Durchschaubare Taktik des Austria-Trainers.
Die Wiener Austria ist in eine Krise geschlittert. Der Fußballmeister ist eigentlich schon entthront, die Salzburger marschieren unbeirrbar vorn an der Tabellenspitze weg, sind vermutlich nicht mehr einzuholen. Auch im Cupbewerb haben sich die Wiener bereits verabschiedet, Kalsdorf war heuer zu stark für den Rekordpokalsieger. Die geschaffte Qualifikation für die Champions League hat vieles zugedeckt, aber immerhin klingelt die Kassa.
Nach dem verlorenen Derby gegen Rapid hat der Trainer die Fassung verloren. Nenad Bjelica hat sich zu einem Rundumschlag hinreißen lassen, seine Spieler öffentlich und hart kritisiert. An sich eine menschliche Reaktion. Wenn man fürchtet, es könnte einem das Wasser bald bis zum Hals stehen, dann beginnt man wild um sich zu schlagen. Der Trainer ist in die Offensive gegangen, wählte Angriff als beste Verteidigung. Bjelica hat den ersten Schritt getan, bevor noch jemand auf die Idee hätte kommen können, ihn als sportlichen Leiter infrage zu stellen.
Austrias Führung hat angekündigt, in der Winterpause personelle Veränderungen vorzunehmen. Drei neue Spieler stellt der Vorstand in Aussicht, obendrein sollen Amateurspieler zur Kampfmannschaft stoßen. Im Frühjahr wird dann sicher wieder alles gut. Dann ist es vorbei mit der Doppelbelastung, mit der kein österreichisches Team umgehen kann. Mit Dreifachbelastungen schon gar nicht. Mit Ausnahme von Salzburg – dem neuen Meister.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2013)