Papst-Pläne: Ja zu Reformen, Nein zu Priesterinnen

Papst Franzikus setzt den eingeschlagenen Reformkurs der katholischen Kirche mit seiner Regierungserklärung fort.
Papst Franzikus setzt den eingeschlagenen Reformkurs der katholischen Kirche mit seiner Regierungserklärung fort.(c) REUTERS
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Der Papst bleibt in seiner Regierungserklärung seiner Linie treu: Eine Absage an Klerikalismus und die Einladung an Frauen, eine größere Rolle zu spielen. Die Weihe zu Priesterinnen schließt er aber aus.

Am Dienstag veröffentlichte Papst Franziskus eine Art Regierungserklärung, in der er seine bisher schon bekannten Positionen zusammenfasst. Mit dem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" ("Freude des Evangeliums") festigte Franziskus seinen Reformweg und den Kurswechsel in der Kirche. Der Papst behandelt in dem Text Themen wie Evangelisierung, Schöpfung, Ökomune, interreligiösen Dialog, er nimmt aber auch zur Rolle von Frauen und Laien in der Kirche Stellung. Die Weihe von Frauen zu Priesterinnen schließt er allerdings ausdrücklich aus.

Er sei auch offen für Vorschläge, wie das Papstamt stärker an die von Jesus Christus gewollte Bedeutung und die heutigen Notwendigkeiten der Evangelisierung angepasst werden könne, erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche in dem über 200 Seiten langen Dokument. Schon Johannes Paul II. hatte in seinem Dokument "Ut unum sint" um Vorschläge gebeten, wie man die Aufgabe des Papstes im ökumenischen Kontext besser verstehen könnte. Papst Franziskus erneuert nun diese Bitte.

"Prägnantere weibliche Präsenz"

Gleichzeitig sprach sich Papst Franziskus für Reformen in der Kirche "auf allen Ebenen" aus. Die Kirchentüren müssten immer offen sein, die Sakramente zu jeder Zeit für alle verfügbar sein. Die Kommunion sei nicht nur für perfekte Menschen da, sondern Medizin und Nahrung für die Armen. Pfarren müssten sich ständig erneuern und anpassen. "Das setzt voraus, dass sie wirklcih in Kontakt mit den Familien und dem Leben des Volkes steht und nicht eine weitschweifige, von den Leuten getrennte Struktur oder eine Gruppe von Auserwählten wird, die sich selbst betrachten", schreibt der Papst.

Der Papst warnte außerdem vor "exzessivem Klerikalismus" und fordert eine sichtbarere weibliche Präsenz in der Kirche, besonders dort, wo "wichtige Entscheidungen getroffen werden".

Priesterinnen? Steht nicht zur Diskussion

Eine Zulassung zum Priesteramt für Frauen hält Franziskus jedoch für ausgeschlossen. Das den Männern vorbehaltene Priestertum sei "eine Frage, die nicht zur Diskussion steht", auch wenn sie "Anlass zu besonderen Konflikten geben, wenn die sakramentale Vollmacht zu sehr mit der Macht verwechselt wird", führte der Papst aus.

Wenn es um priesterliche Vollmacht gehe, dann bewege man sich "auf der Ebene der Funktion und nicht auf der Ebene der Würde und der Heiligkeit", stellte der Papst klar. Das Amtspriestertum sei von Jesus als Dienst eingesetzt worden, aber "die große Würde kommt von der Taufe, die allen zugänglich ist". In der Kirche begründeten Funktionen "keine Überlegenheit der einen über die anderen". Die Gottesmutter Maria etwa sei bedeutender als die Bischöfe.

Islam: keine "hassvolle Verallgemeinerung"

Auch in Richtung Islam äußerte sich der Papst in seinem Text. Die Beziehung mit islamischen Ländern sei in Zeiten wie diesen besonders wichtig. Der Papst bittet diese Länder "demütig", die Religionsfreiheit für Christen zu garantieren, genau so, wie die islamische Tradition in westlichen Ländern frei ausgeübt werden könne. "Konfrontiert mit beunruhigenden Episoden gewalttätigen Fundamentalismus", appelliert Franziskus an seine Leser, "hassvolle Verallgemeinerungen" zu vermeiden. "Authentischer Islam und das richtige Lesen des Korans stehen jeder Form von Gewalt entgegen", schreibt der Papst.

Weiters wies er darauf hin, dass sich die Muslime "zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird". Die heiligen Schriften des Islam bewahrten "Teile der christlichen Lehre; Jesus Christus und Maria sind Gegenstand tiefer Verehrung".

Mehr Kompetenz für Bischofskonferenzen

Auch zur Struktur der Kirche äußerte er sich. Papst Franziskus hält eine "heilsame Dezentralisierung" in der katholischen Kirche für erforderlich. Weiters kündigte er an die Bischofskonferenzen stärken zu wollen. Sie bräuchten "mehr konkrete Kompetenzbereiche, einschließlich einer gewissen authentischen Lehrautorität". 

>> Zum Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium"

Apostolisches Lehrschreiben

Der Begriff "Apostolisches Schreiben" umfasst zunächst alle schriftlichen Verlautbarungen des Papstes, deren Lehr- oder Regelungsgehalt über eine einzelne Mitteilung hinausgehen (Exhortatio apostolica). Eine solche, gleichsam "schwächere" Mitteilung wäre ein apostolischer Brief, auch "Breve" oder "Bulle" genannt.

Bezweckt der Papst unmittelbare Rechtswirkungen, erlässt er ein Schreiben in der Form des "Motu proprio". Der Unterschied zu einer Enzyklika besteht vor allem in der Form. Auch eine Enzyklika fällt unter die apostolischen Schreiben, wird aber als feierliches Rundschreiben an die Bischöfe veröffentlicht. Wozu, wie oft und wann sie welche Form der Verlautbarung wählen, das entscheidet jeder Papst unterschiedlich.

(APA/AFP/Red.)

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Kommentare

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