Edel und gut: Faires Gold

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So edel wie nachhaltig soll es sein, das „faire Gold“. Was ist das aber genau, und gibt es möglicherweise auch Kritikpunkte?

Diesmal wäre es für Alexander Skrein ein Grund zur  Freude, sollte er später kopiert werden: Der Wiener Goldschmied (als Juwelier will er eher nicht bezeichnet werden) hat mit 1. Oktober seine gesamte Produktion auf „Faires Gold“ umgestellt und eine eigene Punze angemeldet, 585 FG. Und er hofft auf zahlreiche Nachahmer, denen eine bessere Bezahlung der Minenarbeiter und ein umweltverträglicher Abbau mit weniger und wiederverwendetem Quecksilber wichtig ist. Die Umstellung in dieser Schmuckwerkstatt wurde vor etwa einem Jahr von einer Mitarbeiterin ins Rollen gebracht: Caroline Kerschbaumer ist Juristin, Menschenrechtsaktivistin und Goldschmiedin. Heute betreut sie Einkauf und Produktentwicklung von „Fairem Gold“.

„Faires Gold“ – allein die Schreibweise und die genaue Bezeichnung dieses relativ neuen Themas ist heikel. Da gibt es etwa Fairtrade-Gold, Fairtrade zusammengeschrieben, wohlgemerkt. „Fairtrade ist ein geschützter Begriff, das Gütesiegel der internationalen NGO“, sagt Skrein. Diese stehe mit Gold, anders als mit Kaffee oder Kakao, noch am Anfang. Firmen, die mit Fair Trade Gold (sic) werben, sind Trittbrettfahrer, „dieser Begriff ist nicht geschützt“. Die Organisation Fairtrade kontrolliert, das ist auf der englischsprachigen Homepage nachzulesen, die Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter, unterstützt Gruppierungen, die ihre Rechte durchsetzen wollen, und sie achtet darauf, dass das Gold ohne Kinderarbeiter abgebaut wird. Fairtrade kümmert sich auch um bessere Sicherheitsvorkehrungen in den Minen und eine medizinische Versorgung der Minenarbeiter. Und um einen vernünftigen Umgang mit Zyanid und Quecksilber, die im Goldabbau benötigt werden.

Uralt und neu. Es gehe aber nicht nur mit reduziertem Quecksilbereinsatz, sagt Alexander Skrein, sondern auch ganz ohne: Nämlich – und hier sind wir bei einem weiteren Begriff im Rahmen von „Fairem Gold“ – wenn Recyclinggold verwendet wird. Kein geschützter Begriff, dafür aber selbsterklärend: Gold, das bereits im Umlauf ist, ob aus Privatbesitz oder Industrie.

Das Thema Recyclinggold ist gleichermaßen uralt wie neu: „Gold wird seit eh und je wiederverwertet, geschieden“, erklärt Skrein, „zum Recyclinggold wird es, wenn es nicht mit unkontrolliertem Gold vermischt wird. In Deutschland gibt es schon eine Goldscheideanstalt nur mit Recyclinggold. Und die ersten Kleinproduzenten setzen dort auf hundert Prozent Recyclinggold“, sagt Alexander Skrein, um sich sofort selbst zu korrigieren: „Versuchen zu setzen.“

