Johann Trummer: Der (Medien-)Organist

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STYRIA MEDIEN VERLAG / MOSER HOLDING(c) APA (MARKUS LEODOLTER/THOMAS BOEHM)
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Seit 30 Jahren leitet der Grazer Priester, Professor und Organist Johann Trummer den Katholischen Medien Verein, der hinter der Styria Media Group steht.

Fred Sinowatz ist seit einem halben Jahr mit dem freiheitlichen Vize Norbert Steger im Amt. Bundespräsident Rudolf Kirchschläger hat die Kleine Koalition angelobt. Kardinal Franz König regiert die Erzdiözese Wien, die noch im Banne des kürzlich zu Ende gegangenen Besuchs von Papst Johannes Paul II. steht.

Und in Graz wird in diesem Jahr 1983 ein Mann in eine Funktion gewählt, die er bis heute ausübt: Johann Trummer, Priester, Ex-Sekretär der steirischen Bischöfe Josef Schoiswohl und Johann Weber, wird am 23. November Obmann des Katholischen Preßvereins von Graz-Seckau, mittlerweile in Katholischer Medien Verein umbenannt, der, großteils über eine Privatstiftung, Besitzer der Styria Media Group ist. Am Freitag wurde Trummers bisher 30-jähriges Wirken im Grazer Priesterseminar bei einer Feier gewürdigt.

Kämpfer für Unabhängigkeit. Das Credo des mittlerweile 73-Jährigen im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“: „Ich habe von Anfang an verstanden, dass es die Unabhängigkeit des Medienhauses zu schützen gilt, gegen innerkatholische Interessen wie gegen politische und wirtschaftliche von außen. Unabhängigkeit ist auch eine Frage der Ökonomie, das heißt, dass es eine kompetente Geschäftsführung und gute Mitarbeiter braucht. So hat sich die Styria zu dem Haus entwickelt, das sie heute ist. Ich habe im Namen des Vereins dafür vielen zu danken.“

Wirtschaftlich erfolgreich ist die Styria Media Group, seit 1997 Aktiengesellschaft und eines der größten Medienhäuser Österreichs, allemal. 2900Mitarbeiter in Österreich, Kroatien und Slowenien produzieren neun Tageszeitungen (darunter „Kleine Zeitung“, „Die Presse“), über 20 Wochenzeitungen und mehr als fünf Dutzend Magazine. Trummer erinnert sich: „Der Obmann des Katholischen Medien Vereins und sein Stellvertreter waren vor der Bildung der Styria Medien AG als Einzelkaufmann voll haftend. Das habe ich zum Zeitpunkt meiner Bestellung noch nicht gewusst. Es gab also einen erheblichen Bedarf an rechtlichen und wirtschaftlichen Weichenstellungen.“

Kind des Kulturkampfes. Gesellschaftsformen, Namen und Umfeld haben sich seit Gründung des Preßvereins geändert. Das Ziel ist seit 1869 dasselbe geblieben: christlich inspirierte Medienarbeit, die den Dialog zwischen katholischer Kirche und Gesellschaft sowie Kirche und anderen Glaubensgemeinschaften ermöglicht und fördert. „Der Verein ist, seinen Satzungen verpflichtet, immer über den Kirchenrand hinausgegangen“, sagt Trummer.

In den Zeiten des Kulturkampfes Mitte des 19. Jahrhunderts sprießten überall katholische Vereine, die angesichts der durch den Liberalismus geforderten Trennung von Kirche und Staat der katholischen Stimme Gehör verschaffen wollten. Kaum einer dieser Vereine überlebte. In Graz erlebte er eine Hochblüte. So blickt Trummer zufrieden auf die drei Jahrzehnte Obmannschaft zurück: „In den vergangenen 30Jahren war die Entwicklung insbesondere nach Bildung einer Aktiengesellschaft sehr erfreulich, dazu gehört auch, dass die ,Presse‘ unter diesem Dach leben kann.“


Kind des Konzils.Trummer ist einer der facettenreicheren Kleriker. Er predigt an fast allen Sonntagen im Grazer Dom, spielt leidenschaftlich gerne Orgel (bei Bach gerät er ins Schwärmen), unterrichtet als emeritierter Universitätsprofessor in Graz, Moskau, Minsk, Sankt Petersburg und gewährt finanzschwachen Musikstudenten aus dem Osten schon einmal eine Bleibe in seiner Privatwohnung. Die dann zu einer Art Studenten-Professoren-WG mutiert.

Neuerungen der Kirche, einem zeitgemäßen Übersetzen der Botschaft des Evangeliums, steht er positiv gegenüber. Trummer: „Das Zweite Vatikanische Konzil hat mich sehr stark beeindruckt und war für meine Berufswahl von höchster Bedeutung. Ich bin glücklich, dass Papst Franziskus durch seinen persönlichen Stil eine große Nachdenklichkeit auslöst.“

Wie er die Zukunft von Tageszeitungen sieht? Trummers Antwort: „Wir sollten ohne Angst in die Zukunft gehen: Zeitungen wie die ,Kleine Zeitung‘, ,Presse‘, ,Furche‘ sind unersetzlich für Österreich, für Orientierung und Information, durch vertiefte Kommentare, durch Vertrauensbildung und alles, was Menschen einander näher bringt.“

Zur Person

Johann Trummer
wurde am 18.2.1940 in Bruck/Mur geboren, am 5.7.1964 in Graz zum Priester geweiht. Trummer war Professor für Kirchenmusik an der Kunst-Uni Graz. Seit 23.11.1983 ist er Obmann der Katholischen Medien Verein Privatstiftung (früher: Katholischer Preßverein), der die Styria Media Group (u.a. „Presse“, „Kleine Zeitung“) gehört.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2013)

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