Zwei Giganten im Doppelpack: Das neue teuerste Bild der Welt

(c) Christie´s
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Francis Bacons Triptychon, das seinen Kollegen Lucian Freud zeigt, wurde Dienstagabend in New York zum teuersten je auf einer Auktion versteigerten Kunstwerk.

Zehn Minuten und sieben Bieter am Telefon brauchte es Dienstagabend in den noblen New Yorker Räumen des Auktionshauses Christie's, um einen neuen Rekord aufzustellen: Francis Bacons dreiteiliges Gemälde (Triptychon) „Drei Studien von Lucian Freud“ wurde um 142,4 Mio. Dollar (106 Mio. Euro) an einen New Yorker Galeristen verkauft, der im Auftrag eines auf Anonymität bedachten Kunden handelte.

Noch nie wurde so viel Geld in aller Öffentlichkeit, das heißt bei einer Auktion, für Kunst ausgegeben. Die 1969 entstandene Bilderfolge übertrumpfte ihren Vorgänger, die vor eineinhalb Jahren versteigerte Version von Edvard Munchs „Schrei“, gleich um gut 20Mio.Dollar. Gekleckert wird auf dem Kunstmarkt schließlich schon lange nicht mehr, Krise hin oder her. Die Kunst ist das neue Gold, zumindest in den Sphären, in denen man sicher ist, dass es sich tatsächlich um Gold handelt, also um hochpreisig Abgesichertes. Bestens symbolisiert immer noch in Klimts „Goldener Adele“, die sich mit 135Mio. Dollar nach sieben Jahren immer noch auf Platz vier der teuersten bekannten Bilder hält – ein Preis, der allerdings bei einem Privatverkauf erzielt wurde, nicht auf einer Auktion. Das sind die kleinen Details, die bei derartigen Listen große Unterschiede machen. (So liegt der inoffizielle Rekord für ein Kunstwerk bei etwa 250 Mio. Dollar, die der Scheich von Katar für Cézannes „Kartenspieler“ gezahlt haben soll. Angeblich.)

Ist das auffällige Goldgelb in Bacons Triptychon jetzt aber Zufall? Eine für Bacon immerhin ungewöhnlich helle, freundliche Farbigkeit. Was ihn aber nicht davon abhielt, sein Motiv, den Malerkollegen Lucian Freud, in bewährter Form fratzenhaft zu deformieren. Die Brutalität des heutigen Lebens wolle er darin spiegeln. „Es gibt so viel Krieg in meinem Leben“, sagte er in seinem letzten Interview drei Monate vor seinem Tod. 1992 starb der für seine (sexuellen) Ausschweifungen berühmte Engländer dann in Madrid an einem Herzinfarkt.

Seine Bilder von Lucian Freud zählen zu den schmerzhaftesten Porträts, die Bacon gemacht hat, was allerdings als Zeichen von Freundschaft zu werten ist. „Wen als meine Freunde soll ich sonst in Stücke reißen können?“, fragte Bacon. „Wären sie keine Freunde, könnte ich ihnen nicht solche Gewalt antun.“ Und der 13 Jahre jüngere Freud war ein Freund Bacons, eine Malerfreundschaft wie man sie vielleicht von Gauguin und van Gogh kennt. Der Respekt überwog die Konkurrenz, man porträtierte sich gegenseitig. Freud tat das zweimal mit Bacon, wobei das erste dieser zwei Öl-Porträts übrigens 1988 bei einer Ausstellung in der Neuen Berliner Nationalgalerie gestohlen wurde; Freud ließ dieses kleine Bild, an dem sichtlich sein Herz hing, 2001 per „Wanted“-Plakat in Berlin suchen. Es ist bis heute verschollen.

Freud kommt in Bacons Werk dagegen weit öfter vor, was wohl auch damit zusammenhängt, dass Bacon anders als sein Kollege auch nach Fotografien malte. 1945 hatten sich die beiden über einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Freud war noch nicht einmal 23 und malte damals, wie man auch in der aktuellen Ausstellung im Wiener KHM nachsehen kann, noch mit feinstem Pinselstrich minuziöse Porträts. Nicht zuletzt seine Bekanntschaft mit Bacon soll ihn zu mehr Emotion, zu seinem berühmten deftigeren Stil animiert haben.

An Glätte nicht zu überbieten ist dagegen das zweite Rekordergebnis dieser Christie's-Auktion: Mit 58,4 Millionen Dollar für seine hochglänzende orange Skulptur „Balloon Dog“ löste Jeff Koons den deutschen Maler Gerhard Richter als teuersten lebenden Künstler ab. Erst im Mai war Richters Bild des Mailänder Domplatzes für 37 Millionen Dollar versteigert worden. Jetzt hat ihn ein Riesenspielzeug vom Sockel gekippt.

www.Auktionsrekorde in Bildern:diepresse.com/rekordkunst

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2013)

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