Neben Fairtrade-Gold und Recyclinggold gibt es noch Green Gold, auch dieses fällt unter den Begriff „Faires Gold“. Green Gold wird nicht mithilfe von Quecksilber in Minen angebaut, sondern an der Oberfläche gewaschen. „Das wäre überhaupt das Beste, aber davon gibt es viel zu wenig. Ich glaube, die Weltproduktion könnte nicht einmal unseren Jahresbedarf decken.“ Alexander Skrein möchte in seiner Schmuckwerkstatt ein Verhältnis von 60 Prozent Recyclinggold (etwa aus Gold, das Kunden zu ihm bringen) und 40 Prozent Fairtrade-Gold etablieren. Wobei für ihn Fairtrade-Gold nur der halbe Weg ist: „Es ist eine Unterstützung, um Kinderarbeit zu verhindern, aber ideal ist Green Gold oder Recyclinggold.“ Wichtig bei dem Ganzen sei jedenfalls, dass eines in den Köpfen der Kunden klar sei: Gold hat kein Mascherl. Das bedeutet in der Praxis, dass ein neues Schmuckstück aus wiederverwertetem Gold durchaus einen konkreten Anteil an „bösem“ Gold enthalten kann. „Es geht um die Frage, ob die Welt durch die Produktion belastet wird. Und das wird sie bei einem neuen Schmuckstück aus Recyclinggold nicht, weil ja für dieses in keiner Mine etwas abgebaut werden muss.“ Man könne, so Skrein, die Vergangenheit nicht wiedergutmachen, aber durch den Einsatz von Recyclinggold für die Zukunft sicherstellen, dass die Umwelt und auch die Gesundheit von Arbeitern nicht belastet wird.

Saubere Diamanten. Prominente Branchenvertreter reagieren unterschiedlich auf die Initiative. Hermann Gmeiner-Wagner etwa sagt, er begrüße „die weltweiten Initiativen, die einen nachhaltigen Goldabbau mit einer verbesserten ökologischen und sozialen Verträglichkeit unterstützen“. Anton Heldwein indes, der als Pressesprecher des Wiener Diamantenklubs in ein verwandtes Thema eingearbeitet ist, jenes der „guten, konfliktfreien Diamanten“, die keine Kriege etwa in Sierra Leone mitfinanziert haben, stört an der ganzen Sache vor allem eines, „dass der Begriff ,Faires Gold‘ automatisch alles andere Gold diskreditiert, analog zum Biofleisch. Das finde ich unfair, denn die meisten Minenbetreiber arbeiten heute sauber.“ Heldwein befürchtet, dass die Konsumenten unnötig verunsichert werden. Er sieht ein weiteres Problem darin, dass „bei Gold, wenn es einmal eingeschmolzen ist, niemand mehr weiß, was woher kommt“. Diese Unsicherheit sei auch der Grund gewesen, dass der Kimberly-Prozess, ein im Jahr 2000 etabliertes System mit staatlichen Herkunftszertifikaten für saubere Diamanten, bei den Rohsteinen endet. Rohsteine werden in versiegelten Containern mit nummerierten staatlichen Zertifikaten transportiert.

Transparenz. Wenn ein Schleifer Rohsteine importiert, ist für ihn die Herkunft der Steine also noch nachvollziehbar. Sobald sie aber geschliffen in den internationalen Handel kommen, kann man nicht mehr zu hundert Prozent wissen, woher die Steine kommen. Ab der Stufe des Schleifens seien daher heute freiwillige Erklärungen auf den Rechnungen üblich, mit denen Händler festhalten, dass die geschliffenen Diamanten nach bestem Wissen und Gewissen aus legitimierten Quellen stammen. Und daran halten sich alle namhaften Schmuckfirmen.

Cartier etwa verlangt bei jeder Rechnung über Diamanten diese Erklärung, ist im Report zur Corporate Social Responsibility zu lesen. Tiffany gibt an, sich aktiv einzubringen, wenn es darum geht, gemeinsam mit internationalen NGOs und lokalen Organisationen bessere Arbeitsbedingungen für die Minenarbeiter durchzusetzen.
„Gemeinsam“ ist auch Alexander Skreins Stichwort in Sachen Gold: „Ziel muss es sein, ein Abwicklungs- und Kontrollsystem aufzubauen, das für die Öffentlichkeit kontrollierbar ist.“

Info

Fairtrade Gold. Die Zertifizierung durch die Fairtrade-NGO steht noch am Anfang –Aufmerksamkeit ist geboten.
Green Gold. Wenn Gold an der Oberfläche gewaschen wird, fällt kein Quecksilber an.
Recyclinggold. Dass altes Gold wiederverwertet wird, hat eine lange Tradition.
Zertifizierte Diamanten. Im Jahr 2000 wurde der „Kimberly-Prozess“ für die Zertifizierung von Rohsteinen etabliert.

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