Hirschers Liebe zu Adelboden ist kein Zufall

 Marcel Hirscher
Marcel Hirscher APA/EPA/PETER KLAUNZER
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Mit dem dritten Torlauftriumph in Serie wedelt Marcel Hirscher in Adelboden auf den Spuren von Ingemar Stenmark. Der Salzburger führt nun im Gesamtweltcup und in der Slalomwertung.

Adelboden. Marcel Hirscher bleibt im Slalom das Maß der Dinge. Der Weltmeister von Schladming feierte in Adelboden seinen 22. Weltcupsieg, den dritten Triumph auf dem Chuenisbärgli in Serie. Der 24-jährige Salzburger übernahm mit diesem Erfolg die Führung im Gesamtweltcup und im Slalom-Weltcup. Felix Neureuther, der am Samstag mit dem Sieg im Riesentorlauf ein Stück deutsche Skigeschichte geschrieben hatte, fädelte im zweiten Durchgang ein. Für ihn wäre das Double durchaus möglich gewesen, denn Hirscher war nach dem ersten Lauf auf Rang drei gelegen.

Marcel Hirscher ist kein Techniker, der seine Fahrweise an eine Platzierung anpasst. Er ist ein begnadeter Vollgastyp, der nur dann das Tempo dosiert, wenn es gilt, im Kurs zu bleiben. Als Halbzeit-Dritter musste Hirscher bei nahezu frühlingshaften Temperaturen alles auf eine Karte setzen, um seine Podestserie prolongieren zu können. Die entscheidenden Hundertstel holte der Ausnahmekönner dann im Schlussteil heraus. „Die letzten Tore waren ausschlaggebend“, sagte der Annaberger im Zielraum. Er wusste gleich, dass ihm eine gute Fahrt gelungen war. Aber vorerst musste er abwarten.

Den Erfolg gepachtet

Als Führender stand letztlich noch Matthias Hargin am Start, aber der Schwede wirkte vor den 12.000 Zuschauern ein wenig nervös. Er verspielte seinen Vorsprung, im Ziel sah er sich dann nur als Vierter. Auf Rang zwei sein Landsmann Andre Myhrer, als Dritter durfte sich der Norweger Henrik Kristoffersen freuen.

Hirscher und Adelboden, das ist mittlerweile eine ganz besondere Beziehung. Dort scheint er Erfolge gepachtet zu haben, ein Siegerbild ohne den Salzburger ist fast schon undenkbar. Den Slalom auf dem Chuenisbärgli hat er zum ersten Mal im Jahr 2012 gewonnen, im Jahr darauf den Triumph wiederholen können – und jetzt hat er das Triple perfekt gemacht. Den Riesentorlauf hat er auf dem klassischen Hang auch schon einmal (2012) für sich entschieden.

„Adelboden“, sagt Marcel Hirscher, „gehört sicher zu meinen Lieblingsrennen. Es macht immer richtig viel Spaß hier. Das Ambiente hier ist wundervoll, die Landschaft wunderschön. Und die Fans sind die fairsten im gesamten Weltcup. Aber das Wichtigste für mich ist: Adelboden ist einer der schwierigsten Slaloms der Welt. Die Strecke ist steil und selektiv. Und je steiler und schwieriger es ist, umso besser ist es für mich. Da fühle ich mich am wohlsten.“

„Schwer und cool“

Die äußeren Bedingungen waren schwierig, für den Weltmeister aber war das alles kein unlösbares Problem. „Es war ein richtig schweres Rennen – aber auch ein sehr cooles Rennen. Sehr viele sind gescheitert, am Ende aber hat sich so wie gestern (Riesentorlauf, Anm.) der Beste durchgesetzt.“ Zufallssieger sind auf diesem Hang auch eher auszuschließen. So frühlingshaft kann es in der Schweiz gar nicht sein.

