Maximilian Schell ist tot: Vom "kleinen Bruder" zum Star

Maximilian Schell
Maximilian SchellEPA (Pfarrhofer)
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Er stand mit Schauspielgrößen wie Sofia Loren und Burt Lancaster vor der Kamera, war seit seinem Oscar selbst ein Star. Schauspieler und Regisseur Maximilian Schell ist tot. Nachruf auf einen Umtriebigen.

Maximilian Schell war vieles: Schauspieler, Dokumentarfilmer, stolzer Bruder einer ihm an internationalem Ruhm überlegenen Schwester, er war Film- und Fernsehstar, Regisseur, ein Bonvivant und „Herzens-Österreicher“, ein toller Jedermann und würdiger Oscar-Preisträger – aber vor allem war er eines: ein unerschütterlicher Liebhaber des Lebens und ein unumstößlicher Optimist. Wie ließe sich sonst erklären, dass dieser Mann, der bis zuletzt in Arbeit steckte, mit 82 Jahren noch die Courage aufbrachte, eine um 47 Jahre Jüngere zu heiraten? Als ihn „Krone“-Interviewerin Conny Bischofsberger kurz nach der Hochzeit mit der 35-jährigen Opernsängerin Iva Mihanovic im August 2013 fragte, wie er es aushalten könne, dass sie beide wohl „nicht mehr wahnsinnig viel Zeit miteinander haben werden“ konterte er mit einem: „Wie kommen Sie auf diese Idee?“ Abdanken? Aufgeben? Das kam für ihn nie infrage.

Der Mut, etwas zu wagen, und der Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen, waren zwei prägende Eigenschaften des Schauspielers. Die Familie flüchtete nach dem Anschluss 1938 von Wien aus in die Schweiz. Dort besuchte er das Gymnasium, während seine älteste Schwester – Maria Schell – Hollywood eroberte und es als erste Schauspielerin auf das Titelblatt des „Time Magazine“ schaffte. Ihr widmete er 2002 die Biografie „Meine Schwester Maria“ – und sagte über sie zur „Süddeutschen Zeitung“: „Ich stand in ihrem Schatten – ein Leben lang.“
Doch auch Schell sollte es zu internationalem Ruhm bringen. Er studierte in Zürich Philosophie, Kunstgeschichte sowie Musik- und Theaterwissenschaften, spielte Fußball (bei Grasshoppers Zürich), studierte Klavier, bevor er 1952 ins darstellende Fach wechselte und am Theater Basel debütierte.

Ein Oscar für den coolen Anwalt

Schon 1955 stand er erstmals selbst vor der Kamera: im Kriegsdrama „Kinder, Mütter und ein General“, das 1956 einen Golden Globe gewann. An der Seite von Marlon Brando, Montgomery Clift und Dean Martin spielte er 1957 im Antikriegsfilm „The Young Lions“. 1951 legte der junge Mann mit den dunklen Augen und dem kecken Haarschopf den Grundstein für seinen Weltruf: Für seine Rolle in Stanley Kramers „Das Urteil von Nürnberg“ (1961) als cooler Anwalt Hans Rolfe, der einen Naziverbrecher (Burt Lancaster) verteidigt, erhielt Maximilian Schell den Oscar als bester Schauspieler.

Wie kaum ein anderer verstand er es, die ihm gebotenen Chancen zu nützen: Er spielte an der Seite der bekanntesten Schönheiten – von Sophia Loren („Die Eingeschlossenen von Altona“) über Melina Mercouri („Topkapi“) bis Harriet Anderson („Anruf für einen Toten“). Er brillierte auch auf der Bühne – etwa in Gustaf Gründgens legendärer „Hamlet“-Inszenierung am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg 1963. Von 1978 bis 1982 gab er auf dem Salzburger Domplatz den Jedermann. Im Jahr 2000 trat er am New Yorker Broadway in der Bühnenversion von „Das Urteil von Nürnberg“ auf. Bald wollte er nicht mehr nur Schauspieler sein, er wollte Regie führen, wollte inszenieren. Schon sein Erstling – die Literaturverfilmung „Erste Liebe“ nach der gleichnamigen Novelle von Ivan Turgenjew – wurde für einen Oscar nominiert. Ebenso sein Drama „Der Fußgänger“ (1973), für das er einen Golden Globe erhielt. Auch mit seiner Dokumentation über Marlene Dietrich (1984) kam er auf die Liste der Oscar-Nominierten. Über sie schrieb Schell in der „Welt“: „Eine schöne Frau, auch wenn ich sie nie wirklich attraktiv fand. Als Frau. Wir spielten zusammen, das war alles.“

Dabei war Schell nicht nur ein Frauenschwarm – auch sie hatten es ihm angetan. Seine Liaison mit Soraya, der Frau des Schahs von Persien, sorgte für Aufsehen in der Yellow Press. 1986 heiratete er seine erste Frau, die russische Schauspielerin Natalija Andrejtschenko. Mit der gemeinsamen Tochter Nastassja stand er für den TV-Film „Die Rosenkönigin“ (2007) vor der Kamera. Sie spielte in seinem Operettendebüt 2007, „Wiener Blut“, in Mörbisch. Auch mit seiner zweiten Frau Iva stand er auf der Bühne: „Im weißen Rössl“ im Münchner Gärtnerplatztheater. Die Ehe sollte nicht einmal ein Jahr dauern. Am 1. Februar ist Maximilian Schell gestorben.

("Die Presse"-Printausgabe vom 2.2.2014)

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