Salzburg steht vor dem größten internationalen Erfolg in der Red-Bull-Ära, will heute im Rückspiel gegen Ajax Amsterdam den Achtelfinaleinzug perfekt machen.
Wien/Salzburg. In Salzburg ist in den vergangenen Jahren einiges gewachsen. Anfangs wurden Fehler gemacht, aber Red Bull hat dazugelernt und mittlerweile wird im EM-Stadion von Wals-Siezenheim mehr als nur passabler Fußball gespielt. In der Bundesliga hat der souveräne Tabellenführer keinen Konkurrenten, der Vorsprung ist bereits recht ansehnlich. Den bemerkenswertesten Schritt nach vorn hat man über die Winterpause gemacht. Seit dem Wiederanpfiff der Meisterschaft läuft es überhaupt wie am Schnürchen, feierte man ein Schützenfest nach dem anderen. Der vorläufige Höhepunkt – das 3:0 auswärts bei Ajax Amsterdam.
Die Salzburger haben in der Europa League bis jetzt restlos überzeugt und sich keine Blöße gegeben. Nach dem beeindruckenden Auftritt in den Niederlanden ist die Mannschaft von Roger Schmidt nur so mit Lorbeer überschüttet worden. Dem deutschen Trainer ist das fast schon des Guten zu viel, wobei es nicht nur das eindeutige Ergebnis war, das verblüffte, sondern die Art und Weise, wie dieser Triumph eingefahren wurde.
Salzburg hat elf Pflichtspiele in Folge gewonnen, dazu die vergangenen neun im Europacup. Daheim haben die „Bullen“ mittlerweile seit dem Cup-Halbfinale im vergangenen Mai gegen Pasching (1:2) nicht mehr verloren. „Es ist nicht so, dass wir meinen, wir seien unschlagbar“, betonte Roger Schmidt. „Es ist auch nicht so, dass wir etwas Neues erfunden haben. Mittlerweile ist die Mannschaft aber extrem davon überzeugt, dass das, was wir spielen, funktioniert.“ Die Erfolgserlebnisse, auch jenes gegen Bayern München, haben alle Zweifel beseitigt.
Für die Salzburger soll der heutige Abend (19 Uhr, live ORF und Sky mit Niko Kovac und Andreas Herzog) ein historischer werden. Es geht um den größten internationalen Erfolg der jüngeren Klubgeschichte. „Bis jetzt ist es in der Red-Bull-Ära noch nicht gelungen, ins Achtelfinale einzuziehen. Das wäre ein großer Erfolg“, betont Sportdirektor Ralf Rangnick. 2005 hat der Getränkekonzern den Klub übernommen. Damals erreichte die Wiener Austria im Uefa-Cup als bisher letzter österreichischer Vertreter ein europäisches Achtelfinale. 2010 scheiterten die Salzburger im Schatten von Olympia 2010 in Vancouver im EL-Sechzehntelfinale an Standard Lüttich, zwei Jahre später an Metalist Charkiw. Damals wurde das noch damit begründet: Geld schießt also doch Tore.
Diese These stimmt auch heute noch, aber auch die richtige Taktik schießt Tore. Die Salzburger sind nun klarer Favorit gegen Ajax Amsterdam. das Stadion wird ausverkauft sein, fast 30.000 Zuschauer freuen sich auf ein Fußballfest. „Wir haben uns eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen“, betonte Salzburg-Trainer Roger Schmidt. „Wir können uns belohnen für unsere Entwicklung, die wir in den vergangenen eineinhalb Jahren genommen haben.“
Immer wieder Pressing
Düdelingen und Pasching sind Schnee von gestern, die Salzburger sind fest entschlossen, Fußball-Europa zu erobern. Aber Trainer Roger Schmidt warnt vor zu hohen Erwartungen. „Ajax wird sicher eine Reaktion zeigen, darauf müssen wir vorbereitet sein“, sagt Schmidt. „Ich erwarte, dass es eine absolute Schlacht hier in unserem Stadion wird. Wir müssen noch konzentrierter sein als in Amsterdam. Dann bin ich überzeugt, dass wir auch dieses Spiel gewinnen und verdient weiterkommen.“
An den Spielanlagen will man nichts ändern, die Bullen setzen auf Pressing, schnelles Umschalten und Ballgewinne weit in des Gegners Hälfte. Schmidt: „Über unser aggressives Spiel gegen den Ball werden wir unsere Torchancen kreieren. Dann geht es darum, diese zu verwerten.“
Im Achtelfinale würde der Sieger aus Basel gegen Maccabi Tel Aviv warten.
EUROPACUP
Salzburg steht vor dem größten internationalen Erfolg der Red-Bull-Ära. Sollte den Salzburgern heute im Europa-League-Rückspiel gegen Ajax Amsterdam der Aufstieg gelingen, stünden sie als erster österreichischer Fußballklub seit neun Jahren (Wiener Austria) in einem Europacup-Achtelfinale. Das Hinspiel in Amsterdam haben die Bullen 3:0 gewonnen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2014)
