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Monty Python: "Mit 70 kann man schamlos sein"

(c) REUTERS (LUKE MACGREGOR)
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Sie brachten eine neue Ära des Humors, schwärzer, moderner, rücksichtslos komisch. Nun tritt die britische Komikertruppe nach Jahrzehnten noch einmal auf.

Englische Wörterbücher kennen nicht nur das Wort „kafkaesque“, sondern auch „pythonesque“. Und Wörterbücher auf der ganzen Welt kennen das Wort „Spam“, auch das hat mit den Monty Python zu tun. Der Name einer Dosenfleischmarke kam 1970 in der Comedy-Serie „Monty Python's Flying Circus“ zu Ehren, das Szenario: ein Kaffeehaus mit einer Speisekarte, auf der fast alle Gerichte Spam enthielten.

Und wo bei jeder Erwähnung des Wortes eine Gruppe Wikinger laut zu singen anfing: „Lovely spam, wonderful spa-a-m, Lovely spam, wonderful Spam, Spa-a-a-a-a-a-a-am, Spa-a-a-a-am ...“. So begann „Spam“ etwas unnötig oft Wiederholtes zu bezeichnen und fand Eingang in die Computerkultur.

Der „Flying Circus“ sowie die Filme „Die Ritter der Kokosnuss“, „Das Leben des Brian“ und „Der Sinn des Lebens“ sind legendär – und eine Ewigkeit her, wer hätte gedacht, dass die britische Truppe noch einmal auftreten würde? Aber sie tut es, in einer „Reunion Show“ in London am 1. Juli 2014, die auch auf DVD erscheinen wird. Am Donnerstag verrieten John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin – ohne den verstorbenen Graham Chapman – Details: „Comedy, Musik und Seniorensex“ werde es geben, eine Art „gewaltiges Musical“, möglichst unberechenbar gemischt aus beliebten Sketches wie „Der tote Papagei“ oder „Knusperfrosch“ und Neuem („die größte Gefahr ist, dass der Zuschauer den Text besser kennt als wir“, so John Cleese). Nur die unvergesslichen „Silly Walks“ aus dem „Ministerium für alberne Gänge“ werden an Cleeses künstlicher Hüfte scheitern.

Die größte Pointe: Keine Pointe

Als TV-Comedy waren diese und die übrigen Episoden von „Monty Python's Flying Circus“, die zwischen 1969 und 1974 für die BBC entstanden, revolutionär: Nicht nur wurde der Humor zu neuen Höhen der Absurdität geschraubt, das Format der TV-Comedy wurde ganz bewusst ad absurdum geführt. Da gab es zusammenhanglose Übergänge („und nun zu etwas ganz anderem...“), surreale Animationszwischenspiele und vor allem den sorgfältigen Aufbau absolut irrer Szenen, bei denen dann die größte Pointe eben im Fehlen einer solchen bestand.

Die Demontage machte auch vor sich selbst nicht halt: Die BBC und die Prüderie ihres restlichen Programms waren ebenso gern Ziele von Parodien wie klassische Autoritätsfiguren, die rüder angegangen wurden als je zuvor im britischen TV; ganz zu schweigen von Tabuthemen wie Tod, Sex und Gewalt.

Mit den Pythons war eine neue Ära des Humors im Fernsehen angekommen: schwärzer, moderner, rücksichtslos komisch. Aus einem lyrischen Picknick machten sie eine Sam-Peckinpah-Gewaltorgie, der Zweite Weltkrieg wurde durch den „Tödlichsten Witz der Welt“ entschieden, und selbst im deutschen Fernsehen sorgte man mit zwei Gastfolgen (als „Monty Pythons fliegender Zirkus“) für geniale Verwirrung insbesondere bei jener Folge, in der Deutsch gesprochen und gesungen wurde, obwohl keiner der Pythons diese Sprache konnte: „O, Albreckt Albreckt Durer, er reitet durck die Lande...“

Ob die alten Herren noch so unberechenbar sein können? Das Blödeln sei leichter geworden, meinte Terry Gilliam. „Mit über 70 kann man absolut schamlos sein.“

COMEDY-WELTERFOLG

Monty Python gründeten sich offiziell 1969: Die Komiker John Cleese, Eric Idle, Michael Palin, Terry Jones, Terry Gilliam sowie der 1989 verstorbene Graham Chapman hatten schon bei BBC-Komödien zusammengearbeitet, gemeinsam gingen sie dann die bahnbrechende Comedy-Serie „Monty Python's Flying Circus“ an, die bis 1974 lief. Es folgten Filme wie „Die Ritter der Kokosnuss“ (1975) oder „Das Leben des Brian“ (1979). 1983 trennte man sich und ging auf Solopfaden, aber Monty Python bleibt bis heute die wohl populärste Comedy-Truppe der Welt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2013)

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