Delfinjagd in Japan: Tierschützer kritisieren Gemetzel

Tierschützer kritisieren die grausame Jagd auf Delfine vor der Küste von Taiji in Japan.
Tierschützer kritisieren die grausame Jagd auf Delfine vor der Küste von Taiji in Japan.(c) APA/EPA/SEA SHEPHERED/HANDOUT
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Defline werden in die Enge der Bucht von Taiji getrieben und dort für Delfinarien aussortiert oder getötet. Die Zahl gejagter Tiere ist aber rückläufig.

Alljährlich machen Fischer in Japan brutal Jagd auf Tausende Delfine. Einzelne Exemplare verkaufen sie für viel Geld an Delfinarien in Japan und anderen Ländern. Den Rest schlachten sie ab. Tierschützer laufen Sturm.

Durch Hämmern auf ins Meer gehaltene Metallstangen hatten die Jäger zuvor bei Sonnenaufgang den Orientierungssinn der Tiere lahmgelegt und sie in die Bucht getrieben. In der malerischen Lagune nahe des kleinen Walfangstädtchens Taiji etwa 700 südlich von Tokio sortieren Tiertrainer die schönsten Exemplare im Auftrag von Delfinarien im In- und Ausland aus. Danach beginnt ein bestialisches Gemetzel. In hektischen Stößen spritzt Wasser aus den Atemlöchern der Delfine, viele versuchen vergeblich, durch die Absperrnetze der Fischer zu entkommen.

(c) APA/EPA/SEA SHEPHERED / HANDOUT

Fischer zerren die wild zappelnden Tiere, die nicht für den Verkauf aussortiert wurden, zu dritt oder zu viert an der Seite von Motorbooten hängend in eine benachbarte Lagune - wobei sie bei Wendemanövern über die gefangenen Delfine fahren. Andere werden in der für die Öffentlichkeit gesperrten Bucht mit Speeren, Haken und Messern abgeschlachtet.

Die grausigen Szenen wiederholen sich Jahr für Jahr zwischen September und März. Der amerikanische Taucher und Unterwasser-Fotograf Louie Psihoyos hat das Gemetzel vor Jahren mit Hilfe versteckter Kameras gefilmt und der Weltöffentlichkeit in seinem mit dem "Oskar" gekrönten Dokumentarfilm "Die Bucht" vor Augen geführt. Die Bilder sorgten für weltweites Entsetzen und Empörung - gestoppt wurde die Jagd auf die Delfine jedoch noch immer nicht.

Wegen Tsunami weniger Delfinjagd

Der Artenschutzorganisation Pro Wildlife zufolge werden immer mehr Delfine und Kleinwale lebend gefangen, um für Tausende Dollar pro Tier in Delfinarien in Japan sowie anderen Ländern wie China, der Türkei, Thailand und Mexiko zu enden. Für die in Japan an der Jagd beteiligten Fischer ein lukratives Geschäft: Waren es 2002 noch 19 lebende Tiere, habe der Lebendfang 2010 mit 213 Tieren seinen bisherigen Höhepunkt erreicht, teilte Pro Wildlife vor Beginn der laufenden Jagdsaison mit.

Die Artenschützer berichten allerdings auch, dass die Zahl der gejagten Delfine und Kleinwale in den vergangenen zehn Jahren um 83 Prozent zurückgegangen sei - von 18.369 auf 3104 Tiere. Ein Trend, den die Regierung bestätigt. Als Grund für den Rückgang führt sie die Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011 an, bei der viele Fischer ihre Boote verloren. Pro Wildlife vermutet dagegen, dass jüngere Japaner um die Belastung des Fleisches der Delfine mit Giftstoffen wissen und es kaum noch verzehren.

Jagd-Konkurrenz zwischen Mensch und Tier

Allerdings wird in Japan ohnehin wenig Wal- oder Delfinfleisch gegessen. Dennoch geht die Jagd weiter: Zum einen sehen die Jäger Delfine als Konkurrenten an, da sie Fisch fressen. Zum anderen aber lockt das Geschäft mit Lebendtieren. Je mehr zusammengetrieben werden, desto höher ist die Chance, besonders schöne Exemplare zu finden.

Augenzeugenberichten zufolge haben die Delfinjäger von Taiji in diesen Tagen erneut mehr als 250 der kleinen Meeressäuger zusammengetrieben, darunter auch viele Jungtiere. Auf Facebook mobilisiert der wohl bekannteste Gegner der japanischen Delfinjäger, der Amerikaner Richard O'Barry, seit Jahren Widerstand gegen das Treiben in Taiji.

O'Barry war in den 60er-Jahren Trainer der Delfine für die TV-Serie "Flipper", seit 1970 aber kämpft er unermüdlich für den Schutz der Meeressäuger. Die Delfin-Industrie unterstütze die Treibjagd, indem sie die Fischer für ihr schlimmes Verhalten entlohne, kritisierte O'Barry während einem seiner jährlichen Aufenthalte in Taiji.

Kritik von US-Botschafterin

Immerhin sind es nicht mehr nur Ausländer wie O'Barry oder Mitglieder der streitbaren Organisation Sea Shepherd, die gegen die Jagd in Taiji Sturm laufen. Es gebe inzwischen auch äußerst engagierte junge Japaner, die den Mut haben, vor Ort gegen das Treiben in Taiji zu protestieren, macht O`Barry seinen Anhängern Mut - auch wenn Japans Medien dies kaum zum Thema machen.

Nun haben die Gegner der Jagd prominente Verstärkung bekommen: Die neue US-Botschafterin in Japan, Caroline Kennedy, übte auf Twitter Kritik an der "Unmenschlichkeit" der Delfintötungen.

(APA/dpa)

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