Austrias neue "Schocktherapie"

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Austria-Coach bekräftigte Inhalt seiner Wutrede, Vorstand Kraetschmer hält die Aussagen für "unglücklich", aber in der Sache richtig". Nenad Bjelica bleibt vorerst im Amt.

Wien. Nenad Bjelica will die Austria mit einer "Schocktherapie" wachrütteln. Mit einer Wutrede über satte Profis und der Ankündigung von radikalen Entscheidungen von seiner Seite ließ der Trainer des Meisters nach der 0:1-Pleite im Prestigeduell mit Rapid am Sonntag aufhorchen. Der Kroate untermauerte seine Wortwahl auch am Tag danach. Die Club-Führung stellte sich demonstrativ hinter den seit Sommer als Nachfolger von Peter Stöger amtierenden Coach.

"Ich unterschreibe jedes Wort von gestern", sagte Bjelica am Montag nach dem Vormittagstraining. Dieses war nach der dritten Heimniederlage in Folge kurzfristig angesetzt worden. Anstelle eines freien Tages war bei den Derby-Verlierern Auslaufen und Stretching angesagt. Die Reservespieler absolvierten eine lockere Einheit.

Die Standpauke ihres Trainers ("Drei, vier werden fliegen", "Wenn ich die Möglichkeit bekomme, dann werden die Köpfe rollen") wollten die Profis nicht kommentieren. "Man muss verstehen, dass ich dazu nichts sagen kann", meinte Kapitän Manuel Ortlechner. Stürmer Philipp Hosiner gab an, den wortgewaltigen Ausbruch von Bjelica in der Pressekonferenz nach dem Spiel noch gar nicht gesehen zu haben.

Bjelica selbst erklärte, dass ein Wachrütteln der Mannschaft längst überfällig gewesen sei. "Innerhalb, im Trainerteam, sehen wir die Situation schon seit zwei Monaten. Nach schwachen Spielen ist immer etwas Gutes passiert, deshalb wurden die Schwächen immer versteckt. Es war nie der Moment da, auf den Tisch zu hauen", meinte der 42-Jährige. Das blamable Cup-Aus in Kalsdorf sowie die Liga-Niederlage gegen die Admira wurden beispielsweise vom Auftritt in der Champions League in St. Petersburg (0:0) wieder relativiert.

Nach der Niederlage gegen die Hütteldorfer sei laut Bjelica aber der Zeitpunkt richtig, um das Ruder noch herumzureißen. "Ich sehe immer noch Zeit, zu reagieren. Aber etwas hat passieren müssen. Wenn diese Schocktherapie keine Früchte trägt, dann haben wir ein Problem." Wer genau den Bogen endgültig überspannt hat, soll die kommende Bundesliga-Partie am Sonntag in Wiener Neustadt zeigen. Es dürfte sich durchaus um Leistungsträger der Meistertruppe handeln.

Konsequenzen für Bjelica wird der überraschend herbe Ausbruch vorerst nicht haben. Zwar würden die Aussagen laut Wirtschafts-Vorstand Markus Kraetschmer im ersten Moment "unglücklich" erscheinen, sie seien aber "in der Sache nicht unrichtig". Diesen Eindruck habe die Club-Führung nach einem Gespräch mit dem Trainerteam noch am Sonntagabend bekommen. Am Montag war ein weiterer Termin zwischen Kraetschmer, Sport-Vorstand Thomas Parits und Bjelica fixiert.

"Nach so einem Spiel kann man nicht zur Tagesordnung übergehen", bekräftigte Kraetschmer noch einmal. Die Tendenz zeige nach nur einem Sieg in den jüngsten zwölf Pflichtspielen schließlich klar nach unten: "Für Austria Wien ist das nicht akzeptabel." Es sei aber zu billig, als Weisheit letzter Schluss nun den Trainer zu wechseln.

Der im Sommer mit einem Zweijahresvertrag ausgestattete Bjelica wird von der Austria seine Chance erhalten. "In den acht Runden bis zur Winterpause werden wir jetzt keine Schnellschüsse machen", stellte Kraetschmer noch einmal fest. Noch sei der angestrebte Platz im internationalen Geschäft bei aktuell vier Zählern Rückstand auf den Dritten Rapid nach wie vor in Reichweite. Auf den Zweiten Ried fehlen der fünftplatzierten Austria fünf Punkte.

Sehr wohl infrage gestellt soll bei den Violetten die Motivation der Spieler werden. Der von Bjelica angekündigten Verzicht auf satte "große Namen" wird vom Verein mitgetragen. Kraetschmer kündigte weiters an, den Kader durch frisches Blut im Winter auffrischen zu wollen. "Wir werden analysieren, wo Verträge auslaufen, welche man verlängert und inwiefern man neue, motivierte Kräfte dazuholt", erklärte der violette Wirtschafts-Vorstand.

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