Waldbrand: Wer zahlt den Schaden?

TIROL: WALDBRAND IN ABSAM
TIROL: WALDBRAND IN ABSAM(c) APA/ZEITUNGSFOTO.AT/DANIEL LIEBL
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50 Hektar Wald sind oberhalb von Absam abgebrannt, der Sachschaden ist enorm. Schuld daran war eine weggeworfene Zigarette.

Wien/Innsbruck. Es ist einer der größten Waldbrände in Tirol. Eine weggeworfene Zigarette verursachte bei Absam einen Brand, von dem am Freitag zirka 50 Hektar betroffen waren. Der Fall sorgte in Tirol für Aufregung – und warf dabei auch viele (rechtliche) Fragen auf:

1. Wann kann die Feuerwehr in Tirol „Brand aus“ geben?

Die Situation hat sich Freitagnachmittag leicht beruhigt, komplett unter Kontrolle war das Feuer aber noch nicht. Der Brand hatte sich seit Donnerstagvormittag rasch ausgebreitet, vor allem die Trockenheit und das schwer zugängliche Gelände machten die Eindämmung schwierig. Bis zu sieben Hubschrauber kämpften gegen die Flammen. Als die Fluggeräte in der Nacht auf Freitag auf dem Boden bleiben mussten, weitete sich der Brand von vier auf 50 Hektar aus.
Erst am Freitag konnte zumindest die weitere Ausbreitung gestoppt werden. Etwa 230 Helfer kämpften weiter mit Hubschrauberunterstützung gegen Glutnester und Brandherde. Im steilen Gelände waren die Feuerwehrmänner Steinschlägen ausgesetzt. Neben der Trockenheit bereitete auch die Föhnlage Sorgen. Entschärfung erwarteten die Einsatzkräfte für Samstagabend, wenn eine Kaltfront mit Regen und Schneefall Tirol erreicht.

2. Wie groß ist der bisher bekannte Schaden durch den Waldbrand?

Immerhin, Siedlungsgebiete waren vom Brand bislang nicht betroffen. Allerdings dürfte das Feuer erhebliche Teile des Schutzwaldes von Absam beschädigt haben. Erst kürzlich hat die 6700-Einwohner-Gemeinde ein langwieriges Lawinen- und Murenschutzprojekt abgeschlossen. „Das ist jetzt alles kaputt“, sagte Bürgermeister Arno Guggenbichler dem ORF. Wie hoch der Schaden letztendlich sein wird, ist aber noch nicht absehbar. Der Einsatz selbst dürfte in jedem Fall kostspielig werden: So absolvierten etwa die – teils privaten – Löschhubschrauber allein bis Freitagabend etwa 1000 Flüge.

3. Was droht dem Mann, der mit einer Zigarette den Brand ausgelöst hat?

Die strafrechtlichen Konsequenzen für den Mann, der mit einer Zigarette den Waldbrand ausgelöst hat, werden wohl nach §170 des Strafgesetzbuches verhandelt – die fahrlässige Herbeiführung einer Feuersbrunst. Nach diesem Paragrafen wurde der junge Mann bereits auf freiem Fuß angezeigt (und nicht nach §169, das wäre Brandstiftung). Das Gesetz sieht für dieses Delikt laut Susanne Reindl-Krauskopf, Juristin am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Uni Wien, eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr vor. Sollte sich herausstellen, dass auch Personen zu Schaden kamen – etwa jemand verletzt oder getötet wurde –, würde sich das Strafmaß noch erhöhen. Als mildernd kann wirken, dass der Mann sich bei den Behörden gemeldet hat. Zunächst hatte er versucht, das Feuer selbst zu löschen, als das nicht funktionierte, holte er Hilfe. Sollte sich das tatsächlich so zugetragen haben, so Reindl-Krauskopf, sei ein ernsthaftes Bemühen sichtbar, den Schaden zu begrenzen. Zeigt der Mann im Verfahren den Willen, an der Wiedergutmachung mitzuwirken, wirke sich das auch mildernd aus.

4. Wer muss die Kosten für den Schaden übernehmen?

Geht man davon aus, dass der 18-Jährige mit dem Wegwerfen der Zigarette fahrlässig gehandelt hat, wird er schadenersatzpflichtig, sagt Andreas Kletečka, Professor für Zivilrecht und Schadenersatzexperte an der Universität Salzburg. Der oder die geschädigten Waldbesitzer können dann den Schaden einklagen. Hat der Verursacher das Geld nicht, kann der Exekutionstitel nicht vollstreckt werden – dann wird der junge Mann bis aufs Existenzminimum gepfändet. Ihm bleibt dann noch die Möglichkeit, in Privatinsolvenz zu gehen. Das bedeutet, dass er sich eine gewisse Zeit – üblich sind sieben Jahre – auf das Existenzminimum setzen lässt. Danach bekommt er den Rest der Schulden erlassen. Haben die Waldbesitzer eine Versicherung, die auch Waldbrand umfasst, können sie auf diese Weise Ersatz bekommen.

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