Anleger sehen neue Internetblase

The Twitter symbol is displayed at the post where the stock is traded on the floor of the New York Stock Exchange
The Twitter symbol is displayed at the post where the stock is traded on the floor of the New York Stock ExchangeREUTERS
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Die Euphorie an den Börsen dürfte sich dem Ende zuneigen. 82 Prozent der Anleger befürchten eine Überhitzung. Ein Drittel befürchtet das platzen einer US-Bond-Bubble.

New York. Bei Internet- und Social-Media-Aktien bilden sich derzeit Preisblasen. Das gilt auch für die Immobilienmärkte in London und in China, zeigt das Ergebnis der aktuellen Bloomberg Global Poll. Die an der Umfrage teilnehmenden Investoren, Analysten und Händler sind zu 82 Prozent der Auffassung, dass Aktien von Internet- und Social-Media-Unternehmen entweder auf oder nahe einem nicht haltbaren Niveau gehandelt werden. Chinesische Wohnimmobilienpreise sind laut 73 Prozent der Teilnehmer auf einem vergleichbaren Niveau, 69 Prozent sehen Londoner Eigenheime auf oder kurz vor Blasenniveau.

Schwellenländer positiv

„Es gibt noch immer reichlich Liquidität, und die Zentralbanken wollen die Konjunktur ankurbeln“, sagt Kenneth Broux, Stratege bei Société Générale in London, der an der Umfrage teilnahm. „Immobilien sind der offensichtliche Kandidat für eine Blase.“

Die Umfrage ist ein Alarmsignal, dass fünf Jahre nach der kreditgetriebenen Finanzkrise die Anleger spekulative Übertreibungen wahrnehmen. In anderen Bereichen ist der Überschwang geringer; so haben die Investoren ihren Optimismus hinsichtlich des Ausblicks für die Weltwirtschaft, Aktien und US-Anlagen gegenüber der vorherigen Umfrage im September zurückgenommen.

Rund ein Drittel der Befragten sieht US-Staatsanleihen in einer Blase, 27 Prozent konstatieren nicht haltbare Niveaus an den Anleihemärkten. Die rekordniedrigen Leitzinsen und die Anleihekäufe der Federal Reserve trugen dazu bei, die Rendite der zehnjährigen Treasuries zu dämpfen, die in diesem Jahr unter der Marke von drei Prozent blieb und am Donnerstag bei 2,79 Prozent lag. An den weltweiten Aktienmärkten konstatieren nur 20 Prozent der Umfrageteilnehmer ein Blasenniveau, allerdings sehen weitere 45 Prozent die Kursniveaus in der Nähe eines solchen. Der MSCI World Index hat in den vergangenen zwölf Monaten 26Prozent zugelegt und erreichte in dieser Woche den höchsten Stand seit 2007. Schwellenmärkte machen den Investoren weniger Sorgen. Hier sehen lediglich elf Prozent hohe Bewertungen, während 58 Prozent keine Blasenbildung sehen.

Neben den Sorgen wegen möglicher Blasen lassen die Umfrageteilnehmer ein geringeres Vertrauen in die Entwicklung der großen Volkswirtschaften und Aktienmärkte im nächsten Jahr erkennen. 17 Prozent sehen eine Verschlechterung der weltweiten Konjunktur– das ist der höchste Anteil seit Mai. Immerhin die Hälfte erwartet eine stabile Entwicklung. Am pessimistischsten zeigten sich dabei die US-Investoren: Mehr als jeder fünfte geht von einer Abwärtsbewegung der weltweiten Konjunktur aus, während dies in Europa nur 15 Prozent und in Asien 13 Prozent annehmen.

Für Japan wieder pessimistisch

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat in dieser Woche ihre Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum gesenkt, da die Konjunktur in den Schwellenmärkten abkühlt. Für dieses Jahr erwartet die OECD ein weltweites Wachstum von 2,7 Prozent und für 2014 von 3,6 Prozent, während sie im Mai noch von 3,1 Prozent und vier Prozent ausging.

In der Bloomberg-Umfrage konstatieren 27 Prozent einen langsameren Konjunkturgang in der Eurozone, verglichen mit 61 Prozent in der Mai-Umfrage. Dagegen ist der Anteil derer, die in Japan eine Konjunkturverbesserung sehen, von 59Prozent vor zwei Monaten auf 44Prozent gesunken. In den USA sehen 54 Prozent der Umfrageteilnehmer eine bessere Konjunktur, rund ein Drittel konstatiert eine stabile Entwicklung, 13 % sehen eine Verschlechterung. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2013)

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