Burgtheater: Nikolaus Bachler droht Hartmann mit Klage

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Burg-Chef Matthias Hartmanns Vorgänger, Nikolaus Bachler, findet dessen Äußerungen über Altlasten „infam“.

Wer ist schuld am Burgtheater-Defizit? Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann erklärte, er habe von seinem Vorgänger Nikolaus Bachler, inzwischen Direktor der Bayerischen Staatsoper in München, „Verbindlichkeiten von 15,3 Millionen Euro geerbt". Die stehen auch in der Bilanz 2008/2009, auf die Hartmann am Mittwoch verwies.

Bachler reagierte in der „Presse" erbost. Am Donnerstag legte er nach: „Herr Hartmann behauptet weiterhin die Unwahrheit. Wenn er nicht aufhört, Verbindlichkeiten darzustellen, als hätte er aus meiner Zeit Schulden übernommen, dann klage ich ihn wegen Rufschädigung. Ich erwarte von Herrn Hartmann eine Klarstellung. In der Saison 2008/2009 war ich bereits in München, aber noch für die Burg verantwortlich. In der zweiten Spielhälfte hat das Burgtheater damals kaum mehr etwas produziert, um Herrn Hartmann Vorbereitung zu ermöglichen für all die Produktionen, die gemacht wurden, die er mitgebracht hat. Im Prinzip war das für mich in Ordnung, aber man muss wissen, dass das alles in die Bilanz gepackt wurde. Dadurch sind die Verbindlichkeiten explodiert. Verbindlichkeiten sind aber nicht Schulden! Es ist eine Infamie von Herrn Hartmann, das so darzustellen."

Die Tatsache, dass das Burgtheater seit der Ausgliederung 1999, also seit 14 Jahren, kaum mehr Subventionserhöhungen bekam, musste die Bühne früher oder später in Schwierigkeiten bringen, das war auch schon unter Bachler bekannt. Unter Hartmann hat sich die Lage verschärft. Bachler: „Das leugne ich nicht. Aber Herr Hartmann hat sich jetzt fünf Jahre als Quotenkönig feiern lassen, der tolle Einnahmen erzielt, und damit die nicht so tolle künstlerische Bilanz überdeckt. Und jetzt ist es Zeit, einmal die Fakten festzuhalten. Erstens: Das Eigenkapital des Burgtheaters war in meiner Zeit um 3,5 Millionen Euro höher als heute. Zweitens: Es gab wichtige Aktiva in Millionenhöhe, z. B. den mittlerweile verkauften Hanuschhof, an dem auch das Burgtheater einen Millionenanteil hatte. Drittens: Herr Hartmann hat von mir ein ausgeglichenes Budget übernommen, das sogar die Kosten seiner Vorbereitungszeit aufgenommen hat. Viertens: Mit Karin Bergmann und Silvia Stantejsky hatte Hartmann zwei ausgezeichnete leitende Mitarbeiterinnen, ebenfalls von mir übernommen, die ihm den ganzen Übergang gemanagt haben."

Zwiti: Burg-Defizit von vier Millionen Euro?

Karin Bergmann war Burg-Chef Claus Peymanns „rechte Hand" und zuletzt Vizedirektorin an der Burg, die sie 2010 verließ. Silvia Stantejsky, die seit 1980 am Burgtheater war, u. a. das Betriebsbüro leitete, bis 2013 Geschäftsführerin war und zuletzt Vizedirektorin, wurde wegen buchhalterischer Unregelmäßigkeiten entlassen. Sie hat ihre Entlassung angefochten. Der Rechnungshof interessiert sich für die Burg, wo er „erhöhte Risikorelevanz", sprich Gefahr für öffentliche Gelder, ortet. Insider sagen, das Burg-Defizit sei nicht so hoch wie zuletzt kolportiert: Es soll bei rund vier Millionen Euro liegen.

„Die ÖVP und die SPÖ blockieren leider die Einberufung eines Kulturausschusses und eine Anhörung der Beteiligten vor März", erklärte die Vorsitzende des Kulturausschusses im Nationalrat, Beate Meinl-Reisinger (Neos) am Donnerstag: „Von Ministerseite sieht sich derzeit ohnehin niemand verantwortlich (da der neue Kanzleramtsminister Josef Ostermayer noch nicht im Amt ist). Wir bringen Anfragen an das Kulturministerium ein, treffen die Verantwortlichen und versuchen heraus zu finden, ob die Probleme in der Finanzierung, der Holdingstruktur, dem Finanzgebaren, oder den Personen liegen." Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl meinte am Donnerstag zur „Presse" auf die Frage, ob er glaube, dass die Finanzprobleme der Burg durch eine Geldspritze des Bundes beseitigt werden könnten: „Ich bin nicht dafür. Das Burgtheater ist das teuerste Theater der Welt und die Evaluierung durch die Wirtschaftsprüfer Ernst & Young hat bei der Burg die meisten Reserven ergeben. Matthias Hartmann ist Direktor, Regisseur, Autor. Er sollte sich mehr auf seine Direktionsaufgaben konzentrieren." Ernst & Young fanden bei einer Analyse der Bundestheater 2011 ein Optimierungspotenzial von 12,4 Millionen Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2014)

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