Gelddrucker-Prozess: "Habe von Schmiergeld nichts gewusst"

OeBS-PROZESS: DUCHATCZEK
OeBS-PROZESS: DUCHATCZEKAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Der Ex-Vizegouverneur der Nationalbank, Wolfgang Duchatczek, beteuert im Prozess um Schmiergeldzahlungen, er habe zwar von Provisionen gewusst, aber der Geschäüftsführung der Notenbank-Druckerei vertraut.


Beim Schmiergeldprozess der Gelddruckerei der Oesterreichischen Nationalbank (OeBS) hat der angeklagte Ex-Vizegouverneur und Ex-Aufsichtsratspräsident der OeBS, Wolfgang Duchatczek, beteuert, er habe der Geschäftsführung der Banknotendruckerei vertraut. Er habe nicht gewusst, dass es sich bei den Provisionen um Schmiergeld handelte.


Die OeBS habe nach großen Verlusten bei einem Singapur-Geschäft Aufträge mit positivem Deckungsbeitrag gesucht und in Baku und Damaskus gefunden. „Aserbaidschan und Syrien waren für mich keine Schurkenstaaten", meinte Duchatczek auf den Vorhalt von Richter Georg Olschak, dass diese beiden Länder doch „recht fragwürdige Märkte" seien. Die OeBS habe damals Auftraggeber gesucht, die selber keine Gelddruckereien hatten.

An konkrete Leistungen geglaubt

Er habe zwar über die Provisionen und auch über die Provisionshöhe Bescheid gewusst, räumte er ein. Er habe aber den Angaben der OeBS-Geschäftsführung geglaubt, dass dahinter konkrete Leistungen stünden. Dass es sich um Schmiergeld handelte, das von der OeBS auf den Auftragswert draufgeschlagen wurde und dann über Schein-Provisionsrechnungen wieder an Personen dieser Länder zurückfloss, habe er nicht gewusst. Außerdem habe er in 40 Jahren bei der OeNB nie gehört, dass zwischen einer Notenbank und einer anderen Notenbank Schmiergeld fließen würde, betonte der Ex-Vizegouverneur.

"Provisionen sind Teil des Preises", sagte Duchatczek. Er habe sie für die OeBS als Kostenfaktor gesehen. Deshalb habe er auch immer wieder auf die Kürzung der ursprünglich über 20 Prozent hohen Provisionen bei den Aserbaidschan-Aufträgen gedrängt.

Auf Prüfer verlassen

Auf den Vorhalt von Staatsanwalt Volker Sackmann, er habe offensichtlich gar nichts hinterfragt, entgegnete Duchatczek, das stimme überhaupt nicht. "Da waren Prüfer drinnen, auf die kann ich nicht vertrauen? Das sind Profis!", so der Angeklagte. Auch auf die Auskunft der beiden mitangeklagten und inzwischen geständigen Geschäftsführer habe er sich verlassen. "Die Geschäftsführer haben mich nicht über alle Details informiert", so Duchatczek.

Duchatczek wurde heute mehrmals dazu befragt, warum er im Aufsichtsrat einen Vorschlag des damaligen Wirtschaftsprüfers der OeBS für eine "Policy" bei den Provisionen abgelehnt hatte. Der Prüfer habe nur eine Policy für die Abwicklung der Provisionen vorgeschlagen, diese sei aber ohnehin in den Büchern klar ersichtlich gewesen, verteidigte sich der Ex-Aufsichtsratspräsident.


Im Prozess haben bereits drei der neun Angeklagten die Anklagevorwürfe gestanden, darunter die beiden früheren OeBS-Geschäftsführer, Michael Wolf und Johannes Miller. Sie hätten die Bestechungsgelder gezahlt, um in der Gelddruckerei Arbeitsplätze zu retten, so ihre Verteidigung.

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