"Hackerähnliche Vorgänge": Totalausfall bei Solarförderung

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Energie. Tausende Österreicher warteten am Donnerstag vergeblich darauf, ihre Solarförderung online zu beantragen.

Wien. "Mir ist das völlig unverständlich", sagt Peter König zur "Presse". „Da haben sie ein ganzes Jahr Zeit, um sich vorzubereiten und es ist das gleiche Chaos wie im Vorjahr". Wie tausende andere Österreicher auch, wartete er am Donnerstag vergebens darauf, seinen Antrag auf Solarförderung online abzugeben. „Ich habe mir extra einen Tag dafür frei genommen und jetzt funktioniert gar nichts", so König. Der für Donnerstag um zehn Uhr versprochene Startschuss wurde erst stundenweise nach hinten verzögert, bis es um 16 Uhr letztlich hieß: Nichts geht mehr. Wer einen Förderung für seine Solaranlage will, muss am 16. Jänner wieder vorbeischauen.

"Hackerähnliche Vorgänge" hätten verhindert, dass die Server im Atos-Rechenzentrum online gehen konnten, sagt Magnus Brunner von der zuständigen Abwicklungsstelle für Ökostrom (OeMAG). Er habe die Chancengleichheit nicht garantieren können und daher den Start vertagt. Dabei hat die OeMAG alles daran gesetzt, um ein ähnliches Chaos wie zuletzt zu verhindern. Zum Jahreswechsel 2012/13 stürzten sich so viele Interessenten - teils mittels sogenannter "Robots", also automatisierten Programmen, - auf die Fördergelder. Die Server waren binnen weniger Minuten komplett lahm gelegt, stundenlang spuckte das System nur Fehlermeldungen aus. Als am frühen Vormittag alles wieder funktionierte, war der 104 Millionen Euro schwere Topf längst leer geräumt. Nur 3400 Antragsteller kamen zum Zug.

"Wir haben nicht gespart"

Heuer sollte alles ganz anders werden. Der Termin wurde vom Jahreswechsel auf den zweiten Jänner nach hinten verlegt. Die Antragsteller sollten da nur ein Ticket ziehen und hätten dann zwei Tage lang Zeit gehabt, um in aller Ruhe den Antrag auszufüllen. Doch so weit kam es gar nicht erst.

"Es war viel schlimmer als im Vorjahr", sagt Brunner. Man habe zwar beim IT-System „nicht gespart". Die OeMAG sei auf zigtausende "Robots" vorbereitet gewesen, wie auch eine Prüfung der Beratungsgesellschaft Ernst & Young ergeben habe. Doch offenbar habe es „hackerähnliche" Angriffe gegeben, die das Rechenzentrum von IT-Partner Atos torpediert hätten.

Die Reaktionen auf das neuerliche Tohuwabohu rund um die begehrte Solarförderung ließen nicht lange auf sich warten: Niederösterreichs Energie-Landesrat Stephan Pernkopf stellt die OeMAG selbst in Frage. Solar-Lobbyist Hans Kronberger ist weniger dramatisch: Nach dem "Förder-Lotto" des vergangenen Jahres sei es für die Antragsteller so, „als würde die Braut beim zweiten Trauungsversuch wieder nicht auftauchen". Für sie heißt es nun Warten bis zum 16. Jänner.

Einen Fortschritt gibt es gegenüber dem Vorjahr: Wer am Donnerstag keine Förderung ergattert hat, hat nichts verloren. Die Millionen sind noch da. Kein einziger Interessent konnte einen Antrag abgeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2014)

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