Die Loipenfamilie: Von Sarajewo nach Sotschi

Teresa Stadlober
Teresa Stadlober(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ M. Oberlaender)
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Teresa Stadlober, 20, startet wieder als offizielles ÖSV-Mitglied im Weltcup. Die Differenzen zwischen ihrem Vater Alois und Sportdirektor Markus Gandler wurden per Handschlag ausgeräumt. Das Training bleibt „Chefsache“.

Vuokatti/Wien. Für seine Kinder macht Langlauf-Ikone Alois Stadlober alles. Für sie geht er auch mit Freunden auf Konfrontationskurs, wenn er bemerkt, dass das Training nicht stimmt. Die Wogen waren vergangenen Oktober hochgegangen, als Teresa Stadlober auf Wunsch des Vaters dem ÖSV den Rücken kehrte und nur noch unter seiner Obhut trainierte. Stadlober sen. und ÖSV-Sportdirektor Markus Gandler, beide waren 1999 Mitglieder der goldenen Ramsau-Staffel, lagen im Clinch.

Nach der WM in Val di Fiemme im Februar wurden erste Gespräche über eine Rückkehr geführt, im Sommer fortgesetzt und im Herbst wurde „die blöde Geschichte über die unterschiedliche Auffassung von Training, Umfängen und Pensum“, so Stadlober, ad acta gelegt. Per Handschlag wurde der Neustart der 20-Jährigen als offizielle ÖSV-Athletin besiegelt; freilich nicht ohne Zugeständnisse.

Stadlober legt weiterhin Wert darauf, „beim Training meiner Tochter mitplanen, vor Ort auch mitreden zu dürfen“. Im Gegenzug verlangten der ÖSV und Gandler verstärkte Präsenz im Weltcup, auch bei schweren Sprints, um eventuell weitere Quotenplätze für Sotschi zu ergattern oder gar die Vision einer Damenstaffel, wie bei der WM, zu wahren. „Uns ist das recht“, sagt Stadlober, „sehr sogar.“

Damit wird auch ein Traum Wirklichkeit. Alois Stadlober nahm an fünf Winterspielen teil, erstmals 1984 in Sarajewo. Er sagt: „Damals haben sie uns mit der Stoppuhr gemessen, eigentlich ein Wahnsinn aus heutiger Sicht.“ 30 Jahre später wird seiner Tochter mit dem Start in Sotschi im Februar 2014 diese Ehre zuteil. Für die Familie Stadlober ist die Langlaufloipe sozusagen auch eine Blutlinie.

Damit zum Weltcupauftakt am 22. November in Kuusamo Doppelstockeinsatz und Diagonalschritt im Sprint, über fünf Kilometer klassisch und in der Verfolgung, stimmen, wurde dieser Tage in Vuokatti, Finnland, auf Kunstschnee der vierte Trainingskurs nach Ramsau, Oberhof und Saariselkä absolviert. Dreieinhalb Stunden werde täglich geübt, getüftelt, gewachst oder in schweren, tiefen Spuren gelaufen.

Alois Stadlober beschreitet den schmalen Grat als Trainer und Vater. Er sagt, es sei ein Vorteil. Er gebe Tipps, bringe Erfahrung ein, „doch den Kick muss immer sie haben“. Konflikte gebe es, die seien jedoch zum Mittagessen stets ausgeräumt. „Langlauf ist unser gemeinsames Erlebnis“, sagt der 51-Jährige stolz. Von Druck oder gar Zwängen sei also keine Rede.

Bei der Tour de Ski oder der U23-WM folgen im Saisonverlauf weitere Kontrollen. Teresa Stadlober wird darauf vorbereitet sein, ihr Vater hat diesen Weg schließlich „optimal“ vorgezeichnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2013)

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