Kitzbühel war die Ausbeute.

Die Herzen hat Rainer Schönfelder, ein geschickter Finanzjongleur, auch abseits der Pisten erobert. Im Mai 2013 tanzte er gemeinsam mit Manuela Stöckl zum Titel des „Dancing Stars“, kein Parkett schien dem Kärntner, der seit einigen Jahren in Wien lebt, zu glatt. Mit ihm verliert der Weltcup eine schillernde Persönlichkeit. Profitieren wird seine Tochter Samira Marie. Das Leben aus dem Koffer ist nun vorbei.

AUF EINEN BLICK

Ted Ligety, geboren in Salt Lake City, feierte in Sölden seinen insgesamt 18. Weltcupsieg und den Hattrick auf dem Rettenbachferner. Der 29-Jährige ist Olympiasieger in der Kombination (2006), war Weltmeister 2011, hat bei der WM 2013 drei Goldmedaillen gewonnen. Ligety triumphierte am Sonntag vor 15.000 Zuschauern mit 0,79 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Alexis Pinturault sowie mit 1,02 auf den Österreicher Marcel Hirscher, der wie im Vorjahr Platz drei belegte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2013)

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