Der Mediator

Eine mediale Erfolgsgeschichte aus Europa: Die schwedische Firma Spotify mischt den Markt für Musikstreaming weltweit auf und wird bereits auf vier Milliarden Dollar geschätzt.

Unter den Betreibern von Massenmedien ist es seit der Verbreitung des Internets üblich, über einen grausamen Prozess der Umstellung zu jammern. Print oder Online oder doch irgendwie beides in friedlicher Koexistenz? Dieser Wandel erfolgt jedoch in unserer Sparte der Zeitungen und Zeitschriften relativ gemächlich, wenn man ihn mit jenem der Musikbranche vergleicht.

Dort hat sich die Landschaft im letzten Jahrzehnt, in jenem der Generation iPod, viel radikaler verändert. Menschen, die sich (wie der Mediator) CDs (oder vielleicht schon wieder Vinyl-Platten) kaufen, die sie dann vielleicht auf ihre Player überspielen, gelten garantiert als gestrig. Die Gruppe scheint identisch zu sein mit jener, die noch konventionell Radio hört (bei uns zu Hause die fixe Einstellung in der Küche: 92,0 FM). Bei den Kindern wird das schon als seltsames Verhalten angesehen. Die laden sich den Stoff direkt auf ihre smarten Maschinen. Oder sie setzen auf Streaming. Das geht inzwischen einfach und vor allem rasend schnell.

Der Markt für diese Angebote wächst rasch und ist heißt umkämpft. Eine der interessantesten Firmen dort, Spotify aus Schweden, setzt gerade dazu an, ein Global Player zu werden. „The Wall Street Journal“ meldete am Donnerstag, dass dieses Service für Musikabos kräftig expandieren will. Technology Crossover Ventures bringt dafür 250 Millionen Dollar ein. Zuvor hatten schon Firmen wie Goldman Sachs und Coca-Cola in Spotify investiert. Die 2008 gegründete Firma wird inzwischen auf einen Wert von etwa vier Milliarden Dollar geschätzt, sie hat bereits Dutzende Millionen User, ein Viertel davon sogar als Abonnenten. Sie bietet ihren Streamingdienst in bisher 30 Ländern an und konkurriert mit Unternehmen wie Deezer, Rhapsody oder dem neuen iTunes Radio.


Pandora. Noch eindrucksvoller sind die Zahlen für den Musikdienst Pandora. Laut „New York Times“ wird dieses Internetradio von 72 Millionen Hörern genutzt. Das sind in den USA 70 Prozent des Internetradio- und acht Prozent des ganzen Radiomarktes. Die Einführung von iTunes Radio im September dieses Jahres hatte bisher offensichtlich keine gröberen Auswirkungen. Die Zahl der Hörer sank zwar minimal, aber die der gehörten Stunden erreichte im Oktober einen neuen Spitzenwert: 1,47Milliarden – um 110 Millionen mehr als im Vormonat. Bei Pandora boomen auch die Anzeigen: 2013 werden Werbeeinnahmen von 643 Millionen Dollar erwartet. Da kann der neue Chef, Brian McAndrews, generös sein: „Musiker sollten für ihre Kunst fair entlohnt werden“, sagte er laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“. Das verhilft der Firma, die als Feindbild vieler Musikliebhaber gilt, vielleicht zu einem etwas besseren Image.

norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.