Idris Elba: "Für mich war alles schwieriger"

Idris Elba Hauptdarsteller auf der Deutschland Filmpremiere MANDELA Der lange Weg zur Freiheit unt
Idris Elba Hauptdarsteller auf der Deutschland Filmpremiere MANDELA Der lange Weg zur Freiheit untimago/Raimund Müller
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Der britische Schauspieler Idris Elba spricht über seinen neuen Film "Mandela – Der lange Weg zur Freiheit" und verrät, mit welchen Ritualen er sich auf die Rolle vorbereitet hat.

In „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ (seit Freitag im Kino) spielt der britische Schauspieler Idris Elba (41) den legendären südafrikanischen Freiheitskämpfer, Friedensnobelpreisträger und Präsidenten. Eine Aufgabe, die er mit viel Eleganz und Charisma meistert.

Was haben Sie gedacht, als man Ihnen diese Rolle angeboten hat?

Idris Elba: Genau das, worauf Sie mit Ihrer Frage abzielen: Ich war richtig erschrocken. Ich empfand es als große Ehre, so jemanden spielen zu dürfen. Und natürlich war es dann auch sehr spannend, sich mit ihm und seiner Geschichte auseinanderzusetzen. Was mich besonders freut, ist, dass die Familie Mandela den Film großartig findet. Er selbst konnte ihn ja leider nicht mehr sehen.

Wie bereitet man sich auf so eine Rolle vor?

Der Einstieg dafür war für mich herauszufinden, wie er als Mensch war, wie er „getickt“ hat. Bis hin zu Details: Auf welche Art er sich die Zähne geputzt hat, oder welches sein Lieblingshemd war. Ich finde, gerade diese Kleinigkeiten sagen viel über eine Person aus – und können auch eine derart öffentliche Figur greifbar machen.

Und wie hat er sich die Zähne geputzt?

Meist mit einem Zweig. Das ist eine traditionelle ostafrikanische Zahnputzmethode.

Wie konnte ein Mann über ein Vierteljahrhundert lang im Gefängnis eingesperrt sein und dennoch seine Vision nicht verlieren – haben Sie darauf eine Antwort gefunden?

Die Zeit im Gefängnis hat ihm unter anderem viel Gelegenheit gegeben, seine Gegner zu studieren und wirklich zu verstehen. Das ist das Geheimnis für die Lösung jeden Konflikts: Man muss das, was man am anderen nicht mag, erst verstehen lernen, um es überwinden zu können.

Mandela zeigte, wie ein einzelner Mensch den Lauf der Geschichte verändern kann...

Ja, das habe ich auch für mich aus diesem Film mitgenommen: Ich will versuchen, in meiner kleinen Welt auch so etwas wie ein Vorbild zu sein. Mandela war Freiheitskämpfer, der sich seinen Platz auf der Weltbühne mühsam erobern musste. Ich bin Schauspieler, mich drängt man ins Rampenlicht – damit habe ich ja quasi auch die Pflicht, das für etwas Gutes zu nutzen.

Sie kommen aus einer schwarzen britischen Working-Class-Familie – war Mandela immer schon ein Vorbild für Sie?

Durchaus. Mein Vater war Arbeiter im Ford-Werk in Dagenham (bekannt für eine starke Arbeiterbewegung, Anm.). Er war dort Vertrauensmann der Gewerkschaft. Für ihn waren Leute wie Mandela immer Lichtgestalten, und so bin ich mit Geschichten über ihn, über Steve Biko, Martin Luther King, Malcolm X aufgewachsen. Ich bin im Osten von London groß geworden, und ich kann mich mit dem Kampf gegen Rassismus identifizieren. Natürlich war nichts, was ich erlebt habe, ansatzweise so schlimm wie die Apartheid, aber als schwarzer Sohn von Afrikanern gehörte ich in London nicht zu den privilegiertesten Kindern. Alles war für uns ein bisschen schwieriger.

Hilft Ihnen Ihre eigene Biografie dabei, Ihren jetzigen Superstar-Status ein wenig nüchterner zu betrachten?

Ja, auf jeden Fall. Ich weiß, dass der Ruhm nichts weiter ist als eine Seifenblase. Nur weil ich Schauspieler bin, bin ich nicht automatisch bedeutsam. Nur das, was ich mache, was ich sage und wie ich lebe, kann bedeutsam sein.

Und wie gelingt Ihnen das?

Ich habe begonnen, bei Interviews mehr meine eigene Meinung zu vertreten, statt mich auf vorgefertigte Antworten zu verlassen. Das klingt jetzt nicht nach viel, aber glauben Sie mir, in diesem Geschäft ist das ein großer Schritt. Und außerdem versuche ich, möglichst viel persönlichen Kontakt zu jungen Menschen zu haben.

Sie scheinen Ihre Rollen auch danach auszusuchen, wie Sie möglichst viele Menschen erreichen können. Macht es für Sie einen wesentlichen Unterschied, ob Sie fürs Kino oder Fernsehen spielen?

Nun, Kino ist natürlich immer die Königsdisziplin. Aber ich liebe Fernsehen, und möchte auch weiterhin fürs TV arbeiten, nicht nur vor der Kamera.

Welche TV-Serien schauen Sie sich selbst gern an?

Ich mag sehr gern psychologisch angelegte Krimiserien. Und „Breaking Bad“ finde ich großartig.

Steckbrief

1972
wurde Idris Elba in London geboren. Sein Vater stammt aus Sierra Leone, seine Mutter aus Ghana.

1994
debütierte er in einer Folge der britischen Fernsehserie „2point4 Children“. Fünf Jahre später spielte er in der französischen Komödie „Meine schöne Schwiegermutter“ an der Seite von Catherine Deneuve.

2012
gelang ihm der Durchbruch mit seiner Rolle als Polizist in der Fernsehserie „Luther“, für die er mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2014)

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