Fußball: In Salzburg darf weiter geträumt werden

Salzburg nach dem Spiel gegen Ajax Amsterdam in Feierlaune.
Salzburg nach dem Spiel gegen Ajax Amsterdam in Feierlaune.(c) GEPA pictures
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Salzburg fertigte Ajax Amsterdam im Rückspiel des Sechzehntelfinals mit 3:1 ab und stieg mit einem Gesamtscore von 6:1 auf. Nun wartet der FC Basel.

Mäzen Dietrich Mateschitz klatschte kräftig in die Hände. Mit ihm jubelten 29.320 Zuschauer in der Red-Bull-Arena, die schon seit Wochen bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Menschen lagen sich in den Armen, schrien sich die Seele aus dem Leib. Kleine Kinder bekamen große Augen. Die Salzburger Fußballwelt erlebte perfekte Augenblicke. So musste sich Mateschitz, der Red-Bull-Milliardär, das fußballerische Spektakel in Salzburg ungefähr vorgestellt haben, als er 2005 sein Engagement an Ort und Stelle begann. Damals spürte der Verein viel Gegenwind, aus Salzburg selbst und aus der Hauptstadt sowieso. Auch neun Jahre später hat Salzburg längst nicht nur Gönner. Die mitgereisten Fans aus den Niederlanden taten ihre Meinung kund. „Not for sale“ stand auf einigen der Plakaten, die sie im Stadion ausgebreitet hatten.

Salzburg hat in der Ära Red Bull einige Trainer und noch viel mehr Spieler verschlissen, Millionen von Euro verbrannt. Doch in dieser Saison ist vieles anders. Schon davor ist Kontinuität und damit Ruhe eingekehrt, das Team rund um Trainer Roger Schmidt und Sportdirektor Ralf Rangnik genießt für seriöse Arbeit höchstes Vertrauen. Genauso wie die Spieler, die auch im Rückspiel des Europa-League-Sechzehntelfinals begeisterten.

Aggressiv von der ersten Minute an

Nach dem 3:0 im Hinspiel wollte niemand in Salzburg an ein holländisches Wunder glauben. Insgeheim taten dies wohl selbst die Niederländer nicht mehr. Zu souverän agierte der österreichische Tabellenführer vor einer Woche im Amsterdamer Fußballtempel. Wer glaubte, Salzburg würde sich auf dem beruhigenden Vorsprung ausruhen, der hat die Spielkultur der „Bullen“ noch nicht durchschaut. Diese Mannschaft kann zwar gewiss gut verteidigen, aber noch besser praktiziert sie das Offensivspiel. Aggressiv von der ersten Minute an gingen die Hausherren zu Werk, ließen Ajax nicht zur Entfaltung kommen.

Der Gegner wurde gewohnt und konsequent früh gestört, teilweise tummelten sich bei Ballbesitz Amsterdam sechs Salzburger nur 30 Meter vor dem holländischen Tor. Gästetrainer Frank de Boer gestikulierte wild, er fluchte. Womöglich verstanden seine Spieler die Anweisungen sogar, doch aus der Salzburger Umklammerung wussten sie sich wie schon sieben Tage zuvor schlicht nicht zu befreien.

Tore als logische Folge

Salzburg hätte früh in diesem Spiel für eine endgültige Entscheidung im Kampf um den Aufstieg sorgen können - Kampl (6.), Leitgeb  (13.), Alan (17.), Soriano (31./34.) und Ulmer (36.) vergaben in Hälfte eins teils hochkarätige Chancen. Ajax war über weite Strecken damit beschäftigt, die Salzburger Angriffe über sich ergehen zu lassen, nur bei zwei Hereingaben in den Strafraum strahlten sie kurzfristig so etwas wie Gefahr aus. Treffer fielen erst in Halbzeit zwei.

Ein Eigentor von Van der Hoorn (56.) entstand aus der Not und eröffnete den Torreigen. Mane (66.) und Soriano (77.) erhöhten auf 3:0, zu diesem Zeitpunkt machte sich auch ÖFB-Teamchef Marcel Koller angetan seine Notizen. Auch die vier in der Startelf stehenden Österreicher Hinteregger, Ulmer, Leitgeb und Ilsanker gefielen. Das 1:3 von Klaassen (83.) war klassische Ergebniskosmetik, mit einem Gesamtscore von 6:1 demonstrierte Salzburg eindrucksvoll seine Stärke.

Erstmals in der Ära Red Bull gelang dem Verein damit der Aufstieg in das Achtelfinale der Europa League. Gegner in der Runde der letzten 16 Mannschaften ist der FC Basel. Die Schweizer schalteten Maccabi Tel Aviv nach einem 0:0 in Israel mit einem 3:0-Heimerfolg aus. Der Favorit in diesem Duell heißt Salzburg. Es darf weiter geträumt werden.

Salzburg: Gulacsi - Schwegler (89./Klein), Ramalho, Hinteregger, Ulmer (78./Svento) - Kampl, Leitgeb, Ilsanker, Mane - Alan (73./Zulj), Soriano
Ajax: Cillessen - Van Rhijn, Van der Hoorn, Denswil, Blind - Klaassen, Poulsen (63./Riedewald), De Jong (63./Krkic) - De Sa, Sigthorsson, Duarte (78./Andersen)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2014)

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