Wendepunkt

Hubert von Goisern: Abschied mit Heldentenor

Der Musik beim letzten Konzert seiner Tour im Steinbruch von St. Margarethen
Der Musik beim letzten Konzert seiner Tour im Steinbruch von St. MargarethenTeresa Schaur-Wünsch
  • Drucken

Der Sänger beendete in St. Margarethen seine Tour – und damit vielleicht auch seine Karriere in dieser Form. Wagner-Star Andreas Schager begleitete ihn dabei.

Gut zwei Jahre war diese Stimme mit auf Tour, ohne die Person, zu der sie gehört. „Wir hätten ihn uns nicht leisten können“, sagt Hubert von Goisern, und ohnehin sei der Mann in Bayreuth schwer beschäftigt. „Das war also eine Überraschung, als er angerufen und gesagt hat, dass er Zeit hat.“

Auch für das Publikum im St. Margarethener Steinbruch war es eine Überraschung, als Wagner-Tenor Andreas Schager langsam hinter Hubert von Goisern auf der Bühne erschien, um seine Stimme in „Freunde … (das Leben ist lebenswert)“ zu werfen, jenen Rap über die Freunde Franz Lehár und Fritz Löhner-Beda. Letzterer starb in Auschwitz, Ersterer ließ es geschehen.

Ein würdiger Höhepunkt

Ein würdiger Höhepunkt: Es war das letzte Konzert auf Goiserns „Neue Zeiten Alte Zeichen“-Tour. Ob er wiederkommen wird, ließ er offen. Den Abschied feierte er in typischer Direktheit. „Ich geh davon aus, dass ihr die neuen Texte alle kennt“, meinte er eingangs. „Eigentlich is wurscht, weil ich mag eh nicht, wenn die Leute mitsingen.“

Eine Ausnahme machte er dann doch: Beim Nina Simone huldigenden Gospel „Sinnerman“ ließ er alle einstimmen. Ansonsten ließ man ihm gern den Vortritt, ob bei seinen sarkastischen neuen Persiflagen („Brauner Reiter“,„El Ektro“), beim Ausflug nach Gombe in jenem Lied, das er in den Neunzigern nach einem Besuch bei Jane Goodall geschrieben hat, oder bei jenem Jodler, der „Dem Kohler seiner“ heißt, weil der Kohler, ein Holzknecht, ihn immer gesungen hat. Wer den Jodler wirklich komponiert habe, darüber habe er jahrzehntelang nachgedacht, erzählte Hubert von Goisern.  „Und da muss ich jetzt etwas übers Gendern sagen. Es war für mich ganz klar, dass das ein Mann war. Aber wenn du anfängst, anders zu reden, fängst du auch an, anders zu denken, und dann denkst du dir: Es kunnt a a Weiberleit gwesen sein.“ In einen Jodler stimmte dann auch noch Andreas Schager mit ein: „Heast as nit“ gab es bei den Zugaben in der Version mit Heldentenor.

Hubert von Goisern und Andreas Schager (im Hintergrund)
Hubert von Goisern und Andreas Schager (im Hintergrund)

Schlussstrich? „Ich weiß es nicht!“

„Wie es mir geht, wenn ich in St. Margarethen einen Schlussstrich ziehe? Das weiß ich jetzt noch nicht“, hatte Hubert von Goisern im Frühjahr zur „Presse“ gesagt. „Wie immer, wenn etwas zu Ende geht, kommt eine große Wehmut. Aber es öffnen sich Türen und Fenster, und auf das, was dann kommt, bin ich schon sehr neugierig.“ Schreiben will er jedenfalls. Und Lust auf Oper hat er auch schon anklingen lassen. (tes)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.