Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx fordert, die Diskussion über den Empfang der Sakramente für Wiederverheiratete nicht zu beenden.
"Der Präfekt der Glaubenskongregation kann die Diskussion nicht beenden." Und: "Wir werden erleben, dass das Thema in der ganzen Breite diskutiert wird." Noch nie ist von einem deutschen Kardinal so offen dem Chef der Glaubenskongregation im Vatikan widersprochen worden.
Ausgangspunkt der Konfrontation: Vor zwei Wochen hat Präfekt Erzbischof Gerhard Müller in der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" Hoffnungen zu zerstreuen versucht, Franziskus könnte Geschiedene, die staatlich nach einer Scheidung wieder geheiratet haben, zum Empfang der Sakramente (Kommunion, Krankensalbung, Beichte) zulassen. Eine derartige Zulasung zu den Sakramenten sei "aus ihrer inneren Natur heraus nicht möglich", erklärte der langjährige Vertraute des emeriterten Papstes Benedikt XVI.
Am Donnerstag hat der Münchner Erzbischof Reinhard Marx nun einen deutlichen Kontrapunkt gesetzt. Dies ist auch deshalb besonders bemerkenswert, weil Marx im Kardinalsrat sitzt - also jenem neu geschaffenen Gremium von acht Purpurträgern aus allen Erdteilen, das Franzsikus bei der Reform der katholischen Kirche zur Seite steht. Der Vatikan hat - gleichfalls erstmalig in der Kirchengeschichte - einen Fragebogen an die Bischofskonferenzen veröffentlicht, der zur Vorbereitung eines Sondertreffens der Bischöfe im Herbst nächsten Jahres dienen soll. Thema: Familie. Zuvor hatte Franziskus Barmherzigkeit für Geschiedene nach einer weiteren Ehe gefordert.
(d.n.)