Unternehmertum

„Schere aus Kosten und Produktivität geht auf“

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer erwartet sich, dass die Verhandler bei den kommenden Lohnrunden die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im Auge behalten.
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer erwartet sich, dass die Verhandler bei den kommenden Lohnrunden die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im Auge behalten.Jana Madzigon
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Die Wirtschaft steht vor schwierigen Zeiten. Eine Rezession ist möglich, gleichzeitig sorgt die Inflation für hohe Lohnforderungen. Man müsse daher die Wettbewerbsfähigkeit im Auge behalten, sagt WKO-Präsident Mahrer.

Es waren keine guten Nachrichten, die das Wifo am Freitag bekannt gab: Nachdem die Wirtschaft bereits im zweiten Quartal um 1,1 Prozent geschrumpft ist, seien auch die ersten Anzeichen aus dem dritten Quartal pessimistisch. „Die bis August vorliegenden Stimmungsindikatoren lassen eine weitere Konjunkturabschwächung erwarten, die kräftig ausfallen und die meisten Euroländer sowie alle Branchen betreffen dürfte“, schrieben die Ökonomen.

Gleichzeitig steht nun die Metallerlohnrunde vor der Tür, deren Abschluss traditionell Richtschnur für andere Branchen ist. Und im Vorfeld zeigen sich die Fronten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern verhärtet. So sorgte die Ankündigung des Chefverhandlers der Arbeitgeber, Christian Knill, dass es nicht die Aufgabe der Arbeitgeber sei, die Kaufkraft der Menschen zu erhalten, bereits für empörte Reaktionen der Gewerkschaften.

Die Sozialpartnerspitzen würden sich grundsätzlich nicht in die Verhandlungen der einzelnen Fachverbände einmischen und auch keine Ergebnisse vorgeben, sagt dazu Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. Eines sei allerdings jetzt schon klar: „Es wird eine der schwierigsten Lohnverhandlungen, die es je gab.“ Aus seiner Sicht ist es nun besonders wichtig, Augenmerk auf die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu legen. „Die deutsche Industrie verzeichnet den größten Auftragseinbruch seit 2020, das betrifft auch uns maßgeblich, weil Deutschland unser größter Handelspartner ist. Die Verhandlungspartner sollten diese Aspekte genau vor Augen haben. Es kann kein gemeinsames Interesse sein, den Standort zu schwächen“, so Mahrer.

Stärkerer Einbruch

Sorgen bereite dabei, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal bereits stärker eingebrochen ist, als von den Wirtschaftsforschern erwartet worden ist. Diese haben mit einem Minus von 0,3 Prozent gerechnet. Geworden ist es dann jedoch beinahe das Vierfache. Auch die Jahresprognose eines leichten Wachstums von 0,3 Prozent aus dem Juni dürfte somit gehörig wackeln.

Da die Lohnrunden aus dem Vorjahr laut Wifo die Lohnstückkosten bereits so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr erhöht haben, nimmt laut Mahrer die Gefahr zu, dass Österreich im internationalen Vergleich an Wettbewerb verliert. „Der enorme Kostenanstieg am Standort Österreich senkt schlicht unsere Konkurrenzfähigkeit. Als Außenhandelsnation dürfen wir uns das nicht leisten. Denn parallel wird die Produktivitätsentwicklung pro Arbeitsstunde in den nächsten beiden Jahren wesentlich schwächer als die Lohnentwicklung ausfallen. Das bedeutet, da geht eine Schere auf. Und die Frage ist: Wie schließen wir sie?“

Boom trotz Inflation

Dass die Inflation ein großes Problem ist und sich durch alle Bereiche des täglichen Lebens zieht, wird vom Wirtschaftskammer-Präsidenten dabei nicht in Abrede gestellt. „Treiber waren und sind nach wie vor die Energiepreise. Und auch der Arbeitskräftemangel hat Auswirkungen auf das Inflationsgeschehen.“

Gleichzeitig hätten jedoch das Auflösen von Ersparnissen nach der Corona-Pandemie, die Steuerreform und die staatlichen Unterstützungen für eine weiterhin hohe Nachfrage gesorgt. Es habe temporär einen richtigen „Boom“ in Österreich gegeben. „Da wird es auch Unternehmen geben, denen das zugutekam“, sagt Mahrer.

Grundsätzlich seien die österreichischen Unternehmen ebenfalls von hohen Kostensteigerungen betroffen und stehen unter „einem enormen Kostendruck“. Von der Regierung erwartet sich Mahrer daher die Umsetzung von bereits auf dem Tisch liegenden Maßnahmen wie dem Energiekostenzuschuss 2.

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