Die lange Geschichte der Unglücksmaschine von Kasan

Ein Teil des Jet-Wracks jener 23 Jahre alten Boeing 737, die am Flughafen von Kasan abstürzte.
Ein Teil des Jet-Wracks jener 23 Jahre alten Boeing 737, die am Flughafen von Kasan abstürzte.(c) EPA/RUSSIAN EMERGENCY MINISTRY PRESS SERVICE
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Bei der 23 Jahre alten Maschine brach 2001 das Fahrwerk ab. Auch auf dem Hinflug nach Moskau soll es schwere Probleme gegeben haben.

Nach dem Flugzeugabsturz mit 50 Toten wird in Russland erneut heftig über die mangelnde Sicherheit im Luftverkehr des Landes debattiert. Wahrscheinlichste Unglücksursache seien technisches Versagen oder ein Pilotenfehler, sagte Alexander Poltinin von der Flugunfall-Ermittlungsbehörde am Montag. Die 23 Jahre alte Boeing 737 der Regionalfluggesellschaft Tatarstan Airlines hatte laut Medienberichten bereits im Jahr 2001 einen schweren Unfall.

Die aus Moskau kommende Maschine war nach Angaben der Ermittler am Sonntagabend im Landeanflug auf den Flughafen von Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan, "senkrecht abgestürzt" und anschließend explodiert. Alle 44 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Laut Ermittlungschef Poltinin hatte der Pilot einen ersten Landeanflug abgebrochen.

Schon auf dem Hinflug Probleme

Der Fluglotse Kirill Kornischin berichtete, Sekunden vor dem Absturz habe einer der Piloten über Funk mitgeteilt, dass die Maschine nicht bereit zur Landung sei und er wieder durchstarten wolle. Ein Mitglied der Rettungskräfte sagte der Nachrichtenagentur Interfax, dies deute auf einen technischen Fehler hin.

Fluggäste, die noch am Sonntag mit der Maschine von Kasan nach Moskau geflogen waren, berichteten von Problemen mit der Boeing: "Das Flugzeug hatte schon auf dem Hinflug Schwierigkeiten, wir wären bei der Landung in Moskau beinahe abgestürzt", schrieb der Passagier Grigori Bussarew.

Sieben Vorbesitzer

Laut russischen Medien war die Maschine seit 23 Jahren im Dienst und hatte bereits sieben Vorbesitzer, darunter Airlines aus Uganda, Rumänien und Bulgarien. 2001 habe sie in Brasilien einen schweren Unfall gehabt, bei dem das Fahrwerk abgebrochen und sie mehr als einen Kilometer lang auf einem Triebwerk über die Landepiste geschlittert sei, berichtete Itar-Tass. Nach einer Reparatur sei die Boeing wieder in Dienst gestellt worden.

Die letzte Generalüberholung des Flugzeugs erfolgte laut der russischen Flugaufsichtsbehörde Rosaviatsia im März 2012. Die Flugunfall-Ermittlungsbehörde beschlagnahmte am Montag Unterlagen von Tatarstan Airlines. Beide Blackboxen wurden aus den bis zur Unkenntlichkeit zerfetzten und verkohlten Überresten der Unglücksmaschine geborgen und sollen nun ausgewertet werden.

Flugzeugunglücke sind in Russland keine Seltenheit. Im April 2012 starben 33 Menschen bei einem Absturz in Sibirien. Im September 2011 wurden 44 Menschen bei einem missglückten Start nahe Jaroslawl getötet. Experten machen für die häufigen Unfälle die zahlreichen kleinen, schlecht überwachten Fluggesellschaften verantwortlich, die seit dem Ende der Sowjetunion wie Pilze aus dem Boden schossen.

(APA/AFP)

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