Mehr Siege als Marcel Hirscher hat auf dem Chuenisbärgli nur Ingemar Stenmark zu Buche stehen. „Das hört sich alles supercool an. Aber ich lasse das nicht zu sehr an mich heran. Denn wenn ich zu viel darüber nachdenken würde, mit welchen Namen ich genannt werde, würde ich heute allein mit meinen eigenen Flügeln von Adelboden bis nach Hause fliegen“, sagt Hirscher. „Das sind Dinge, die ich mir in der Pension vor dem Kamin in den Skigeschichtsbüchern durchlesen werde.“

Etwas genervt wirkt der Salzburger nur, wenn er auf den Gesamtweltcup angesprochen wird. „Ein Käsethema zu diesem Zeitpunkt des Winters“, meint er. „Das ist noch zu weit weg. Natürlich ist es ein gutes Gefühl, Platz eins im Gesamtweltcup zu belegen. Aber auf der anderen Seite spielt es keine Rolle. Es gibt noch 1800 Punkte zu holen, wir haben Halbzeit, nicht mehr und nicht weniger.“

Damen erlebten Siegpremiere

Die Damen bestritten in Altenmarkt-Zauchensee nach der Abfahrt eine Super-Kombination. Hatte am Samstag mit Elisabeth Görgl noch eine Österreicherin einen Heimerfolg bejubelt, so gab es diesmal eine neue Siegerin. Die Kanadierin Marie-Michèle Gagnon feierte ihre Premiere, die Salzburgerin Michaela Kirchgasser wurde Zweite vor der Deutschen Maria Höfl-Riesch, die damit wieder die Führung im Gesamtweltcup übernommen hat. Sie hat nun 22 Punkte Guthaben auf Anna Fenninger, am Sonntag Achte.

Nach dem Super-G war Michaela Kirchgasser auf Rang 20 gelegen, der Rückstand auf die Schnellste, Nicole Hosp, hielt sich mit 1,5 Sekunden auch noch halbwegs in Grenzen. Die Salzburgerin hatte Bedenken, dass sie mit der schnellen Disziplin nicht so zurechtkommen würde, dank Routine und Erfahrung meisterte sie die Aufgabe tapfer. Als Lohn durfte sie in diesem Winter erstmals aufs Podest klettern. „Das tut gut“, sagte Kirchgasser. „In der Kombi ist es wirklich schwierig, unter die Top drei zu kommen. Die Konkurrenz ist sehr groß.“

Slalom nicht ideal

Ausgerechnet im Slalom ist Michaela Kirchgasser nicht so richtig an ihre Höchstleistungen herangekommen. Der Kurs wurde von Mauro Pini, dem neuen Trainer von Tina Maze, ausgeflaggt, die weiten Torabstände gefielen ihr weniger. „Nicht gerade meine Vorliebe. Und die Piste war nicht hart genug, da darf man die Skier nicht mit aller Kraft hindrücken.“ Letztlich, so glaubt Kirchgasser, sei der Sieg durchaus möglich gewesen. „Ich wollte ein Derby mit Marie-Michèle (Gagnon, Anm.) bestreiten – dann werde ich eben am Dienstag zurückschlagen müssen.“ Da steht in Flachau der nächste Torlauf auf dem Programm, gefahren wird unter Flutlicht.

Verärgert war Nicole Hosp, die nach dem Super-G noch in Führung gelegen war. Die Tirolerin fiel auf Rang vier zurück, war dementsprechend frustriert. „Es zipft mich an“, sagte sie, „weil das nicht funktioniert hat, was ich mir vorgenommen habe.“ Eigentlich wollte Hosp ihre persönliche Durststrecke beenden – sie ist seit Jänner 2008 sieglos.

Die 24-jährige Siegerin Gagnon strahlte hingegen bis über beide Ohren. Erst einmal war sie zuvor im Weltcup auf dem Podest gestanden, im März 2012 als Dritte im Åre-Slalom. „Das ist wunderbar. Ich bin selbst überrascht, ich lag doch um einiges zurück. Ich habe dann einfach mein Bestes versucht. Es ist ein magischer Moment. Ich bin mit der Saison ja schon so zufrieden, aber das krönt alles.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2014)

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