Grande Dame spielt Bestie

Vera Borek
Vera Borek(c) Clemens Fabry
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Die Schauspielerin und Witwe von Helmut Qualtinger spielt derzeit im Kosmostheater und kehrt demnächst auch an „ihr“ Volkstheater zurück.

Darf man sie auf ihren berühmten Mann ansprechen? Ist sie es leid, immer noch als „Qualtinger-Witwe“ tituliert zu werden? Sie ist es nicht, „überhaupt nicht“, wie sie sagt. Nach wenigen Minuten beginnt Vera Borek in ihrem Stammkaffeehaus, dem Café Korb in der Wiener Innenstadt, auch gleich ungefragt vom großen Helmut Qualtinger zu erzählen, mit dem sie 17 Jahre bis zu seinem Tod 1986 liiert (und seit 1982 verheiratet) war. „Ich war von ihm als grandiosem Künstler und Menschen so begeistert, dass ich damit kein Problem habe.“

Natürlich, erzählt sie, habe sie ihre eigene Schauspielkarriere ein wenig zurückgesteckt („Er war der große Star“). Erfolgreich war Borek trotzdem, schon bevor sie einander kennenlernten. Borek spielte in Bochum (mit 17, die Mutter musste den Vertrag für sie unterschreiben), Wiesbaden und Hamburg.

Auch heute noch ist Borek, Jahrgang 1940, schauspielerisch tätig: Im Kosmotheater ist sie im März im Stück „Herzschritt“ zu sehen, Borek spielt die Mutter der Protagonistin (Susanne Altschul), „eine Bestie, besitzergreifend, die ihrer Tochter ewig Vorwürfe macht“, erzählt Borek wenige Stunden vor der Generalprobe. Sie sei „entsetzlich nervös“, der Text komme leicht daher, sei aber eigentlich sehr schwer. In der kommenden Spielzeit wird sie zudem als Gast ins Volkstheater zurückkehren. Es sei „etwas sehr Schönes“ geplant, mehr dürfe sie aber noch nicht verraten.

Das kleine Kosmotheater ist ihr ans Herz gewachsen, „ein zauberhaftes Unternehmen“, die Regisseurin des Stücks, Babett Arens, kennt (und schätzt) Borek schon, seit sie 2005 gemeinsam in Jelineks „Prinzessinnendramen“ im Volkstheater gespielt haben. Borek im Dirndl als Ingeborg Bachmann, Arens als Sylvia Plath, beide wurden im Stück bis zur Decke gehievt. „Daher kann ich von mir behaupten: Ich war sogar am Plafond des Volkstheaters.“

Und das durchaus auch im übertragenen Sinn. Eine Zeitlang spielte sie in den 1990ern gleichzeitig am Schauspielhaus und am Volkstheater, bis Emmy Werner sie schließlich ganz ans Volkstheater holte. „Ich war sehr gern festes Ensemblemitglied, ich bin mehr der altmodische Typ“, sagt Borek. „Das Volkstheater war immer mein Haupthaus. Auch mein Mann hat hier viel gespielt und es geliebt.“

„Rufen S' mich halt einmal an“

Dabei war die Rückkehr nach Wien gar nicht geplant. Für Borek lief es am Thalia Theater in Hamburg unter Boy Gobert bestens. Als Qualtinger am Theater gastierte, „wollte ich ihm zuerst nicht zu nahe treten. Ich finde es grauenhaft, wenn Wiener sich im Ausland kennenlernen und da eine Verbrüderung stattfinden muss.“ Was sie nicht wusste: Qualtinger war die schüchterne Borek längst aufgefallen, schließlich kam man ins Gespräch und irgendwann gab ihr Qualtinger seine Telefonnummer mit den Worten: „Rufen S' mich halt einmal an.“ Das habe sie empört: Eine Frau soll dem Mann hinterhertelefonieren?! Schließlich meldete sich doch Qualtinger bei ihr und bat sie, ihn zu einem Fest zu begleiten. „Da bin ich als Erstes in eine Boutique gelaufen.“ Gemeinsam blieb man noch sieben Jahre in Hamburg, „dann hatte mein Mann dort alles gespielt, inszeniert und gefilmt und wollte zurück nach Wien. Da bin ich dann gern mitgegangen.“

Auch in TV-Produktionen („Tatort“, „Soko Kitzbühel“) war Borek immer wieder zu sehen. „Da tut sich aber nicht viel“, sagt sie. „Da müsste schon etwas Tolles kommen. Ich will nicht immer nur verzerrte, böse Mütter spielen.“

ZUR PERSON

Vera Borek, 1940 in Breslau geboren, kam mit ihrer Familie als Kind nach Wien. Schauspielschule in Hannover, danach Engagements u. a. in Bochum, Wiesbaden, Hamburg. In den 1970ern kehrte sie – gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Helmut Qualtinger – nach Wien zurück, wo sie am Schauspielhaus und insbesondere am Volkstheater engagiert war.

Derzeit ist Borek in „Herzschritt“ im Kosmostheater (7., Siebensterng.42) zu sehen. Weitere Infos und alle Termine unter: www.kosmostheater.at oder 01/523 12 26

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2014)

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