Niger liefert Gaddafi-Sohn Saadi an Libyen aus

Ausgeliefert: Gaddafi-Sohn Saadi auf einem Archivbild
Ausgeliefert: Gaddafi-Sohn Saadi auf einem ArchivbildREUTERS
  • Drucken

Der Diktatoren-Sprößling war im Zuge der Revolutionswirren 2011 ins Nachbarland geflohen, das ihm zunächst Asyl gewährte.

Nach drei Jahren ist seine Flucht zu Ende: Niger lieferte al-Saadi al-Gaddafi, einen der sieben Söhne des 2011 erst gestürzten und dann getöteten libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi, an Libyen aus. Der Gaddafi-Sohn hatte in dem Nachbarland 2011 Asyl erhalten. Warum er nun doch ausgeliefert wurde, war zunächst unklar. Die libysche Regierung erklärte nur, al-Saadi sei in der Hauptstadt Tripolis angekommen und befinde sich in Haft.

Man danke Niger für die Kooperation, hieß es weiter in einem Statement der Regierung. Al-Saadi werde entsprechend internnationaler Standards für Gefangene behandelt. Was diese Versicherung wert ist, muss sich allerdings erst zeigen, denn gerade mit Angehörigen des gestürzten Regimes wurde in den libyschen Gefängnissen in der Vergangenheit nicht gerade pfleglich umgegangen.

Auf libyschen Internet-Seiten kursierten Fotos, die angeblich al-Saadi in einer blauen Häftlingskleidung und mit rasiertem Kopf zeigen. Der Gaddafi-Sohn, einst ein professioneller Fußball-Spieler und später Geschäftsmann, wurde wegen "gewaltsamer Aneignung von Eigentum" und wegen "bewaffneter Einschüchterung" gesucht. Im Gegensatz zu seinem Bruder Saif al-Islam steht er nicht auf der Fahndungsliste des Internationalen Strafgerichtshofs.

Im Folgenden eine Übersicht über das Schicksal der weiteren Gaddafi-Kinder:

  • Saif al-Islam, der bekannteste der Gaddafi-Söhne befindet sich in libyscher Haft.
  • Mohammed, der älteste Sohn, floh wie zahlreiche andere Mitglieder der Familie, darunter auch Gaddafis zweite Frau Safia, zunächst nach Algerien und dann weiter in den Oman, wo sie Asyl erhielten.
  • Sohn Mutassim wurde - gemeinsam mit seinem Vater - im Zuge der "Schlacht um Sirte", der Heimatstadt der Gaddafis, im Oktober 2012 getötet.
  • Sein Bruder Hannibal, der international vor allem durch seine Verhaftung in der Schweiz 2008 - wegen Misshandlung von Angestellten - bekannt wurde, hält sich im Oman auf.
  • Aischa Gaddafi, gelegentlich die "Claudia Schiffer des Nahen Ostens" genannt, nahm ebenfalls Zuflucht im Oman.
  • Über den Verbleib von Sohn Saif al-Arab herrscht letztlich Unklarheit: Berichte der Regierung, er sei im April 2011 durch einen Nato-Luftschlag getötet worden, konnten von der Nato nicht bestätigt werden. Letztlich muss man sich auf die Aussage seines Bruders Mutassim - später selbst getötet - verlassen, der davon sprach, Saif al-Arab sei zum "Märtyrer" geworden.
  • Ebenso spekulativ ist der Tod von Khamis al-Gaddafi, jüngster Sohn des Diktators und einst Kommandant der gefürchteten Khammis-Brigade. Sein Tod wurde mehr als fünf Mal vermeldet, ohne dass es jedoch einen stichhaltigen Beweis dafür gegeben hätte.

(APA/Reuters/hd)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

LIBYA UNREST SAADI GADDAFI
Geflohen, getötet, gefangen

Die Gaddafi-Familie


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.