Snowden: NSA spioniert auch Industrie aus

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Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter gab sein erstes Fernsehinterview. Der US-Geheimdienst soll auch Wirtschaftsspionage im Ausland betreiben.

Berlin. Das weltweit erste Fernsehinterview mit Whistleblower Edward Snowden bringt neue, brisante Details der NSA-Affäre ans Licht. So soll der US-Geheimdienst auch Wirtschaftsspionage im Ausland betreiben, wie der ehemalige NSA-Mitarbeiter dem Sender ARD sagte. Das Interview wurde am Sonntag ausgestrahlt.

„Wenn es etwa bei Siemens Informationen gibt, die dem nationalen Interesse der Vereinigten Staaten nützen – aber nichts mit der nationalen Sicherheit zu tun haben – dann nehmen sie sich diese Informationen trotzdem“, sagte Snowden. Er selbst sei nicht mehr im Besitz des brisanten Materials, das er damals sammelte, erklärte der US-Bürger. Er habe es ausgewählten Journalisten übergeben.

Zuvor hatte die „New York Times“ berichtet, die NSA habe weltweit in fast 100.000 Computern eine spezielle Spionagesoftware installiert. Damit habe sie sogar Zugang zu Computern gehabt, die nicht mit dem Internet verbunden seien, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Snowdens Dokumente und Computerexperten. Im Fokus hätten dabei industrielle Ziele sowie das chinesische Militär gestanden.

Weil der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Informationen über die NSA-Spähprogramme an die Öffentlichkeit brachte, sieht er sich nun mit dem Tod bedroht. „Regierungsvertreter wollen mich töten“, sagte er in dem Interview. Als Beleg führte Snowden einen Artikel auf der Internetplattform Buzzfeed an. Mitglieder des Pentagons und des US-Geheimdienstes NSA hätten dem Reporter erzählt, dass sie Snowden umbringen wollten. „Diese Leute, und das sind Regierungsbeamte, haben gesagt, sie würden mir nur zu gerne eine Kugel in den Kopf jagen oder mich vergiften, wenn ich aus dem Supermarkt komme, und dann zusehen, wie ich unter der Dusche sterbe.“ (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2014)

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