Konsum: Sparsame Weihnachten

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Österreicher geben zu Weihnachten erstmals seit Langem real weniger Geld aus. Gründe für die Zurückhaltung sind hohe Steuern und Gebühren und der daraus resultierende Sinkflug der Reallöhne.

Wien. Wie gut, dass es das Internet gibt. Zumindest hier griffen die Österreicher in der Vorweihnachtszeit kräftig zu. „Wir hatten das beste Weihnachtsgeschäft in der Geschichte. Wir haben um 30 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Vorjahr“, sagt etwa Harald Gutschi, Chef der Unito-Gruppe, zu der die großen Online-Versandhändler Universal, Otto und Quelle gehören. Der gesamte heimische Onlinehandel legte nach Schätzungen der Marktforscher von Regioplan heuer in der Vorweihnachtszeit um 14 Prozent zu.

Anders sieht die Lage in den Geschäften auf der Straße aus. Die ersten beiden Einkaufssamstage im Dezember liefen schlechter als im Vorjahr. Nach dem letzten, wieder stärkeren Wochenende gaben sich die Händler zwar traditionell begeistert, aber mit den Steigerungsraten im Internet kann hier niemand mithalten. Entscheiden werden die Last-Minute-Shopper, die den Fenstertag zwischen Sonntag und Weihnachten noch nutzen, erwartet Handelsverband-Chef Stephan Mayer-Heinisch. Allzu optimistisch ist aber auch er nicht: „Die Händler können froh sein, wenn sie im Dezember das Vorjahresniveau erreichen.“

30 Euro weniger für Geschenke

Bettina Lorentschitsch, Spartenobfrau der Wirtschaftskammer, ist da optimistischer: „Die Zahl der späten Shopper nimmt jedes Jahr zu, da kann der Handel noch aufholen“, sagt sie. Ein Fünftel aller Umsätze im Weihnachtsgeschäft würde ohnedies erst nach dem Heiligen Abend eingefahren.

Die Kammer erwartet daher nominell eine „exakte Null“, der Vorjahresumsatz von 1,52 Mrd. Euro soll also genau gehalten werden. Rechnet man davon jedoch die Inflationsrate ab, bedeutet das: Erstmals seit Längerem setzt es für die heimischen Händler zu Weihnachten wohl wieder ein reales Minus.

Glaubt man den Marktforschern von Regioplan, haben die Österreicher ihr Budget für Weihnachtsgeschenke heuer im Schnitt um 30 Euro auf 381 Euro gekürzt. Doch selbst wenn sie den Händlern in den Tagen bis Silvester doch noch das Weihnachtsgeschäft retten, über das ganze Jahr gesehen sind die Konsumausgaben der Österreicher heuer deutlich gesunken.

Steuern steigen schneller als Löhne

Das hat einen guten Grund. Und nein, es ist nicht die Fußgängerzone auf der Wiener Mariahilfer Straße. An den Einkaufssamstagen tummelten sich etwa im Gerngross-Kaufhaus auf der Einkaufsmeile immer noch 50.000 Kunden, sagt Geschäftsführer Günther Meier.

Der Grund für die Zurückhaltung der Österreicher liegt vielmehr im Sinkflug der Reallöhne. Obwohl die Unternehmen ihrer Belegschaft teils kräftige Lohnerhöhungen zugestanden haben, landet auch heuer netto und real (also nach Steuern und Inflation) wieder einmal weniger auf dem Konto vieler Arbeitnehmer und Pensionisten. Die Teuerungsrate allein trägt im Moment nur vergleichsweise wenig dazu bei. Stattdessen schlägt die kalte Progression voll zu. Das ist jener „Inflationsgewinn“, den der Staat einheimst, weil er die Einkommensgrenzen für bestimmte Steuerstufen nicht mit der Inflationsrate anhebt. So kann es passieren, dass Arbeitnehmer nach Lohnerhöhungen in eine höhere Progressionsstufe rutschen und ihnen nach Abzug der Inflation real weniger bleibt als zuvor.

Ein Blick in die aktuelle Lohnsteuerstatistik belegt diese Dynamik: Im Vorjahr haben demnach 6,6 Millionen Österreicher zusammen 167,7 Mrd. Euro an Bruttobezügen erhalten. Das ist ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber 2011. In derselben Zeit stieg das Lohnsteueraufkommen für den Fiskus jedoch um sieben Prozent auf 24,5 Mrd. Euro an.

Konsum wächst 2014 nur leicht

Daran wird sich so bald auch nichts ändern. Denn die vor der Wahl von den beiden Großkoalitionären angekündigte Lohnsteuerreform ist mittlerweile auf unbestimmte Zeit verschoben. Stattdessen haben Bund, Länder und Gemeinden angekündigt, Steuern und Gebühren nach oben schrauben zu wollen.

In den nächsten beiden Jahren erwarten Wirtschaftsforscher daher, dass die Reallöhne trotz nomineller Lohnerhöhungen bestenfalls stagnieren. Private Konsumausgaben werden real nur um 0,9 bzw. ein Prozent steigen. Den erhofften Schub für die Konjunktur können die Österreicher so nicht bringen. Und der Handel muss auch im nächsten Jahr auf sein „Weihnachtswunder“ hoffen.

In Kürze

Die Konsumausgaben der Österreicher sind heuer real gesunken. Auch ein starker letzter Einkaufssamstag vor Weihnachten konnte daran nichts ändern. Die Händler hoffen auf Last-Minute-Shopper, um nicht auch noch im Weihnachtsgeschäft ein reales Minus einzufahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2013)

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