Die Weltklimakonferenz im Zeichen des Taifuns

Der japanische Delegierte Minami bekundet sein Beileid gegenüber dem philippinischen Delegierten Sano auf der Weltklimakonferent in Warschau.
Der japanische Delegierte Minami bekundet sein Beileid gegenüber dem philippinischen Delegierten Sano auf der Weltklimakonferent in Warschau.(c) REUTERS/Kacper Pempel
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Die Vertreter der Philippinen fordern Teilnehmer in Warschau zum Handeln auf. Mit einem großen Wurf wird bei den Verhandlungen aber nicht gerechnet.

Unter dem Eindruck des verheerenden Taifuns "Haiyan" auf den Philippinen hat in Warschau die 19. UN-Klimakonferenz begonnen. UN-Klimasekretärin Christiana Figueres sagte zum Auftakt des zwölftägigen Treffens, der Rekordsturm sei eine der "vielen ernüchternden Realitäten" infolge der Erderwärmung. Die philippinische Delegationsleiterin Alicia Ilaga rief die Teilnehmer aus mehr als 190 Ländern auf, endlich zu handeln, um den Klimawandel einzudämmen.

Die Klimakonferenz finde unter dem Eindruck vieler negativer Entwicklungen statt, sagte Figueres. Dazu zähle zum einen, dass der Gehalt von CO2 und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre 2012 einen neuen Rekordstand erreicht habe. Zum anderen stehe der Weltgemeinschaft "die zerstörerische Wirkung des Taifuns 'Haiyan'" vor Augen. Nun müsse allen klar werden, dass es bei der Klimaschutzpolitik um die Zukunft der Menschheit gehe: "Wir werden alle gewinnen oder alle verlieren", warnte Figueres.

"Es ist nicht nur in Warschau dunkel, kalt und trist, sondern auch in meinem Land", sagte die philippinische Delegationsleiterin Ilaga. "Was können wir mehr erwarten, als dass Verhandlungen und Verpflichtungen auf dieser Konferenz zu Taten werden?" Ilagas Delegationskollege Naderev Sano sagte mit tränenerstickter Stimme, aus Solidarität mit seinen Landsleuten werde er die gesamte zwölftägige Konferenz über fasten. "Haiyan" hatte am Wochenende nach vorläufigen Behördenschätzungen mehr als 10.000 Menschen in den Tod gerissen.

Erderwärmung und Wetterphänomene

Klimaforscher sehen einen Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und der Zunahme extremer Wetterphänomene. Die Erwärmung der Weltmeere begünstige die Wirbelstürme, erläuterte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Montag im ZDF. Daher seien "stärkere Stürme in Zukunft zu erwarten".

Die Weltgemeinschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf ein beherrschbares Maß von zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die bisherigen konkreten Zusagen und Maßnahmen zur Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes reichen dazu aber nicht aus. Der Weltklimarat IPCC warnt daher in seinem neuesten Bericht, im schlimmsten Fall könne die Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 um knapp fünf Grad steigen.

Kein Durchbruch erwartet

Von der Konferenz in Warschau werden keine wesentlichen Durchbrüche erwartet. Es sollen aber weitere Fragen auf dem Weg zu einem verbindlichen globalen Klimaschutzabkommen geklärt werden, das bis Ende 2015 ausgehandelt werden und 2020 in Kraft treten soll.

Außer um den weiteren Zeitplan für die Klimaverhandlungen geht es insbesondere um Finanzhilfen der Industrieländer für den Klimaschutz in ärmeren Ländern sowie für die Bewältigung von Schäden in Folge der Erderwärmung. Zum Abschluss der Konferenz reisen die Fachminister an, auch Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) hat sein Kommen angekündigt.

(APA/AFP)

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