Heinz Fischers Sotschi-Plan

Für ein kleines Land gibt es verschiedene Möglichkeiten, international zu agieren.

Für ein kleines Land gibt es verschiedene Möglichkeiten, international zu agieren. Als treuer, verlässlicher, unverbrüchlicher Verbündeter großer Staaten. Als geschickter, verschwiegener, umtriebiger Netzwerker, der es versteht, seine Interessen anderen Nationen als die eigenen Ideen zu verkaufen. Durch eigenständige, unkonventionelle, mutige Positionen, die Anerkennung und damit möglicherweise politischen Gestaltungsspielraum bringen.

Oder man macht es wie Österreich. Versucht, in erster Linie nicht anzuecken, trotzdem nach Möglichkeit den eigenen Vorteil zu suchen, alles in allem unbeschädigt im Windschatten anderer durchzukommen. Vor allem, wenn es heikel und/oder grundsätzlich wird.

So sieht Bundespräsident Heinz Fischer (anders als sein deutscher Amtskollege Joachim Gauck) keinen Grund, bei den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi ein politisches Zeichen zu setzen. „Es wird definitiv keinen Boykott geben“, stellt Fischer klar. „Österreich wird in verantwortungsvoller Weise entscheiden, durch welche hochrangigen Persönlichkeiten wir bei der Eröffnung der Olympischen Spiele vertreten sein sollen.“

Vielleicht ist das aber nur die Ankündigung einer besonders raffinierten, erst jüngst erprobten diplomatischen Volte: der Plan, den Bundesratspräsidenten zu entsenden. Und zwar so, dass er erst einen Tag nach der Eröffnung ankommt...

E-Mails an:florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2013)

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