Kaum neue Nutzer: Twitter enttäuscht Anleger mit Verlust

A sign displays the Twitter logo on the front of the New York Stock Exchange ahead of the company´s IPO in New York
A sign displays the Twitter logo on the front of the New York Stock Exchange ahead of the company´s IPO in New York(c) REUTERS (Lucas Jackson / Reuters)
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Bei den Anlegern regt sich Zweifel, ob Twitter jemals so groß wird wie Facebook. Die Aktie bricht ein.

Der Online-Kurzmitteilungsdienst Twitter hat die Anleger mit den ersten Geschäftszahlen nach seinem gefeierten Börsengang im November enttäuscht. Das US-Unternehmen meldete am Mittwoch Verluste sowie ein schwaches Wachstum bei den Nutzern.

Die Zahl der monatlichen Nutzer bei Twitter kletterte am Jahresende auf lediglich 241 Millionen, wie die Kalifornier am Mittwoch in ihrem ersten Quartalsbericht als börsennotiertes Unternehmen mitteilte. Im Vergleich zum Vorquartal ist dies ein Plus von nur 3,8 Prozent - so wenig wie noch nie, seit Twitter diese Zahlen veröffentlicht. Branchenexperten zufolge wirft dies die Frage auf, ob Twitter jemals ein mit Facebook vergleichbares Massenphänomen werden kann. Die Aktie stürzte deshalb im nachbörslichen Handel um 18 Prozent auf 54 Dollar (39,9 Euro) ab.

Die von Twitter veröffentlichten Zahlen offenbarten zudem, dass die Nutzer die Seite nicht mehr so häufig besuchen wie zuletzt: Die "Timeline Views" fielen auf 148 Milliarden von zuvor 159 Milliarden. "Dieser Bericht stellt infrage, wie massentauglich die Plattform Twitter ist", erklärte Arvind Bhatia von Sterne, Agee & Leech.

Twitter-Boss zuversichtlich

Twitter-Chef Dick Costolo musste sich denn auch kritische Anmerkungen von Analysten gefallen lassen. Die Experten hakten vor allem bei der Frage nach, wann die Anzahl der Twitter-Nutzer wieder schneller wachsen werde. Er habe "großes Vertrauen", dass das Gefälle der Nutzer-Kurve sich 2014 wieder ändern werde, sagte Costolo. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. Seinen Optimismus stützte Costolo auf eine neue Gestaltung und auf Initiativen, durch die unter anderem neuen Nutzern der Zugang erleichtert werden soll.

Twitter stand ohnehin unter Erklärungsdruck, weil noch immer etwas unklar ist, wie die Internetseite langfristig Geld verdienen will. Twitter setzt wie Facebook vor allem auf Werbung, kann aber viele Kunden nicht dazu bewegen, sich täglich einzuloggen.

Immerhin steigerte der Dienst mit den 140-Zeichen-Meldungen im vierten Quartal seinen Umsatz auf 243 Mio. Dollar. Mehr als 75 Prozent der Werbeeinnahmen seien über das mobile Anzeigengeschäft auf Tablets und Smartphones erwirtschaftet worden.

Verlust wegen Kosten für Börsengang

Ein rasanter Anstieg von Investitionen in Vertrieb, Entwicklung und Marketing brockte dem Unternehmen gleichzeitig einen Netto-Verlust von 511 Mio. Dollar ein. Hier spielten vor allem die einmaligen Kosten des Börsengangs eine Rolle.

Twitter hatte erst Anfang November ein spektakuläres Börsendebüt gefeiert. Damals waren die Aktien von einem Ausgabepreis von 26 Dollar um mehr als 70 Prozent in die Höhe geschossen. Vor Bekanntgabe der Ergebnisse kosteten die Papiere an der New Yorker Börse rund 66 Dollar.

Wird Twitter so groß wie Facebook?

Investoren rechtfertigten diese Bewertung mit der Hoffnung, dass Twitter irgendwann eine ähnliche Größe wie Facebook mit einer fünf mal höheren Nutzerzahl erreichen kann. Ende des Jahres führten die Zweifel an der finanziellen Zukunft von Twitter schon einmal dazu, dass die Aktie an einem einzigen Tag 13 Prozent abstürzte.

Im Gegensatz zu Twitter konnte Facebook die Anleger mit seinen jüngsten Geschäftszahlen begeistern: Im Schlussquartal 2013 nahm das weltgrößte Online-Netzwerk erstmals mehr mit Anzeigen auf mobilen Geräten als auf herkömmlichen Computern ein. Der Konzernumsatz legte überraschend stark um fast zwei Drittel auf 2,6 Mrd. Dollar zu.

Twitter ist seit seiner Gründung im Juli 2006 defizitär. Die Neuemission im vergangenen November war dennoch der größte Börsengang in der Technologiebranche seit jenem von Facebook im Mai 2012. Das Unternehmen wird aktuell mit mehr als 36 Mrd. Dollar bewertet.

(APA/sda/Reuters/AFP)

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