Zinsprodukte: Neues Jahr, neues Anlageglück?

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Vergleich. Die gute Nachricht: Für die Anleger gibt es im neuen Jahr auch neue Zinsangebote. Die schlechte: Ohne Risiko gibt es weiterhin keine Rendite. Ein Überblick.

Wien. Neues Jahr, neues Anlageglück? Zumindest in der Terminologie passt hier das neue Anlageprodukt der Erste Group. Es heißt nämlich Neujahrsfloater. Klingt vielversprechend. Ist es das auch?

Es handelt sich dabei um eine variable Anleihe mit einer Laufzeit von sieben Jahren (ISIN: AT000B120357). Auf den ersten Blick hat das Produkt auch attraktive Konditionen. Der Zinssatz (Kupon) orientiert sich am Drei-Monats-Euribor. Der ist zwar zuletzt gestiegen, notiert aber noch immer extrem niedrig mit 0,3 Prozent. Der Vorteil: Die Erste-Anleihe bietet eine Mindestverzinsung von 1,5 Prozent. Unter diesen Wert kann der Kupon während der sieben Jahre nicht fallen.

Der Ertrag wird hingegen schon darunter liegen– weil der Anleger meist die Kapitalertragssteuer, für das Depot eine jährliche Gebühr und beim Kauf einen kleinen Aufschlag zu bezahlen hat. Was bleibt unterm Strich übrig?

Inflation frisst Zinsen auf

Ein Szenario: Der Anleger kauft die Anleihe zu einem Nennwert von 3000 Euro. Die wirtschaftliche Lage in der Eurozone verbessert sich langsam. Für die ersten drei Jahre wirft die Anleihe den Mindestzins von 1,5 Prozent ab; danach zwei Prozent p.a. für die folgenden zwei Jahre; und für die letzten zwei Jahre gibt es je 2,5 Prozent. Das Ergebnis: Der tatsächliche Ertrag in den sieben Jahren macht etwas weniger als ein Prozent aus (nach Abzug von Steuern und Kosten). In dieser Kalkulation ist auch berücksichtigt, dass der Anleger die vierteljährlichen Kupons auf einem Sparbuch wiederveranlagt. Somit ist klar: Große Sprünge macht der Anleger nicht. Wenn die jährliche Inflation zwei Prozent ausmacht, würde der Kunde in sieben Jahren einen Verlust von sieben Prozent anhäufen.

Bleibt die Frage: Bringt eine Staatsanleihe eines sicheren Landes nicht einen höheren Ertrag? Kaum. Eine österreichische Staatsanleihe, die noch 6,5 Jahre läuft, wirft zwar einen jährlichen Kupon von 3,9 Prozent p.a. ab (ISIN: AT0000386115). Diese Anleihe ist allerdings ist nur sehr teuer zu haben. Wenn man 3000 Euro in den Nennwert investieren will, macht der Aufschlag rund 450 Euro aus.

Das drückt die Rendite enorm. Der Anleger würde einen Ertrag (nach Steuern und Kosten) von weniger als einem Prozent erzielen. Aber: Er hat zumindest die Chance, dass er die Anleihe während der Laufzeit mit einem Kursgewinn verkaufen kann. Etwa dann, wenn der erhoffte Konjunkturaufschwung in den nächsten Monaten bzw. Jahren nicht eintrifft. Dann könnten die Notenbanken ihre Geldpolitik wieder expansiver gestalten, die Zinsen der Staatsanleihen würden sinken – deren Kurse im Gegenzug steigen. Entweder es gibt einen ordentlichen Kurssprung oder deutliche Realverluste.

An der grundlegenden Situation hat sich 2014 nichts geändert: Ohne Risiko gibt es keine Rendite. Mehr Risiko und Rendite gibt es bei Unternehmensanleihen. Die Anleihe des Flugzeugausstatters FACC (ISIN: AT0000A10J83) mit einer Laufzeit bis Mitte 2020 kostet mehr als 102 Prozent. Wenn man die Anleihe mehr als sechs Jahre bis zur Fälligkeit behält, erzielt man eine Rendite (nach Steuern und Kosten) von etwas weniger als zwei Prozent jährlich. Das ist auch nicht die Welt. Aber wenn der Anleger Glück hat, kann er die (offizielle) Inflation abdecken.

Direktbanken zahlen mehr

Bodenständiger ist das normale Sparbuch. Von dort gibt es aber keine besseren Nachrichten als noch vor Jahreswechsel. Soll heißen: Die Sparzinsen bleiben weiter sehr niedrig. Die Direktbanken bieten noch immer (relativ) passable Zinssätze an – zumindest im Vergleich zu normalen Filialbanken. Die Denizbank bietet für ein einjähriges Sparbuch 1,6 Prozent. Nach Abzug der Steuer bleibt ein Ertrag von 1,2 Prozent. Auch damit kann der Sparer die jährliche Inflation aber nicht abdecken. (ker)

Was Sie beachten sollten bei ... Zinsprodukten

Tipp 1

Variable Anleihe. Die Erste Group bietet Privatanlegern eine variable Anleihe (Laufzeit sieben Jahre) an, deren Verzinsung nicht unter 1,5 Prozent p.a. fallen kann. Der Ertrag kann dennoch unter 1,5 Prozent liegen, da Kapitalertragssteuer und Depotkosten zu zahlen sind. Unterm Strich bleibt ein jährlicher Ertrag von unter einem Prozent übrig. Dem Kunden blüht mit dieser Anleihe ein realer Verlust.

Tipp 2

Staatsanleihe. Eine Staatsanleihe mit ähnlicher Laufzeit bringt auch nicht mehr Ertrag. Eine österreichische Anleihe, die bis 2020 läuft, wirft einen Kupon von 3,9 Prozent ab. Nach Abzug von Steuer, Kosten und Kaufaufschlag (der bei 15 Prozent liegt) ergibt das eine jährliche Rendite von unter einem Prozent. Der Anleger kann aber hoffen, dass er die Anleihe während der Laufzeit mit Kursgewinn verkaufen kann.

Tipp 3

Unternehmensanleihe. Um eine höhere Rendite zu erzielen, muss der Anleger auf ein höheres Risiko setzen, etwa auf Firmenanleihen kleinerer Firmen. Auf dem Sekundärmarkt gibt es eine Anleihe des Flugzeugausstatters FACC. Nach Abzug aller Kosten und Steuern bringt die Anleihe zumindest einen Ertrag von rund zwei Prozent jährlich ein. Mit Glück kann man damit die Inflation abdecken.

Tipp 4

Sparbuch. An den niedrigen Sparzinsen hat sich auch im neuen Jahr nichts geändert. Die Denizbank, eine Direktbank, bietet für ein einjähriges Sparbuch immerhin noch 1,6 Prozent. Nach Abzug der Steuer bleibt ein Ertrag von 1,2 Prozent übrig. Das ist zumindest deutlich mehr als bei den Sparbüchern der Filialbanken, aber auch damit erleidet der Sparer reale Verluste.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2014)

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