Ehemaliger ORF-Marketingleiter: Werbeagentur von Monika Lindners Lebensgefährten war ihr Wunsch.
Monika Lindner, ehemalige ORF-Generaldirektorin, habe direkt die Anweisung gegeben, die Werbeagentur von Günter Lebisch, ihrem Lebensgefährten, zu beauftragen. Das erklärt der damalige Marketingleiter des ORF und heutige ORF-Online-Chef Thomas Prantner im aktuellen „Profil“. „Markenführung war Chefsache, und so war es nicht ungewöhnlich, dass auf Wunsch von Generaldirektorin Lindner die Agentur Lebisch bei den meisten Kampagnen eingesetzt wurde. Dies war eine klare Entscheidung und Vorgabe von Frau Dr. Lindner, die von allen akzeptiert wurde.“
Ob die Höhe der Honorare angemessen gewesen sei, könne er nicht beurteilen, so Prantner, dafür sei er nicht zuständig gewesen. Die Zusammenarbeit mit Lebisch habe jedenfalls friktionsfrei und professionell funktioniert. Der damalige Marketingleiter und heutige ORF-Online-Chef Thomas Prantner erklärte gegenüber „Profil“, dass die derzeit intern untersuchten Aufträge an Lebischs Agentur auf Anweisung Lindners erfolgten. Seit Mittwoch prüft die ORF-Revision Lindners Auftragsvergabe, erste Ergebnisse sollen bis Mitte November vorliegen, wenn am 14.November der ORF-Stiftungsrat das nächste Mal tagt. Es geht um ein kolportiertes Volumen von über zwei Millionen Euro.
Wrabetz: Ablöse kostet acht Millionen
Unter Lindners Nachfolger, Alexander Wrabetz, haben die Aufträge an Lebischs Agentur aufgehört. Wrabetz selbst wehrt sich zurzeit gegen Gerücht über seine vorzeitige Ablöse, eine Idee, die im Zuge der Regierungsverhandlungen geboren worden sein soll. Grund soll die Unzufriedenheit mit der Wahlberichterstattung sein. Wozu Wrabetz am Sonntag in „Österreich“ zitiert wurde: Eine vorzeitige Ablöse der ORF-Geschäftsführung und -Direktoren könnte den öffentlich-rechtlichen Sender bis zu acht Millionen Euro an Abschlagszahlungen kosten. „Mit dem gesamten Team käme es in diese Größenordnung.“
Wrabetz glaube nicht, „dass eine Ablöse ernsthaft diskutiert wird“. Der Sender stehe wirtschaftlich sehr gut da, und die ORF-Wahlberichterstattung sei nicht verhandelbar. Eine ebenso ins Gespräch gebrachte zukünftige ORF-Doppelspitze mit dem bisherigen kaufmännischen Direktor Richard Grasl wäre absurd, so Wrabetz. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2013)