Die Pflichtschullehrer verzichten auf echte Kampfmaßnahmen. Sie setzen auf Information - und zwar außerhalb der Unterrichtszeit.
Mit österreichweiten Informationsveranstaltungen außerhalb der Unterrichtszeit und dem Sammeln von Unterschriften unter den 72.000 Pflichtschullehrern will die Gewerkschaft ab Mittwoch ihren Protest gegen die Reform des Lehrerdienstrechts ausdrücken. Die Unterschriften sollen Druck für Änderungen im parlamentarischen Prozess erzeugen, so Gewerkschafts-Chef Paul Kimberger.
"Das muss aber nicht der letzte Schritt sein", betonte Kimberger die prinzipielle Bereitschaft zu weitergehenden Maßnahmen. "Da ist noch einiges vorstellbar." Ziel der nun geplanten Aktionen, die ab 4. Dezember rund zehn Tage laufen sollen, sei es, der Politik klarzumachen, dass wesentliche Qualitätsmerkmale im neuen Dienstrecht fehlen und dass "Änderungen im parlamentarischen Prozess eingebracht werden" müssten.
"Kein Kind bleibt unbetreut"
Die Regierung habe die Verhandlungen unterbrochen und mit der Sozialpartnerschaft gebrochen, nun müsse sie an den Verhandlungstisch zurückkehren, fordert Kimberger. Er rechnet mit einer breiten Unterstützung der Lehrer und kann sich auch vorstellen, dass Eltern sich solidarisch zeigen.
Der einstimmige Beschluss der Bundesleitung, die am Donnerstagnachmittag getagt hat, sieht vor, dass die Bundesländer über die Formate der Informations-Veranstaltungen entscheiden, so Kimberger. Fest stehe dabei aber, dass diese außerhalb der Unterrichtszeit stattfinden: "Kein Kind bleibt unbetreut, wir werden den Konflikt nicht auf dem Rücken der Kinder austragen."
Forderungen der Lehrer
Den Lehrern soll erklärt werden, welche Punkte beim von der Regierung gegen den Protest der Gewerkschaft verabschiedeten Gesetzesentwurf nicht akzeptabel sind und welche Änderungen die Lehrervertreter fordern. Kimberger fordert etwa ein Aufgabenprofil auf Basis einer Lehrerarbeitszeitstudie, 13.500 zusätzliche Kräfte beim Supportpersonal, Entlastung von Verwaltung und Bürokratie, bessere Arbeitsplätze und mehr Ressourcen für Förder- und Sonderpädagogik.
Bundesschulsprecherin Angi Groß betonte am Donnerstag ihr Verständnis für Proteste der Gewerkschaft. "Ich würde einen Streik gerechtfertigt finden", sagte sie mit Verweis auf die Art, in der die Verhandlungen von der Regierung geführt wurden und die befürchtete Qualitätsverschlechterung. Eine Arbeitsniederlegung haben allerdings vorerst nur die Lehrer an AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) ins Auge gefasst.
(APA)