Fußball: Wettskandal-Puzzle zusammengesetzt

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Die Staatsanwaltschaft Graz übernimmt auch die „Grödig-Fälle“, Dominique Taboga und Sanel Kuljić werden überstellt. In Kapfenberg hat man Torverweigerer zum Augenarzt geschickt.

Wien. Die Staatsanwaltschaft Salzburg wird das Strafverfahren in der Spielmanipulations- und Wettbetrugsaffäre im österreichischen Fußball noch in dieser Woche an die Staatsanwaltschaft Graz abtreten. Nach derzeitigem Verfahrensstand sollen seit 2004 17 bis 19 Fußballspiele manipuliert worden sein. 30 aktive oder ehemalige Spieler stehen unter Verdacht, vergangenen Donnerstag wurden 20 davon zeitgleich als Beschuldigte einvernommen.

Bei sechs Personen klickten innerhalb von knapp drei Wochen die Handschellen, sie wurden in Untersuchungshaft genommen. Es handelt sich um die beiden Hauptbeschuldigten, die Albaner Ilir N. und Arben T., Ex-Nationalspieler Sanel Kuljić (36), einen Teammanager eines Regionalligavereins, um den Tschetschenen und Kuljic-Komplizen Sulim D. sowie um den ehemaligen Grödig-Spieler Dominique Taboga. Durch die Taskforce des Bundeskriminalamtes (BK) ist wegen des Skandals die Operation Rinas (dort liegt der Flughafen von Tirana) eingeleitet worden.

„Es gibt Überschneidungen“

Warum das Strafverfahren noch in dieser Woche die Staatsanwaltschaft Graz übernehmen wird, hat der Salzburger Staatsanwaltschaftssprecher Marcus Neher damit begründet, dass gegen eine der beschuldigten Personen ein Strafverfahren in Graz anhängig ist. „Die Verfahren hängen sachlich zusammen. Es gibt Überschneidungen.“

Die Überstellung von jenen drei Untersuchungshäftlingen, die in der Justizanstalt Salzburg hinter Gitter sitzen, wurde bereits verfügt. Es handelt sich um Taboga, Kuljić und den Tschetschenen. „Wir haben die Anordnung erhalten, die Häftlinge ehestmöglich nach Graz zu transportieren“, sagte Anstaltsleiter Oberst Dietmar Knebel.

Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt seit 2010 wegen des Verdachts der Spielmanipulation und der Geldwäsche. Derzeit laufen die Erhebungen noch gegen 14 Personen, darunter neun aktive Spieler. Ein ehemaliger Kicker vom Kapfenberger SV hat ein Geständnis abgelegt. Gegen Kuljić liefen ebenfalls Ermittlungen, das Verfahren wurde aber eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Graz rechnet mit einer Entscheidung über eine Anklage Anfang 2014. Die Ermittlungen begannen 2010 im Gefolge des deutschen Wettskandals. Insgesamt 15 Ligaspiele der Jahre 2009 und 2011 wurden untersucht.

Noch immer fassungslos ist beispielsweise Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs. Bei der „Talk und Tore“-Sendung (Sky) sagte er in Zusammenhang mit Sanel Kuljić: „Als ich die Zeitungen gelesen habe, da sind mir einige Schuppen runtergefallen, das war eigentlich die schwerste Stunde. Da kommst du drauf, dass einer verspricht, keine Tore für Kapfenberg zu schießen. Das ist ja unglaublich.“ Ein eigenartiges Gefühl hätte er schon damals gehabt. „Man hat ja nach dem Spiel diese Dinge immer sofort mit Trainer und Spieler besprochen. Ich habe dann immer gesagt, wir brauchen ein neues Flutlicht, vielleicht sieht er schlecht. Wir haben ihn zum Augenarzt geschickt und lauter solche Sachen. Natürlich bekommt man da die Wut im Bauch.“
Auf die sportliche Talfahrt hat Wacker Innsbruck reagiert, mit Florian Klausner (bisher Ko-Trainer) einen Sportdirektor installiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2013)

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