Ohne Sprit, aber mit viel Esprit und Kraft

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Elisabeth Görgl sorgte in Altenmarkt-Zauchensee für den ersten ÖSV-Abfahrtssieg seit zwei Jahren. Felix Neureuther schrieb beim Riesentorlauf-Klassiker von Adelboden deutsche Skigeschichte. Marcel Hirscher wurde Dritter.

Es war nicht wirklich mit ihr zu rechnen. Aber irgendwie muss man sie dann doch immer auf der Rechnung haben. Die Rede ist von Elisabeth Görgl, der 32-jährigen Steirerin, Doppelweltmeisterin von Garmisch-Partenkirchen 2011. Sie war es auch, die den letzten Abfahrtssieg (2012 in Bad Kleinkirchheim) für den Österreichischen Skiverband herausgefahren hatte. In Altenmarkt-Zauchensee beendete Görgl jedenfalls eine zweijährige Durststrecke, sie triumphierte am Samstag vor Anna Fenninger. Damit war der erste ÖSV-Doppelsieg in der Abfahrt seit Mitte März 2007 perfekt.

Elisabeth Görgl war diesmal nicht zu schlagen, sie erwischte eine perfekte Fahrt, durfte ausgelassen über ihren fünften Weltcupsieg jubeln. Die Erleichterung war nicht zu übersehen und zu überhören. Die Steirerin stieß einen spitzen Schrei aus, strahlte dann über das ganze Gesicht. „Es ist mir heute voll aufgegangen, speziell die Zielkurve“, erklärte sie im Ziel. „Die habe ich mit Cheftrainer Jürgen Kriechbaum nochmals genau angeschaut. Ein Danke an alle Trainer, es war echt eine geile Fahrt.“

Typisch Görgl. Die Abfahrtssiegerin hatte im einzigen Training am Donnerstag den Zielsprung ausgelassen. Ganz bewusst, um Energie zu sparen. Und um das Knie zu schonen. „Ich spüre, dass etwas geht. Ich fühle mich auf der Abfahrt wohl, es kitzelt, es passt“, hatte sie vor dem Rennen gemeint. Geirrt hat sie sich nicht, ihr Gefühl war nicht trügerisch. „Es war voll zum Attackieren. Und ich bin froh, dass ich das gemacht habe.“ Dabei hatte der Renntag eher unglücklich begonnen, wie Görgl über ein Missgeschick berichtete. Sie war nämlich in der Früh mit dem Auto hängen geblieben. Der Sprit war ihr ausgegangen. „Typisch ich. Habe einfach wieder mal vergessen zu tanken.“

Zufrieden war auch Anna Fenninger, die in Lienz das letzte Heimrennen gewonnen hat. „Ich habe geahnt, dass Lizz (Görgl, Anm.) hier schnell fahren kann.“ Sie selbst wurde auch ein wenig Opfer ihrer eigenen Nervosität. Fenninger musste am Start warten, weil vor ihr die Italienerin Elena Fanchini zu Sturz gekommen war. Erfreulich die Leistung von Nicole Hosp, mit Rang fünf brachte sie sich auch für Olympia ins Spiel. „Es ist nach wie vor ein Traum von mir, eine Abfahrt zu gewinnen. Dann hätte ich alle Disziplinen voll. Diese Hoffnung gebe ich nicht auf.“

Die Herren gastieren am Wochenende in Adelboden, am Samstag stand auf dem Chuenisbärgli der Riesenslalom-Klassiker auf dem Programm. Er endete mit einem bemerkenswerten Ergebnis: Felix Neureuther schrieb deutsche Skigeschichte, der 29-Jährige feierte seinen ersten Triumph im Riesenslalom, sorgte damit in dieser Disziplin für den ersten DSV-Sieg seit März 1973. Vor fast 41 Jahren hatte Max Rieger in Mont St. Anne in Kanada die Nase vorne gehabt.

Nur fünf Tage nach seinem Triumph im Bormio-Slalom hat Felix Neureuther trotz einer Daumenverletzung den siebenten Weltcupsieg seiner Karriere zelebriert. Auch, weil er seinen Vater Christian (sechs Siege) nun überholt hat. „Das ist das Ergebnis von extrem harter Arbeit“, meinte er. Ihm war das Kunststück gelungen, sich vom siebenten auf den ersten Rang zu katapultieren. „Vor zwei, drei Jahren hätte ich von einem Sieg im Riesentorlauf nicht einmal zu träumen gewagt. Das ist sehr krass, das ist schon gewaltig.“

Marcel Hirscher landete zum achten Mal in Serie in einem Weltcup-Riesentorlauf auf dem Podest. Gleichzeitig baute Hirscher seine Führung im Riesentorlauf-Weltcup auf 75 Punkte aus und verkürzte den Rückstand im Gesamtweltcup auf den Norweger Aksel Lund Svindal auf 77 Zähler. Und das, obwohl die hohen Temperaturen und die weiche Piste seinem Fahrstil und seiner extremen Innenlage alles andere als entgegenkommen. „Mein Fahrstil ist bei solchen Bedingungen nicht der schnellste, selber schuld. Ich bekomme da zu wenig Gegendruck.“

Heute fährt man einen Slalom. Das Duell heißt Felix Neureuther gegen Marcel Hirscher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2014)

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