ÖIAG-Machtspiele: Gefahr für die Telekom Austria

INTERVIEW MIT �IAG-CHEF KEMLER
INTERVIEW MIT �IAG-CHEF KEMLER(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
  • Drucken

Staatsholding-Vorstand Rudolf Kemler versucht, den Syndikatsvertrag zwischen der ÖIAG und America Movil zu retten.

Wien. Eigentlich hätte Rudolf Kemler mit der Neuordnung der von ihm geleiteten ÖIAG alle Hände voll zu tun. Das Konzept für eine Kompetenzerweiterung der Staatsholding, die derzeit nur Beteiligungen an der Telekom Austria, der Post und der OMV hält, liegt schon seit Längerem auf dem Tisch des zuständigen Finanzministers, Michael Spindelegger. Jetzt hat freilich das Hypo-Desaster – die Abbaugesellschaft soll auch der ÖIAG untergeordnet werden – Priorität.

Dennoch ist Kemler voll an einer anderen Front gefordert, die nicht weniger Einsatz verlangt. Schließlich geht es um die Zukunft der Telekom, eines Schwergewichts der heimischen Wirtschaft und der Börse. Um den Einfluss des Staates, der über die ÖIAG 28,4 Prozent besitzt, auch künftig abzusichern, ist ein Syndikat mit dem zweiten Großaktionär, der America Movil von Carlos Slim, geplant. So weit, so gut, zumal auch die Mexikaner diese Allianz wollen.

Bei der ÖIAG heißt es zwar, dass die Gespräche noch gar nicht offiziell laufen. In den wesentlichen Eckpunkten gibt es aber bereits eine Einigung. So etwa beim abgestimmten Stimmverhalten bei wichtigen Vorhaben wie etwa Kapitalerhöhungen. Auch der Erhalt der Konzernzentrale und der Forschungsaktivitäten in Österreich sei akkordiert. Aber auf den letzten Metern tun sich plötzlich Hürden auf, die, so heißt es in Konzernkreisen, weniger mit Sachfragen denn mit Machtkämpfen zu tun haben. Die Österreicher verlangen nämlich weitgehende Mitsprache- und Vetorechte, die die Mexikaner nicht akzeptieren wollen und können. Slim hat der kapitalschwachen Telekom schon eine milliardenschwere Finanzspritze in Aussicht gestellt – einen Knebelvertrag würde er im Gegenzug nicht akzeptieren.

Die Pikanterie an dem Konflikt: Die Pfeile kämen, so heißt es, aus jenen Teilen des ÖIAG-Aufsichtsrats, der seit jeher als verlängerter Arm der Industriellenvereinigung kritisiert wird. Ein letztes Rückzugsgefecht sei das, angesichts der Regierungspläne: Das bisherige Modell, mit dem sich der Aufsichtsrat aus sich selbst erneuert, wird mittels einer für Juni geplanten Gesetzesnovelle abgeschafft. Künftig soll wieder der Staat, also die Regierung, Vertreter entsenden.

„Komödie der Eitelkeiten“

Damit verlieren die bisherigen zehn Kapitalvertreter (Maria Elisabeth Schaeffler ist vor Kurzem ausgeschieden) ihre Funktion – und Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf die Chance, Peter Mitterbauer als ÖIAG-Präsident nachzufolgen.

Es sei nichts anderes als eine „Komödie der Eitelkeit“, ätzt ein Beobachter über den Schlagabtausch. Sollte allerdings das Syndikat tatsächlich scheitern, hätte das für die Telekom fatale Folgen.

„Ein Krieg zwischen zwei Großaktionären ist eine tödliche Kombination“, heißt es bei der Telekom. Das würde den Konzern, der eine klare Vorwärtsstrategie nötiger denn je braucht, komplett lähmen. Bei der Telekom wird sogar das Schreckensszenario nicht ausgeschlossen, dass Slim verärgert sein Aktienpaket von 26,8 Prozent wieder auf den Markt wirft.

Das weiß auch Rudolf Kemler und versucht, die Leute in den eigenen Reihen einzufangen. Viel Zeit bleibt ihm dafür nicht: Am Freitag tagt der ÖIAG-Aufsichtsrat – und da soll der Syndikatsvertrag schon vorliegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mexican billionaire Carlos Slim smiles during a presentation in Mexico City
Österreich

Telekom Austria: Slim und ÖIAG wollen Kräfte bündeln

Der mexikanische Großaktionär Carlos Slim will im Zuge der Kapitalerhöhung die Mehrheit am Konzern übernehmen. Über ein Syndikat will er alle künftigen Entscheidungen im Gleichschritt mit der Staatsholding treffen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.