Russland/USA

Fädelt der Kreml einen Gefangenendeal mit den USA ein?

Evan Gershkovich, Korrespondent des „Wall Street Journal“.
Evan Gershkovich, Korrespondent des „Wall Street Journal“.AFP
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Russland will den „Tiergartenmörder“ von Deutschland freibekommen.

Brittney Griner ist seit Monaten für Phoenix Mercury in der Frauen-Basketballliga WNBA in den USA am Ball, und zu ihrem Comeback im Mai kam auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris als Cheerleaderin. Viktor Bout, der berüchtigte Waffenhändler, den Russland im Dezember 2022 gegen Griner eingetauscht hat, kandidierte indessen in Uljanowsk bei den Regionalwahlen am Sonntag für die rechtsextremistischen Liberaldemokraten, die Partei des verstorbenen Populisten Wladimir Schirinowski.

Nun könnte sich nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) ein weiterer spektakulärer Gefangenendeal zwischen Moskau und Washington anbahnen. Nach dem Willen des Kreml – mutmaßlich soll Wladimir Putin Nikolai Patruschew mit der Mission beauftragt haben – soll Wadim Krasikow, der Geheimagent und verurteilter „Tiergartenmöder“ in Berlin, gegen einen politischen US-Gefangenen ausgetauscht werden. In Frage kommen der erst heuer im März wegen angeblicher Spionage festgenommene WSJ-Korrespondent Evan Gershkovich (§!) oder der vor fast fünf Jahren inhaftierte Marineinfanterist Paul Whelan. Die Biden-Regierung setzt sich für die Freilassung der beiden ein.

Der Mörder, der mit dem Rad kam

Im Fall Krasikows ist mit Deutschland allerdings ein drittes Land involviert, und das macht den Deal kompliziert. Krasikow, ein Agent des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB, hat vor vier Jahren im Tiergarten in Berlin Selimchan Changoschwili – einen georgischen Offizier, der im Tschetschenien-Krieg im Einsatz gewesen war – hinterrücks mit drei Schüssen, darunter zwei in den Kopf, niedergestreckt. Ein brutaler Mord zur Mittagszeit in der Nähe eines Kinderspielplatzes.

Der Mörder war auf dem Fahrrad gekommen, und als er auf der Flucht sein Rad, seine Kleidung, die Perücke und die Pistole in die Spree warf, schnappte ihn die Polizei. Krasikow stritt die Tat ab, er verwies auf seinen falschen Pass samt Pseudonym. Tattoos mit den Logos der Spezialkräfte des Innenministerium, einem Pantherschädel umgeben von Flügeln, überführten ihn als mehrfachen Mörder. Ein Gericht in Berlin verurteilte ihn zu lebenslang, momentan sitzt er in einem bayerischen Gefängnis. Die deutsche Justiz wird ihn wohl nicht so einfach ausliefern oder einem Gefanngenen-Deal zustimmen. (vier)

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